Pfarrkirche St. Antonius von Padua (Wien)
Die Antoniuskirche ist eine dem heiligen Antonius von Padua geweihte ehemals römisch-katholische und seit 2014 rumänisch-orthodoxe Pfarrkirche in der Pouthongasse im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus.
Geschichte
Am 27. November 1894 wurde die von Ludwig Zatzka erbaute Kirche dem heiligen Antonius von Padua geweiht und war Bestandteil des St. Antonius Armen- und Krankenasyls. Das Asyl wurde von den Barmherzigen Schwestern[1] geführt und umfasste neben den heute noch bestehenden Gebäuden (Pfarrkirche und Pfarrhaus) einen Gebäudekomplex samt Gartenanlagen, welcher im Norden bis zur Hütteldorfer Straße reichte und im Osten und Westen durch die Tannengasse und die Pouthongasse begrenzt wurde.[2] Sowohl Asyl als auch Gartenanlagen existieren heute nicht mehr.
Im Jahr 1904 wurde der Kirchenbau erweitert, wodurch die Kirche ihre heute noch bestehenden zwei Glockentürme erhielt und somit ihr äußeres Erscheinungsbild einer Klosterkirche verloren hat.[3]
Am 1. September 1939 wurde aus dem bestehenden und die Antoniuskirche umgebenden Pfarrgebiet der Pfarre „Neufünfhaus“ ein eigenes der Antoniuskirche zugeordnetes Pfarrgebiet herausgeschnitten. Durch diese Maßnahme war es Theodor Kardinal Innitzer möglich, einen weiteren Priester zum Pfarrer einer Pfarre zu ernennen und so vor dem Zugriff durch die deutsche Wehrmacht zu schützen.[4] Seither ist das Pfarrgebiet durch folgende Straßenzüge begrenzt: Schweglerstraße, Hütteldorfer Straße, Beingasse, Felberstraße.
Bis zum Jahr 1972 waren die Barmherzigen Schwestern neben der Pfarre mit der Pflege von Kranken und alten Menschen beschäftigt. Danach wurde die Klostergemeinschaft aufgelöst. Neben dem Klosterleben bildete sich auch eine für damalige Verhältnisse sehr aktive Pfarrgemeinschaft. Viele verschiedene Gruppen und Vereine mit katholischem Hintergrund waren bzw. sind bis heute in der Pfarre angesiedelt. Beispielsweise sind zu nennen: Marianische Frauenkongregation, Legio Mariae und Vinzenverein. Weiters gab es bis in die frühen 80er Jahre einen aktiven Chor sowie mehrere Musikgruppen. Schwerpunkte lagen damals wie heute sohin im Straßenapostolat, der Betreuung von Kranken und Benachteiligten sowie in einem starken Verständnis der Liturgie im Geiste des zweiten Vatikanischen Konzils.[5]
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Pfarre am 1. September 1989 wurde das Pfarrhaus generalsaniert. Danach wurde bis zum 100-jährigen Weihejubiläum der Kirche am 27. November 1994 die Kirche außen und innen generalsaniert. Letzte wesentliche Veränderung war die Versetzung des Altares in die Mitte des Kirchenraumes um den Anforderungen des zweiten Vatikanums an die Liturgie ausreichend Rechnung zu tragen.
Im Dezember 2013 gab die Erzdiözese Wien bekannt, dass die Pfarre St. Antonius aufgelöst werden soll und das Kirchengebäude an die Rumänisch-Orthodoxe Kirche abgegeben wird.[6] Die tatsächliche Übergabe des Kirchengebäudes hat am 21. April 2014 stattgefunden. Im Zuge dieser Übergabe wurde der römisch-katholischen Gemeinde von St. Anton ein zu einer Gebetsnische auszugestaltender Raum sowie die Möglichkeit auch weiterhin Gottesdienste in der Kirche feiern zu können als auch die weitere Erhaltung und Nutzung der Orgel zugestanden. Im Zuge des diözesanen Umstrukturierungsprozesses soll die Gemeinde St. Anton in der noch zu gründenden Pfarre-Neu „Hildegard-Burjan“ gemeinsam mit den Gemeinden Rudolfsheim, Neufünfhaus, Schönbrunn-Vorpark und Akkonplatz aufgehen.[7]
Die katholische Pfarre St. Antonius von Padua wurde am 31. März 2016 aufgehoben und das Gebiet der Pfarre Rudolfsheim zugewiesen.[8]
Äußeres
Die Kirche wurde im Neuromanischen Stil erbaut. Gemeinhin war es gegen Ende des 19. Jahrhunderts weithin üblich Sakralbauten in romanischem und/oder gotischem Stil zu errichten. Öffentlich sichtbar ist lediglich die Westfassade der Kirche mit ihren zwei Türmen. Die Nord- und Südseite sind direkt verbaut (heute grenzen südlich das Pfarrhaus und nördlich ein Wohnhaus direkt an). Somit fügt sich der Kirchenbau in die Straßenzeile nahezu unbemerkt ein und gilt auch als besonderes Kleinod der sakralen Baukunst im 15. Wiener Gemeindebezirk. Die Fassade wird von einem Rosettenfenster dominiert, in dessen Zentrum sich eine Darstellung des hl. Geistes in Form einer Taube befindet. Die beiden Turmuhren sind bereits seit mehreren Jahrzehnten außer Betrieb. Die beiden Türme verfügen über je eine Glocke. Eine davon (aus dem Jahr 1655) ist auf den Nominal Cis +3 abgestimmt, was eine äußerst seltener Schlagton für Glocken aus dieser Zeit ist. Die zweite Glocke („Arme Seelen Glocke“) wurde anlässlich des 50-jährigen Pfarrjubiläums gestiftet und von Franz Kardinal König geweiht.[9]
Inneres
Im Innenraum der Kirche dominiert sowohl die neuromanische Architektur als auch die für das späte 18. Jhd. typische künstlerische Ausgestaltung des Kirchenraumes. Bautechnisch folgt die Architektur dem Prinzip einer Basilika. Sämtliche Heiligenfiguren sind aufwendig bemalt, sowohl Seiten- als auch der ehemalige Hochaltar wurden aus weißem Marmor errichtet. Besondere regionale Berühmtheit erlangte die Kirche für ihre vielfältige Reliquiensammlung sowie ihre durch ihre Klostervergangenheit begründete umfangreiche Ausstattung an liturgischen Geräten und Paramenten, welche an Hochfesten noch heute verwendet werden.
Altaranlagen
Wie in Kirchen vorkonziliaren Baualters üblich, verfügt die Antoniuskirche über mehrere Altäre. Neben dem ehemaligen Hochaltar, der neben dem Tabernakel auch die Reliquien mehrerer Heiliger (Beispielsweise: Hl. Antonius, Hl. Leopold, Hl. Stephanus) in sich trägt, existieren noch heute Seitenaltäre, die der hl. Gottesmutter Maria sowie dem hl. Josef geweiht sind. Ein besonderes Naheverhältnis besteht aufgrund der Historie zum hl. Vinzenz von Paul sowie der hl. Theresia v. Kinde Jesu. Nebst einem „Armen-Seelen-Altar“ existiert auch heute noch der ursprünglich mit einem Riemenschneider-Kreuz geschmückte Kreuzaltar. Das Original-Kreuz wurde im Zuge der Auflassung des Klosters und des Asyls von den barmherzigen Schwestern in ihr Mutterhaus mitgenommen. Heute existiert nur mehr eine Replik in der Antoniuskirche. Diese befindet sich allerdings nicht mehr über dem Kreuzaltar, sondern im hinteren Bereich der Kirche, in dem durch die Übergabe des Gebäudes an die rumänisch-orthodoxe Kirche in Österreich eine katholische Gebetsnische entstanden ist. Das Kreuz bildet darin den Mittelpunkt.
Auf der Spitze des ehemaligen Hauptaltares befindet sich unter einem Baldachin eine Statue des Hl. Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm und einer Lilie in der Hand. Es existieren in der Kirche aufgrund des Patroziniums noch weitere Darstellungen dieses Heiligen.
Der eigentliche Altar (früher Volksaltar genannt) ist seit den letzten Veränderungen des Kirchenraumes im Zentrum der Kirche aufgestellt. Eine Feier um den Altar versammelt ist seither möglich. Aufgrund der Tatsache, dass dieser Altar den liturgischen Anforderungen der orthodoxen Kirche nicht genügt, wurde er durch einen transportablen Altar ersetzt, der lediglich zu den römisch-katholischen Gottesdiensten an den Platz des vorherigen Altares gestellt wird. Die rumänisch-orthodoxen Gottesdienste werden auf einem eigenen Altar im ehemaligen Presbyterium der Kirche gefeiert. Eine Ikonostase zur Abtrennung von orthodoxem Altarraum und Bereich für das Volk wurde im März 2015 errichtet, davor dienten zwei Ikonen als vorläufige Ikonostase.
Besonders erwähnenswert ist auch das noch existierende Kommuniongitter aus weißem Marmor und teilweise vergoldeten Gusseisenelementen.
Heiligenstatuen
Die Antoniuskirche verfügt aufgrund der regen Spendentätigkeit der Gemeinde in den vergangenen 100 Jahren über eine überdurchschnittliche Anzahl an Heiligenfiguren und -darstellungen. Folgende Heilige sind in der Antoniuskirche vertreten:
Orgel
Die Orgel wurde vom Wiener Orgelbauer Johann M. Kauffmann im Jahr 1913 errichtet, nachdem die alte Orgel in die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Gugging übertragen worden war.[10] Die Orgel verfügt über 2 Manuale und Pedal sowie über ein frei stehendes Prospekt.
Kanzel
Die in der Antoniuskirche noch vorhandenen Reste der Kanzel zeigen eine neuromanische Holzkanzel mit ornamentalen Schnitzereien. Der Schalldeckel der Kanzel ist leider verschwunden. Auf Bildern in der Pfarrchronik ist seine filigrane Machart noch gut erkennbar.
Weblinks
Einzelnachweise
- Vinzenzgruppe
- Chronik der Pfarre St. Anton v. Padua Wien XV Entstehung der Kirchen- und Asylbauten
- Chronik der Pfarre St. Anton v. Padua Wien XV Erweiterung des Sakralbaus
- Chronik der Pfarre St. Anton v. Padua Wien XV Gründungsdokument des Erzbischofs von Wien
- Chronik der Pfarre St. Anton v. Padua Wien XV Aktuelle Situation
- ORF-Religion: Erzdiözese Wien verschenkt Kirche; abgerufen am 5. Nov. 2013
- Pfarre St. Antonius von Padua. (Nicht mehr online verfügbar.) Webpräsenz der Erzdiözese Wien, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 19. Juli 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Diözesanblatt der Erzdiözese Wien April 2016
- Chronik der Pfarre St. Anton v. Padua Wien XV Festschrift „50 Jahre Pfarre St. Anton von Padua Wien XV.“
- Bundesdenkmalamt (Hg.): Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich, südlich der Donau, Teil 2. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, Seite 1318, ISBN 3-85028-365-8