Lago d’Averno
Der Lago d’Averno (volksetymologisch gräzisiert Άορνος [λίμνη] Áornos [límnē] ‚See ohne Vögel‘) liegt im Westteil der Stadt Pozzuoli, westlich von Neapel, und ist Teil der Phlegräischen Felder. In der Mythologie, insbesondere der Aeneis des Vergil, ist der See ein Eingang in die Unterwelt.
Lago d’Averno | ||
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Lago d’Averno | ||
Geographische Lage | Metropolitanstadt Neapel, Region Kampanien, Italien | |
Daten | ||
Koordinaten | 40° 50′ 18″ N, 14° 4′ 30″ O | |
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Geschichte
Während der römischen Bürgerkriege war der Averner See zeitweise Standort einer geheimen Schiffswerft, um Kriegsschiffe gegen Sextus Pompeius zu bauen. Der Averner See war vom Meer aus nicht einsehbar, hatte aber über den Lago Lucrino eine Verbindung mit dem Mittelmeer. 36 v. Chr. (nach der Niederlage von Sextus Pompeius) wurde die Werft mitsamt der Flotte in das nahe Misenum verlegt, da zum Verbergen kein Grund mehr bestand. Der römische Dichter Vergil erwähnte die Felder in seinem Werk Aeneis.
Der Lago d’Averno wurde als ein Teil des Portus Julius, des zentralen Kriegshafens des Römischen Kaiserreiches, genutzt. Vom See führte die Grotta di Cocceio, ein antiker, rund einen Kilometer langer Tunnel, nach Cumae. Als Architekt des Tunnels gilt Lucius Cocceius Auctus, der von Agrippa in seiner Eigenschaft als Heerführer des Kaisers Augustus dazu beauftragt worden war.[1] Er diente der Verbindung der Stadt mit dem Kriegshafen. Er war bis 1940 benutzbar und wurde erst im Zweiten Weltkrieg zerstört. Beim letzten Vulkanausbruch in den Phlegräischen Feldern anno 1538 in unmittelbarer Nähe des Sees wurde die Verbindung zum Meer zugeschüttet, zurück blieb ein kreisrundes Maar – der See in seiner heutigen Form. Bei diesem Ausbruch, der zehn Tage andauerte, entstand außerdem der Monte Nuovo.
Die Seeufer wurden in römischer Zeit mit Villen bebaut, um sie wurden Weinberge angelegt. Ein Tempel des Apollo ist als Ruine erhalten. Im 18. und 19. Jahrhundert waren See und Ruinen ein beliebtes Motiv der romantischen Landschaftsmalerei.
Der See war in Privatbesitz und gehörte einer Gesellschaft, die an seinem Ufer einen Country Club betreibt. Die Gesellschaft wurde 2008 von einem Unternehmer aufgekauft, der unter dem Verdacht der Zugehörigkeit zur organisierten Kriminalität steht. Sein Vermögen einschließlich der Gesellschaft und des Sees wurde 2010 vom italienischen Staat nach einem Gerichtsbeschluss eingezogen.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- Werner Müller: Architekten in der Welt der Antike. Koehler & Amelang, Leipzig 1989, ISBN 3-7338-0096-6, S. 150.
- Spiegel Online: Italienische Polizei beschlagnahmt einen See, 10. Juli 2010