phæno
phæno – Die Experimentierlandschaft ist ein Science Center in Wolfsburg (Niedersachsen) der phaeno gGmbH.
Daten und Fakten
Wissenschaftsmuseum
Das Bauwerk wurde von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid entworfen, sollte 67 Millionen Euro kosten[1] und wurde in Projektpartnerschaft mit dem Lörracher Architekturbüro Mayer Bährle realisiert. Nach etwas mehr als vier Jahren Bauzeit wurde die Dauerausstellung am 24. November 2005 eröffnet. Über 350 interaktive Experimentierstationen (davon rund 40 von Künstlern gestaltet) machen Naturwissenschaft und Technik mit verschiedenen Sinnen erfahrbar. Die etwa 9000 Quadratmeter große Ausstellung ist untergliedert nach den Leitthemen „Leben, Sehen, Energie, Dynamik, Spürsinn, Mathe“. Wechselnde Sonderausstellungen ergänzen die Themen.
Entsprechend dem pädagogischen Konzept, wonach ein spielerischer Umgang mit den Phänomenen das Begreifen am besten fördert, gibt es keinen vorgeschriebenen Parcours. Einfache Experimentieranordnungen fordern die Besucher dazu auf, die jeweilige Funktionsweise durch Nachdenken und nicht nur durch bloßes Ausprobieren zu verstehen. Schau- und Texttafeln (deutsch und englisch) erklären an jeder Station den jeweiligen Vorgang. Im Erdgeschoss befinden sich der Eingangsbereich, das Ideenforum, das Wissenschaftstheater und ein Restaurant, darüber liegt das Hauptgeschoss, die „Experimentierlandschaft“. 2013 zählte das phæno rund 260.000 Besucher.[2] Es ist anerkannter außerschulischer Lernort.
Architektur
Der wuchtige, aber sehr dynamisch konzipierte Baukörper wurde im Wesentlichen aus Beton und Stahl hergestellt. Trotz seiner 27.000 Kubikmeter Beton erweckt das Gebäude außen wie innen einen fließenden und schwebenden Eindruck. Die Höhe des Baus beträgt 16 m; er erstreckt sich über eine Länge von 170 m. Zehn kegelförmige Betonpfeiler („cones“) mit einem Durchmesser von bis zu sieben Metern tragen das Gebäude. Die Stützpfeiler schaffen einen höhlenartigen Raum für Veranstaltungen im Freien. Die Kegel sind nicht massiv, sondern hohl gebaut und bieten verschiedene Funktionen an, wie etwa ein Wissenschaftstheater oder ein kleines Restaurant. Im Inneren des Gebäudes verändern sich mit jedem Schritt die Perspektiven durch schräge Wände, ein geknicktes und unverdecktes Stahlträger-Dachtragwerk, kursive Sichtschlitze in massiven Sichtbetonmauern und schräge Nischen. Die allseitige Dynamik des Gebäudes soll der Architektin Zaha Hadid nach eine geistige Offenheit und Beweglichkeit fördern.
- Architektur des phæno
- Unter dem phæno
- phæno nachts
- Übergang zwischen phæno und Autostadt
Stiftung phæno
Die Stadt Wolfsburg ist Initiator des Projekts. Bauherr ist die Neuland Wohnungsgesellschaft mbH als scheinprivater Bauträger. Sie hat die Einrichtung der Stiftung phæno übergeben, die sich dem Erhalt der Ausstellung widmet. Hauptstifter ist die Stadt Wolfsburg.[3] Ziel der Stiftung phæno ist die unentgeltliche Bereitstellung des Gebäudes, von Erstausstattung an Inventar und Exponaten sowie die Schaffung eines Forums für Begegnungen zur Erforschung, Lehre und Anwendung von Naturwissenschaften und Technik.
Geschäftsführer des Betreibers phaeno gGmbH war bis September 2013 Wolfgang Guthardt, ehemaliger Stadtrat und Kulturdezernent der Stadt Wolfsburg und Initiator des phæno. Zum Oktober 2013 wurde die Geschäftsführung von Michel Junge übernommen. Von Joe Ansel stammt das Konzept der Erstausstattung des interaktiven und themenbezogenen „Science Centers“ phæno.
Ausführung und Kritik
Zum Einsatz kam ein neuartiger und in Deutschland erstmals in einer solch großen Baumasse im Hochbau eingesetzter selbstverdichtender Beton. Probleme bei der Bemessung, der Bauausführung und der Betonzusammensetzung erforderten eine der größten Sanierungen an fertigen Beton-Baukörpern. Viele Quadratmeter tragender Wände im Stützkegel 6 mussten durch neuen Beton und neue Bewehrung ersetzt werden, womit in bautechnischer Hinsicht auch das phæno selbst zu einer „Experimentierlandschaft“ geworden war.[4]
Die Kosten für Planung, Gebäude, Tiefgarage, Anbindung an die Stadtbrücke (über den Mittellandkanal zur Autostadt), Exponate sowie für sonstige Ausstattung stiegen von 67 Mio. (2000)[5] über 79 Mio. (2005) auf 90 Mio. Euro (2010)[6] an. Sie sind zum Großteil von der Stadt Wolfsburg zu tragen.[7] Durch die hohen Gebäudekosten in Relation zu den Kosten der Bildungselemente ist dieser anerkannte außerschulische Lernort mit der schlechten Kosten-Nutzen-Relation für die Bildung in die Kritik geraten.[8] Eine nennenswerte Refinanzierung durch Veranstaltungen ist nicht zu erwarten.[9]
Filme
- Phaeno, das Gebäude „Landschaft“. Dokumentation, Frankreich, 2006, 26 Min., Regie: Richard Copans, Produktion: arte France, Reihe: Baukunst, deutsche Erstausstrahlung: 14. September 2009, Inhaltsangabe (Memento vom 9. Oktober 2009 im Internet Archive) von arte
- Im Film The International von Tom Tykwer ist das phæno als die Zentrale eines italienischen Waffenkonzerns zu sehen. Das Gebäude ist aber virtuell an den Lago d’Iseo vor eine beeindruckende Bergkulisse gesetzt worden.[10] (Stelle im Film: 1:30:15 Std.)
- Das Gebäude wurde in der Katastrophenfilm-Parodie Helden – Wenn dein Land dich braucht als Kommandozentrum eines Teilchenbeschleunigers verwendet.[11]
Siehe auch
Weblinks
Bilder und Filme
- Fotos vom Phæno
- Diaschau des phæno-Museums im Rohbau, Juni 2004 (QuickTime Movie; 732 kB)
- Video: Zaha Hadid eröffnet das Phaeno, 24. November 2005
- Bilderstrecke
Einzelnachweise
- Diskussion Kostenrelation (Memento vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)
- Pressemitteilung des phæno zum Jahr 2013, abgerufen am 15. März 2014
- Beschreibung bei six4.bauverlag.de (Memento vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive), abgerufen am 11. Dezember 2014
- Die Welt „Betonklunker. Wolfsburg hat sich ein „Science Center“ geleistet. Es hätte besser in Stadtreparatur investiert.“
- Planbaukosten (Memento vom 13. Dezember 2014 im Internet Archive)
- Kostensteigerung
- Kosten 2015
- "Es wird kein zweites Phaeno geben"
- Veranstaltungskalender (Memento vom 19. Mai 2015 im Internet Archive)
- Das phæno erscheint im Film The International als Zentrale des fiktiven Rüstungskonzerns „Calvini Defense“, wurde allerdings durch Filmtricks an einen See in Italien verlegt.
- „Helden“: RTL-Katastrophenfilm mit Lauterbach Jaenicke - SPIEGEL ONLINE