Pierre Samuel du Pont de Nemours
Pierre Samuel du Pont de Nemours [pjɛːʀ saˈmɥɛl dyˈpɔ̃ dənəˈmuːʀ] (* 14. Dezember 1739 in Paris; † 6. August 1817 in Eleutherian Mills, Delaware, USA) war ein französischer Nationalökonom.
Leben
Ausbildung
Pierre Samuel du Pont de Nemours war der Sohn des Pariser Uhrmachers Samuel du Pont de Nemours (1708–1776) und Anne Alexandrine de Montchanin (1718–1756).[1][2]
Auch er lernte zunächst das Uhrmacher-Handwerk von seinem Vater, beschäftigte sich aber dann auf Drängen seiner Mutter intensiv mit den Geisteswissenschaften. Pierre Samuel du Pont widmete sich den klassischen Studien der Nationalökonomie und wurde Anhänger der Lehre von François Quesnay, zu dessen Verbreitung er außerordentlich viel beitrug.
Er redigierte das Journal de l’agriculture, die Éphémérides du citoyen und schrieb Physiocratie, ou constitution naturelle du gouvernement le plus avantageux au genre humaine (Paris 1768, 2 Bände), ein Werk, in welchem die Anschauungen der physiokratischen Schule dargelegt sind und das dieser Schule den Namen gab.
1766 heiratete er Nicole Marie Le Dee de Rencourt (1743–1784), seine erste Ehefrau. Das Paar hatte drei Kinder, Victor Marie du Pont de Nemours (1767–1827), Paul François du Pont de Nemours (1769–1770) und Eleuthère Irénée du Pont de Nemours (1771–1834).[3][4]
Aufstieg
Im Jahre 1774 folgte er einer Einladung des polnisch-litauischen Königs, Stanislaus II. August Poniatowski und half vor Ort bei der Organisation des Bildungssystems.[5]
Ende der 1770er Jahre wurde er Wirtschaftsberater von Jacques Necker. Während der wirtschaftlichen Staatskrisen des vorrevolutionären Frankreichs übernahm am 3. November 1783 Charles Alexandre de Calonne sein Amt als Generalkontrolleur der Finanzen, Contrôleur général des finances unter der Regentschaft von Ludwig XVI. Du Pont de Nemours wurde Wirtschaftsexperte in der Regierung von Calonne, Commissaire général du Commerce.[6] Mit Antoine Laurent de Lavoisier zusammen arbeitete er ab 1785 im Ausschuss der Landwirtschaftsverwaltung, Comité d’Administration de l’Agriculture.
Zu Beginn der 1780er Jahre wurde er auch mit in die Verhandlungen um den britisch-französischen Handelsvertrag von 1786 einbezogen. Im Jahr 1786 wurde er zum Counseiller d’Etat von Ludwig XVI. ernannt. Im folgenden Jahr wurde er zum Sekretär der Assemblées des notables in Versailles einberufen.
Revolution
Er war für den Dritten Stand Abgeordneter in der Assemblée nationale constituante (1789–1791) und Mitglied in der Gesellschaft der Dreißig. Später schloss er sich den gemäßigten Girondisten an. Als er 1791 ohne Einkünfte war, gewährte ihm Lavoisier einen Geldvorschuss, um die Druckerei im Hôtel de Bretonvilliers zu erwerben. Es war die ehemalige Druckerei der Ferme générale, die kürzlich abgeschafft worden war.
Nach der Übernahme der Macht durch Maximilien de Robespierre, wurde im Juli 1794 auch Pierre Samuel du Pont als „Reaktionär“ (réactionnaire) verhaftet. Er entkam der Guillotine durch den Sturz Robespierres. Im Jahre 1795 wurde er als Abgeordneter in den Rat der Fünfhundert gewählt. Nach dem Staatsstreich vom 4. September 1797 wurde er dann erneut für eine Nacht verhaftet.
Bei der Regierung wegen seiner Tätigkeit missliebig geworden, musste er auswandern und kehrte erst nach Turgots Berufung zum Finanzminister nach Frankreich zurück. In untergeordneter Stellung dessen treuer Gehilfe, wurde er beim Sturz Turgots von den Geschäften entfernt und erst unter Calonne als Staatsrat wieder angestellt. Als Mitglied der Nationalversammlung gab er besonders bei finanziellen Fragen seine Stimme ab.
Politik
Nach der Hinrichtung von Antoine Lavoisier im Jahre 1794 zeigte er Interesse an einer Beziehung zu dessen Witwe Marie Lavoisier, die aber sein Werben zugunsten von Benjamin Thompson zurückwies.
Seine zweite Ehefrau wurde die seit 1786 verwitwete Marie Francoise Robin Poivre, geborene Marie Françoise Robin de Livet (1748–1841).[7][8] Pierre Samuel du Pont de Nemours heiratet die literarisch gebildete Frau am 27. September 1795. Aus ihrer ersten Ehe mit Pierre Poivre hatte sie drei Kinder: Marie Poivre (1768–1787), François Julienne Ile-de-France Poivre (1770–1845) und Sarah Poivre (1773–1814).
Später Mitglied des Rats der Alten (Conseil des Anciens, siehe auch Direktionalverfassung), musste er als heftiger Gegner der Fraktion der Jakobiner in den Vereinigten Staaten um Asyl suchen und kehrte erst nach dem Staatsstreich des 18. Brumaire VIII, also nach dem 9. November 1799, nach Frankreich zurück, wo er das Direktorium mehrerer gemeinnütziger Anstalten, namentlich das der Bank der Handelskammer, übernahm.
1802 wurde Pierre Samuel du Pont für die Verhandlungen zum Louisiana Purchase (vente de la Louisiane) gewonnen, einem Vorgang, der es den USA im Jahre 1803 ermöglichte, die ehemalige Kolonie Louisiana von Frankreich zu erwerben. Präsident Thomas Jefferson hatte zunächst verfassungsrechtliche und auch politische Bedenken. Auch der französische Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord war strikt gegen den Verkauf, weil er darin ein Ende der französischen Geheimpläne zur Übernahme Nordamerikas sah. Du Pont lebte zu jener Zeit wieder in den USA und hatte enge Verbindungen sowohl zu Jefferson als auch zu einflussreichen politischen Kreisen in Frankreich. Während eines Privataufenthalts in Frankreich nahm er Verbindung zu Napoléon Bonaparte auf.
Nach dessen Sturz wurde er im Jahr 1814 zum Sekretär der provisorischen Regierung und dann von Ludwig XVIII. zum Staatsrat ernannt, begab sich aber bei Napoleons Rückkehr wieder nach Amerika, wo er sich mit seinen Söhnen am Delaware niederließ. Allgemein geachtet starb Pierre Samuel du Pont im Jahre 1817.
Sein zweiter Sohn, Victor Marie du Pont de Nemours (1767–1827), absolvierte eine diplomatische Laufbahn und war unter anderem als Konsul von Frankreich in den Vereinigten Staaten tätig. Sein dritter Sohn, Eleuthère Irénée du Pont, gründete die E. I. du Pont de Nemours and Company.
Werk
- Philosophie de l’univers (3. Aufl., Paris 1799).
- Die meisten in periodischen Schriften etc. zerstreuten Abhandlungen erschienen gesammelt als Opuscules morales et philosophiques (Paris 1805; einige davon im 2. Bd. der Collection des principaux économistes, ebd. 1846).
- Er gab die Œuvres de Turgut (Paris 1809, 9 Bde.) heraus.
Literatur
- Gustav Schelle: Du Pont de Nemours et l'ecole physiocratique. Paris 1888.
- James J. MacLain: The Economic Writings of Du Pont de Nemours. Cranbury/New Jersey, London 1977.
Weblinks
- Werke von und über Pierre Samuel du Pont de Nemours in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Hagley Museum and Library. Biographie in englischer Sprache
- Kurzlebenslauf in deutscher Sprache bei der Akademie von Caen
- Pierre Samuel du Pont de Nemours im Stammbaum-Wiki
Einzelnachweise
- Genealogie der Eltern
- Biographie auf der Unternehmens-Webseite Dupont
- Genealogie der ersten Ehefrau
- Übersicht über die Familie
- Jacek Jędruch: Constitutions, elections, and legislatures of Poland, 1493-1977: a guide to their history. University Press of America. (1982). S. 164. Abgerufen am 13. August 2011.
- Louis-Gabriel Michaud: Bibliographie universelle, ancienne et moderne. (1843), Bd. 12, S. 33–34.
- Genealogie von Marie Francoise Robin und Pierre Poivre, S. 7 (Memento des Originals vom 30. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 160 kB)
- Genealogie der zweiten Ehefrau.