Pfaffengrund
Der Pfaffengrund () ist ein Stadtteil im Westen von Heidelberg, der aus dem Wohngebiet im Süden und dem Industriegebiet im Norden besteht. Typisch für den Pfaffengrund ist, neben dem überwiegend genossenschaftlichen Wohnungsbau, auch der hohe Grünflächenanteil, den kein anderer Stadtteil Heidelbergs überbieten kann.
Um 1920 entstanden in der „Pfaffengrundstraße“ die ersten Wohnhäuser, und von dort aus wuchs der Pfaffengrund bis an die heutige A 5, die auch die Grenze zu Eppelheim darstellt.
Geschichte
- Siehe auch: Geschichte Heidelbergs
Der Pfaffengrund entstand in den 1920er Jahren als genossenschaftliches Wohnviertel für die Arbeiterschaft im Stile einer Gartenstadt.
Vor 1920 war das Gelände des heutigen Stadtteils Pfaffengrund reines Ackerland. Vor- und frühgeschichtliche Funde hat man auf dem Gebiet des Pfaffengrundes bisher nicht machen können. Kiesvorkommen deuten darauf hin, dass der Neckar zu Urzeiten zeitweise durch das Areal geflossen sein muss.
Der Name des Pfaffengrunds leitet sich von dem seit dem Mittelalter bekannten Flurnamen ab, dessen Ursprung aber ungeklärt ist. Kirchenbesitz spielte eine eher unterdurchschnittliche Rolle. Der heutige Stadtteil Pfaffengrund umfasst allerdings nicht nur das Gewann Pfaffengrund, sondern auch noch eine Reihe weiterer Gewanne, deren ebenfalls bis ins Mittelalter zurückreichende Namen zu großen Teilen in Straßenbezeichnungen übernommen wurden, z. B. Im Schnepfengrund, Im Roßgraben, Im Buschgewann, Im Winkel, Im Heimgarten, Im Entenlach, Obere und Untere Rödt (=Rodung).
- 14. April 1919 Der Heidelberger Bürgerausschuss beschließt das Siedlungsgelände im Gewann Pfaffengrund, das die Stadt zu diesem Zweck gekauft hatte, der Baugenossenschaft (heute „BG Neu-Heidelberg“) zur Bebauung zu überlassen.
- Juni 1920 erste Wohnungen werden bezogen
- 12. September 1920 Siedlung Pfaffengrund wird offiziell eingeweiht
- 15. September 1922 Fertigstellung des (alten) Gesellschaftshauses im Storchenweg
- 1922 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Heidelberg Abteilung Pfaffengrund
- 1924 Freiwillige Feuerwehr Pfaffengrund erhält ihr erstes eigenes Feuerwehrhaus
- 22. April 1926 Einweihung des Schulhauses (heutige Stauffenberg-Schule)
- 20. September 1940 Abwurf einer Fliegerbombe über dem Pfaffengrund
- 31. März 1949 Gründung Kultur-Kartell Heidelberg-Pfaffengrund
- 3. März–5. September 1949 1. großes Pfaffengrunder „Siedlerfest“
- 1964 Einweihung der Albert-Schweitzer-Schule
- 1971 Fertigstellung katholisches Gemeindehaus in der Marktstraße
- 10. Oktober 1987 Umzug der Freiwilligen Feuerwehr Pfaffengrund in das neue Feuerwehrhaus am Schulplatz
- 1989 Einweihung des Anton-Klausmann-Platzes
- 15. Juni 1996 Einweihung neues Gesellschaftshaus und Jugendhaus „Röhre“ im Schwalbenweg
- 5. Juni 1998 Einweihung Wohnanlage „Christian Stock“ mit Seniorenzentrum Pfaffengrund
- 18. September 1998 Einweihung des Pfaffengrunder Friedhofes
- 28. November 2015 Umzug der Freiwilligen Feuerwehr Pfaffengrund in das neue Feuerwehrhaus mit Übungsturm an der Eppelheimer Straße
Entwicklungsstufen
- 1920 Zur Einweihung des Stadtteils stehen 103 Einfamilienhäuser zwischen Oberer und Unterer Rödt, Starenweg und Pfaffengrundstraße
- 1921 In einem zweiten Bauabschnitt entstehen 71 Häuser um den Marktplatz mit einem ersten Laden und der Polizeistation
- 1926 1.700 Einwohner
- 1928 Ausdehnung: Die Bebauung wird begrenzt durch Schützenstraße, die Eppelheimer Straße, Schwanenweg und Bahnlinie (heutiger „Rentner-“ bzw. Menger-Weg) die östliche Grenze der Bebauung.
- 1932 Die Siedlung wird um 100 Häuser im Lerchenweg, Im Schaffner, im Krähenweg und im Kranichweg von der Eppelheimer Straße bis zum Schwalbenweg und Schwalbenweg und Schützenstraße vom Kranichweg bis zur Autobahn gebaut.
- 1934 Weitere 50 Häuser entstehen in der Schützenstraße, dem Schwalbenweg und dem Kranichweg ab der Oberen Rödt
- Ab 1950 werden weitere Häuser gebaut, zuerst in der Schützenstraße, dann bis zum Steinhofweg[1]
- Maximum: 11.000 Einwohner davon 1.200 Kinder
- Heute: ca. 8.000 Einwohner
Kultur und öffentliches Leben
Identifikationssymbol des Pfaffengrundes war über viele Jahrzehnte der „Gaskessel“ genannte große Gasspeicher auf dem Gelände der Stadtwerke Heidelberg, der in den 80er Jahren demontiert wurde.
Seither nimmt ein kurpfälzisches Schildwachhäuschen, das ursprünglich zu Heidelbergs Stadttor „Mannheimer Tor“ gehört haben soll und das vor der Entstehung des Stadtteils im Gewann Pfaffengrund als Unterstand für den Feldhüter aufgestellt war, diesen Platz ein. Es wurde renoviert und 1989 am neu gestalteten Anton-Klausmann-Platz aufgestellt.
Schulen
- Albert-Schweitzer-Schule
- Stauffenbergschule
- Graf-von-Galen-Schule
- seit 2010: Grundschule der Ev. Elisabeth-von-Thadden-Schule (Wieblingen)
Kirchen
- Katholische Kirchengemeinde St. Marien (Seelsorgeeinheit zusammen mit St. Joseph/Eppelheim und St. Bartholomäus/HD-Wieblingen)
- Evangelische Emmaus-Gemeinde
- Neuapostolische Gemeinde Heidelberg-Pfaffengrund
- Katholische St.-Marien-Kirche
- Evangelische Emmaus-Kirche
Sonstige Bauwerke
Regelmäßige Feste
- Pfaffengrunder Siedlerfest – 2. Wochenende im September auf dem Platz bei der Graf-von-Galen-Schule im Schwalbenweg
- Pfaffengrunder Straßenfest – jeweils Ende Juni in der Richard-Drach-Straße und auf dem Schulplatz (bis 2006)
- Pfaffengrunder Brunnenfest – jeweils Ende Juni im vorderen Teil der Richard-Drach-Straße und auf dem Schulplatz (seit 2007)
- Sommertagszug – immer am Sonntag nach Ostern
- Martinsumzug – Anfang November
- Eröffnung der Karnevals-Saison am Sonntag um den 11.11. auf dem Anton-Klausmann-Platz
Verkehr
Der Pfaffengrund bietet gute überregionale Verbindungen über die naheliegende A 5 und A 656 und ins Zentrum der Stadt über die Eppelheimer Straße und die Speyerer Straße.
Seitens des ÖPNV muss hauptsächlich die Straßenbahn-Linie 22 erwähnt werden, die vom Bismarckplatz im Heidelberger Zentrum nach Eppelheim führt und mehrere Haltestellen im Pfaffengrund hat. Darüber hinaus wird der Pfaffengrund von der Buslinie 34 erschlossen. Seit (im Jahre 2003) die S-Bahn-Rhein-Neckar ihren Betrieb aufgenommen hat, verfügt der Pfaffengrund auch über eine S-Bahn-Haltestelle, zusammen mit Wieblingen.
Persönlichkeiten
- Josef Amann (1879–1971), Bürgermeister, Stadtrat, ab 1963 Ehrenbürger der Stadt Heidelberg, lebte in Pfaffengrund
- Moritz Eggert (* 1965), Komponist, lebte von 1965 bis 1975 im Pfaffengrund
- Karl-Horst Möhl (1949–2009), Redakteur, Karikaturist und Autor
Politik
Der Pfaffengrunder Bezirksbeirat setzt sich wie folgt zusammen:
Partei/Liste | 2019[2] |
---|---|
SPD | 4 |
Grüne | 3 |
CDU | 2 |
Die PARTEI | 1 |
Die Linke | 1 |
"Die Heidelberger" | 1 |
FDP | 1 |
AfD | 1 |
Quellen
- Pfaffengrunder Anzeiger, div. Jahrgänge insbesondere Ausgabe Sept. 1985
- Herbert Derwein: Die Flurnamen von Heidelberg
Weblinks
- Die Bahnstadt – ein neuer Stadtteil entsteht an der Grenze zum Pfaffengrund
- Zur Lebenssituation in Heidelberg – PDF 824 kB Umfrage von Studierenden der Universität Heidelberg 2003
- Stadtteilverein Pfaffengrund
Einzelnachweise
- Unser Stadtteil - Wohngebiet. Stadtteilverein Heidelberg-Pfaffengrund, abgerufen am 14. November 2021.
- Stadt Heidelberg - Bezirksbeirat Pfaffengrund. Abgerufen am 12. Dezember 2019.