Britannicus (Racine)
Britannicus ist eine Tragödie in fünf Akten von Jean Racine. Die Premiere war am 13. Dezember 1669 im Hôtel de Bourgogne in Paris. Das Stück besteht aus 1768 Alexandrinern. Der Autor hatte es dem Herzog von Chevreuse gewidmet.
Daten | |
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Titel: | Britannicus |
Originaltitel: | Britannicus |
Gattung: | Tragödie |
Originalsprache: | französisch |
Autor: | Jean Racine |
Uraufführung: | 13. Dezember 1669 |
Ort der Uraufführung: | Hôtel de Bourgogne, Paris |
Ort und Zeit der Handlung: | Rom anno 55 n. Chr. im Palast des Nero |
Personen | |
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Inhalt
- 1
Der 18-jährige Nero, seit einem reichlichen Jahr römischer Kaiser, will nichts von seiner Gattin Octavia wissen und lässt nachts durch seine Wachen Prinzessin Junia[A 1], die Braut seines 14-jährigen Stiefbruders Britannicus, entführen und in seinen Palast verschleppen. Neros Mutter Agrippina sorgt sich um Britannicus. Durch ihre Arglist, gesteht sie insgeheim ein, wurde der Junge um den Kaiserthron betrogen. Jedenfalls möchte Agrippina von Nero den Grund des nächtlichen Raubes wissen. Das ist nicht einfach. Auch der Mutter ist der junge Kaiser überdrüssig. Britannicus will mit seiner inhaftierten Braut sprechen und benötigt dazu die Erlaubnis des Kaisers. Er bedient sich hierbei seines Lehrers Narcissus.
- 2
Nero gesteht Narcissus, er liebe Junia trotz aller Gewissensbisse. Narcissus äußert dazu einen festen Standpunkt: „Befehlt, daß man Euch lieb, so werdet Ihr geliebt.“[1] Er weiß, was der Kaiser von Junia will, dient sich beim Imperator an und will Britannicus hintergehen. Nero nimmt solchen Verrat unkommentiert hin und lässt den Stiefbruder vor. Mit großer Geste teilt er Junia mit, er wolle sie ehelichen. Junia artikuliert ihr Erstaunen. Als Staatsverbrecherin in den Kaiserpalast verbracht, soll sie auf einmal den Bräutigam nicht mehr lieben dürfen. Nero will Britannicus am Leben lassen, wenn sich Junia von ihm lossagt. Es müsse aber so aussehen, dass die Abfuhr nicht vom Kaiser befohlen wurde. Nero wolle als Lauscher Junias Worte und Mienen überwachen. Junia bittet den Herrscher vergeblich, den Geliebten nicht mehr sehen zu müssen.
Während der arrangierten Begegnung eröffnet Junia dem Britannicus, dass Nero lauscht. Tief enttäuscht klagt Britannicus: „Gefällt Euch Nero schon? Ward ich bereits Euch leid?“[2]
- 3
Burrhus, ein Protegé Agrippinas, vermittelt zwischen dem Kaiser und seiner Mutter. Nero gesteht seinem Erzieher Burrhus: „Ich liebe, weil ich muß.“[3] Burrhus widerspricht, geht zu Agrippina und empfiehlt ihr diplomatisches Vorgehen. Nero müsse den Weg zu Octavia zurückfinden. Narcissus, vom Kaiser angestachelt, soll Britannicus noch mehr leiden lassen. So verneint Narcissus die Frage, ob Britannicus die Geliebte wieder sehen darf: „Unmöglich, Herr, sie hört, was ihr im Augenblick der neue Liebste schwört.“[4] Doch Junia erscheint. Unter vier Augen beklagt Britannicus sein Schicksal. Er wurde von der Geliebten verlassen. Junia stellt richtig: „Nero hat uns belauscht, Nero zwang mich zu lügen.“[5] Zudem erkennt Junia die Gefahr und fordert den Geliebten vergeblich zur Flucht auf. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Nero kommt hinzu und kehrt den Herrscher heraus. Der Kaiser droht nicht nur Strafen an, sondern lässt das Brautpaar getrennt in seinem Palast bewachen.
- 4
Neros rüdes Vorgehen ruft Agrippina auf den Plan. Sie macht dem Sohn Vorhaltungen. Junia sei Britannicus versprochen und möge den Gatten wählen. Der Kaiser begehrt gegen die Mutter auf. Er will nicht länger ihr Sprachrohr und Werkzeug bleiben.
Auf einmal gibt Nero nach und schwenkt sogar um. Er kündigt die große Versöhnungsfeier mit dem Stiefbruder an. Sobald die Mutter fort ist, schlägt Nero ganz andere Töne an. Britannicus soll ermordet werden. Narcissus hat von Lucusta den Giftbecher bereits mischen lassen. Nero zaudert. Werden die Römer ihn wohl Giftmischer nennen? Narcissus packt den Zauderer an einem Schwachpunkt. Will Nero ewig der Mutter gehorchen? Der Meuchelmord ist nun für Nero beschlossene Sache.[6]
- 5
Britannicus atmet auf. Der Stiefbruder will sich mit ihm versöhnen. Junia fürchtet einen Fallstrick. Agrippina glaubt an den guten Willen des Sohnes, so scheint es.
Nachdem Britannicus vergiftet wurde, verweist Nero auf eine chronische Erkrankung als Todesursache. Im Beisein von Narcissus und Burrhus nennt Agrippina ihren Sohn einen Mörder. Nero bekommt Junia nicht. Ihr gelingt die Flucht in den Tempel der Vesta. Narcissus, der die Flüchtende aufhalten willen, wird aus der Volksmenge heraus erstochen. Ein Stoßseufzer des Burrhus, gerichtet an Agrippina, beschließt das Stück: „Ihr Götter. gebt, daß dies sein [Neros] letzter Frevel bleibe!“[7]
Rezeption
Schröder stellt im Nachwort der verwendeten Ausgabe klar, Racine zeigt dem Zuschauer einen verbrecherischen, feigen Kaiser.[8]
Literatur
Verwendete Ausgabe
- Racine: Britannicus. S. 89–161 in Rudolf Alexander Schröder: Gesammelte Werke. Sechster Band. Corneille / Racine / Molière. In deutschen Alexandrinern. Suhrkamp, Berlin 1958, 794 Seiten, ohne ISBN
Andere deutsche Nachdichter
- Adolf Laun bei Gutenberg-DE
- Max Kapp
- Simon Werle, Übersetzer: Berenike. Britannicus. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1987 (1. Aufl., 134 Seiten). ISBN 3-88661-083-7
- Karl Theodor Gaedertz, Übersetzer: Britannicus. Trauerspiel in 5 Aufzügen. Reclam jun (RUB 1293), Leipzig vor 1917, 60 Seiten
- Barbara Mitterer, Übersetzerin: Britannicus. Französisch/deutsch. Reclam (RUB 1293), Stuttgart 1993, 223 Seiten, ISBN 3-15-001293-7
Weblinks
Anmerkung
- Junia und ihr Bruder Silanus sind Nachfahren (Ururenkel) von Augustus (Verwendete Ausgabe, S. 759, 5. Z.v.o.). Die Schwestern Iunia Calvina und Iunia Silana waren zwar Ururenkelinnen des Augustus, doch müssten beide anno 55 mit dreißig beziehungsweise sogar vierzig Jahren als Bräute für den vierzehnjährigen Titelhelden zu bejahrt gewesen sein.
Einzelnachweise
- Verwendete Ausgabe, S. 107, 4. Z.v.u.
- Verwendete Ausgabe, S. 118, 11. Z.v.u.
- Verwendete Ausgabe, S. 120, 3. Z.v.u.
- Verwendete Ausgabe, S. 128, 4. Z.v.o.
- Verwendete Ausgabe, S. 129, 13. Z.v.u.
- Verwendete Ausgabe, S. 149, 7. Z.v.o.
- Verwendete Ausgabe, S. 161, 1. Z.v.o.
- Verwendete Ausgabe, S. 757