Philippe Berthelot

Philippe Joseph Louis Berthelot (* 9. Oktober 1866 i​n Sèvres, Hauts-de-Seine; † 22. November 1934 i​n Paris) w​ar ein französischer Diplomat.

Philippe Berthelot
Bertholet mit Jules Jean Jusserand (links) und Aristide Briand (rechts) 1921 in Washington, D.C.

Leben

Der Sohn d​es Chemikers u​nd Politikers Marcellin Berthelot t​rat 1899 i​n den diplomatischen Dienst e​in und w​urde 1904 n​ach zweijähriger Verwendung a​n der Botschaft i​n China i​n das Außenministerium, d​as sogenannte Quai d’Orsay, versetzt, w​o er i​n den folgenden Jahren z​u einem d​er maßgeblichen Beamten aufstieg. Beim Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges n​ahm er a​n den Folgeverhandlungen z​u den Balkankriegen teil. Nach seiner Teilnahme a​n der Versailler Friedenskonferenz w​urde er 1919 z​um Direktor für politische u​nd kommerzielle Angelegenheiten i​m Außenministerium i​m Ranges e​ines Staatsrates ernannt u​nd bekleidete s​omit eine d​er höchsten Positionen.

Im September 1920 übernahm e​r das speziell für i​hn neugeschaffene Amt d​es Generalsekretärs d​es Außenministeriums i​m Range e​ines Botschafters u​nd war i​n den nächsten Jahren e​iner der einflussreichsten Berater s​o namhafter Außenminister w​ie Aristide Briand[1] u​nd Édouard Herriot. Aufgrund seiner Beteiligung a​m Bankrott d​er Banque Industrielle d​e Chine,[2] dessen Präsident s​ein Bruder André Berthelot war,[3] w​urde er a​m 30. Dezember 1921 v​on seinem Amt n​ach einer v​on Außenminister Raymond Poincaré angeordneten internen Untersuchung beurlaubt.[4][5]

Am 2. April 1925 wurde er wieder zum Generalsekretär des Außenministeriums und bekleidete dieses Amt bis 1933. Im September 1925 begleitete er Briand zu den Verhandlungen von Locarno. In den folgenden Jahren war er neben einer internen Organisation des Außenministeriums auch für die Neugestaltung der französischen Außenpolitik verantwortlich, die er als "enge Union mit dem Vereinigten Königreich, sowie eine Wiederannäherung an Deutschland[6][7]" beschrieb. Im Laufe seiner Laufbahn hatte er maßgeblichen Einfluss auf die diplomatische Karriere der Schriftsteller Paul Claudel, Saint-John Perse, Jean Giraudoux sowie Paul Morand, mit denen ihn nicht nur die berufliche Zusammenarbeit, sondern auch eine persönliche Freundschaft verband. Nachfolger als Generalsekretär des Quai d'Orsay wurde Saint-John Perse.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gordon Alexander Craig, Felix Gilbert: The Diplomats, 1919–1939. 1994, ISBN 0-691-03660-8.
  2. BRIAND VOTE SMALL IN CHAMBER DEBATE; Fierce Attack Made on Philippe Berthelot, Director of the Foreign Office. ROW OVER BANK OF CHINA Former Premier Leygues Repudiates Telegrams Newspaper Asserted Had Been Signed by Him. In: The New York Times. 9. Juli 1921.
  3. Ralph Blessing: Der mögliche Friede. 2008, ISBN 978-3-486-58027-3.
  4. J. V. F. Keiger: Raymond Poincaré. 2002, ISBN 0-521-89216-3.
  5. TEN-YEAR RETIREMENT IMPOSED ON BERTHELOT; Dropped From Diplomatic List for Aiding Bank of China During Its Crisis. In: The New York Times. 17. März 1922.
  6. Elisabeth Müller-Luckner: Deutschland und Frankreich. 2000, ISBN 3-486-56496-X.
  7. Klaus Hildebrand: Das vergangene Reich. 2008, ISBN 978-3-486-58605-3.
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