Petersfriedhof Salzburg
Der Petersfriedhof (Friedhof des Stiftes St. Peter) ist neben dem Friedhof des Stiftes Nonnberg die älteste christliche Begräbnisstätte Salzburgs.
Geschichte
Der Friedhof ist mit höchster Wahrscheinlichkeit gleich alt wie das Kloster St. Peter selbst, geht also auf die Zeit um das Jahr 700 zurück. Aber schon in der Zeit der Völkerwanderung gab es einen Friedhof in diesem Raum. Zuerst war der Friedhof nur für Klosterangehörige bestimmt. Ein erster urkundlicher Nachweis ist die Verleihung des Begräbnisrechtes durch Erzbischof Konrad I. von Abensberg vom 22. März 1139. Der Friedhof war damals vermutlich kleiner als heute oder besaß eine andere Form, da im Raum zwischen der Kreuzkapelle und der Stiftskirche damals das Kloster St. Peter stand. Der älteste erhaltene Grabstein dieses Friedhofes ist jener von Abt Dietmar († 1288). Der Grabstein trägt die Inschrift † VI. K. Martii. Obiit. I Dietmar. Abas. S. Pet. Aus dem Jahr 1300 stammt ein Grabstein mit dem ältesten Familienwappen und der Inschrift Hie leit her Man Gaerr... (Beide Grabsteine heute im Kreuzgang des Klosters). Viele Verstorbene aus namhaften Geschlechtern des Mittelalters sind hier beerdigt, wie 1327 Heinrich von Prunning, 1343 Wulfingus und 1358 Wulfingus Junior von Goldek (aus dem Geschlecht der Herren von Goldeck), 1360 Ann de Nussdorferin aus dem Geschlecht der Herren von Nussdorf. Aus späterer Zeit ist das Familiengrab der Herren von Keuczl (Keutzl, seit 1589), jenes der Herren von Lasser (nach 1530), 1538 ein Warbar von Keutschach und das Grab von Werner von Raittenau zu Langenstein (1593), dem Vater von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau bemerkenswert. Eine mittelalterliche Begräbnisgruft für Mönche wurde im Friedhof St. Peter 1865 entdeckt, aber im gleichen Jahr wieder vermauert. Unter Abt Petrus (1436–1466) wurde der Friedhof mit einer Friedhofsmauer umgeben. Die erste Friedhofsordnung stammt von Abt Beda Seeauer (1753–1785).
Mit Kundmachung vom 9. Dezember 1878 wurde der Friedhof für Beerdigungen gesperrt, da der Salzburger Kommunalfriedhof damals als künftig einziger Friedhof der Stadt galt. Der Folgen der Friedhofsauflassung für das Stadtbild war man sich damals aber nicht bewusst. Um 1900 traten bereits größere Verfallserscheinungen auf. Damals wurde übrigens auch diskutiert, den Friedhof teilweise aufzulösen und den Grund für die Personen-Standseilbahn auf den Festungsberg zu nutzen. Der Plan scheiterte in der Folge am beharrlichen Widerstand des Klosters als Grundeigentümer. Bis 1930 hat das Kloster auf eigene Rechnung gemeinsam mit einigen Grufteignern den Erhalt des Friedhofs gewährleistet. Dieses Bemühen anerkannte der Magistrat der Stadt in der Folge, in dem er ab 24. März 1930 Neubestattungen auf diesem Friedhof grundsätzlich wieder zuließ.
Durch seine Lage am Fuß des Felsens des Festungsberges und sein malerisches Umfeld, das immer wieder neue Blickwinkel eröffnet, war der Petersfriedhof ein bevorzugtes Thema der Malerei und Dichtung des 19. Jahrhunderts.
„O schöner Ort, den Toten auserkoren
Zur Ruhestätte für die müden Glieder!
Hier singt der Frühling Auferstehungslieder,
Vom treuen Sonnenblick zurückbeschworen.
Wenn alle Schmerzen auch ein Herz durchbohren,
Dem man sein Liebstes senkt zur Grube nieder,
Doch glaubt es leichter hier: wir sehn uns wieder,
Es sind die Toten uns nicht ganz verloren.
Der fremde Wandrer, kommend aus der Ferne,
Dem hier kein Glück vermodert, weilt doch gerne
Hier, wo die Schönheit Hüterin der Toten.
Sie schlafen tief und sanft in ihren Armen,
Worin zu neuem Leben sie erwarmen;
Die Blumen winkens, ihre stillen Boten.“
Die „Katakomben“ (Einsiedelei, Eremitorium)
Am Rand des Petersfriedhofs befinden sich die sogenannten Katakomben.
Die Communegruft
Die Katakomben sind westlich der Gruftarkaden durch die Communegruft zugänglich, von der aus eine Stiege zu den zwei Kapellen hinauf führt, die einst als Höhlenbauten aus dem Berg herausgearbeitet worden waren, durch Felsstürze später aber teilweise sichtbar wurden und daraufhin wieder zugemauert wurden. In der Communegruft finden sich auch die einzigen Grabstätten nächst den Katakomben: So wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts etwa Mozarts Schwester Nannerl und mit dieser befreundet der Komponist Michael Haydn in der Gruft beigesetzt.
Die Gruftarkaden
Die Grüfte IV-VII wurden um 1625, die Grüfte IX-XXIV 1615–1626 und die Grüfte XXV-LIV 1626–1630 erbaut. Diese Arkaden gestaltete großteils der Maurermeister Christoph Gottsreiter. Die Epitaphien und schmiedeeisernen Abschlussgitter stammen dabei aus der Zeit zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert.
In den Gruftarkaden sind beerdigt:
- Gregor Baldi (1814–1878, Gruft Nr. 34)
- Maria Anna von Berchtold zu Sonnenburg (1751–1829, Gruft Nr. 54), Mozarts Schwester
- Mathias Gschnitzer (1808–1884, Gruft Nr. 28), Bürgermeister der Stadt Salzburg
- Johann Georg Hagenauer (1748–1835, Gruft Nr. 52)
- Johann Lorenz Hagenauer (Gruft Nr. 16)
- Wolfgang Hagenauer (1726–1801, Gruft Nr. 52)
- Sigmund Haffner d. Ä., (1699–1772, Gruft Nr. 39), Bürgermeister der Stadt Salzburg
- Sigmund Haffner d. J. (1756–1787, Gruft Nr. 39)
- Michael Haydn (1737–1806, Gruft Nr. 54)
- Ferdinand Holböck (1913–2002, Gruft Nr. 31)
- Gustav Kapsreiter (1893–1971, Gruft Nr. 33)
- Robert Keldorfer (1901–1980, Gruft Nr. 32)
- Herbert Klein (1900–1972, Gruft Nr. 51)
- Carl Mayr (1875–1942, Gruft Nr. 33)
- Richard Mayr (1877–1935, Gruft Nr. 33)
- Heinrich Ritter von Mertens (1811–1872, Gruft Nr. 19), Bürgermeister der Stadt Salzburg
- Franz Heinrich von Naumann (1749–1795, Gruft Nr. 32)
- Johann Christian Paurnfeind (1687–1768, Gruft Nr. 50), Bürgermeister der Stadt Salzburg
- Otto Pflanzl (1865–1943, Gruft Nr. 41), Heimatdichter
- Santino Solari (1576–1646, Gruft Nr. 31), Baumeister des Salzburger Doms
- Josef Thorak (1889–1952, Gruft Nr. 25), Bildhauer
- Franz Wasner (1905–1992, Gruft Nr. 51)
- Ignatz Anton von Weiser (1701–1785, Gruft Nr. 22), Bürgermeister der Stadt Salzburg, schrieb das Libretto zu "Die Schuldigkeit des ersten Gebots"[1]
Das Gräberfeld
Im Gräberfeld befindet sich die Begräbnisstätte des bekannten Hofsteinmetzes und Maurermeisters Sebastian Stumpfegger mit sieben Kreuzen. Die in früherer Zeit von Fremdenführern zur Unterhaltung ihrer Gäste gern erzählte pietätlose und unwahre Behauptung, nach der dieser prominente und hochbegabte Mitarbeiter Johann Bernhard Fischer von Erlachs seine angeblich sechs Ehefrauen heimtückisch ermordet habe, sollte aus dem Gedächtnis gelöscht werden. In Wirklichkeit erinnern die Inschriften auf den insgesamt sieben Kreuzen an Meister Sebastian Stumpfegger, seine vier Ehefrauen und seine Eltern.
Bemerkenswert ist auch der launige Spruch auf einem Grabstein eines Bediensteten des Salzburger Museums Carolino Augusteum des Jahres 1870: Froh gelebt, kein Scherz verdorben, – Viel geplagt und nichts erworben, – Viele Freunde, wenig Geld – War sein Loos auf dieser Welt.
Berühmte Persönlichkeiten in den Reihengräbern
- Josef Becvar, Architekt
- Harry J. Collins, Kommandeur der 42. US-Infanterie-Division Rainbow
- Anton Dawidowicz, Komponist und Domkapellmeister von Salzburg
- Joseph Eberle, Schriftsteller
- Martin Hell, Ingenieur und Prähistoriker
- Richard Hildmann, Bürgermeister der Stadt Salzburg
- Ernst Hinreiner, Dirigent
- Clemens Holzmeister, Architekt
- Armin Kircher
- Josef Klampfer, bekannter Salzburger Krippenkünstler 1892–1962
- Matthias Kracher (1752–1835) (Stiftsorganist in Seekirchen, Komponist, Lehrer in Kuchl)
- Matthias Laireiter, Landesschulinspektor, Amtsf. Präsident des Landesschulrates
- Hans Lechner, Landeshauptmann von Salzburg
- Franz Martin, Kunsthistoriker
- Andreas Nesselthaler (der letzte Salzburger Hofmaler)
- Bernhard Paumgartner
- Georg Pezolt
- Heinz Politzer
- Ferdinand Prillinger, Direktor der Bundeslehrerbildungsanstalt Salzburg und des Pädagogischen Instituts
- Otto Prossinger (1906–1987), Architekt
- Alois Schmiedbauer
- Georg Schuchter, Schauspieler
- Josef Engelbert Tomaschek, Stadtpfarrer von Salzburg-Herrnau (* 18. Februar 1913; † 30. November 1996)
- Wilhelm Wolf, Politiker[2]
Weitere Friedhöfe in der Stadt Salzburg
- Salzburger Kommunalfriedhof
- Sebastiansfriedhof
- Jüdischer Friedhof Salzburg
- Friedhof Maxglan
- Friedhof Aigen
- Friedhof Gnigl
- Friedhof Leopoldskron
- Friedhof Morzg
- Friedhof Liefering
- Friedhof Mülln
- Friedhof des Stiftes Nonnberg
- Soldatenfriedhof im Nonntaler Donnenbergpark
Literatur
- Conrad Dorn, Andreas Lindenthaler: Der Friedhof St. Peter in Salzburg. Verlag St.-Peter, 1982, Salzburg, ISBN 3-900173-37-0.
- Wolfgang Steinitz: Salzburg ein Kunst- und Reiseführer für die Stadt und ihre Umgebung, Residenz Verlag, Salzburg 1984, ISBN 3-7017-0003-6.
- Adolf Haslinger, Peter Mittermayr (Hrsg.): Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag, Salzburg 1987, ISBN 3-7017-0503-8.
Einzelnachweise
- https://www.stift-stpeter.at/de/kloster/index.asp?dat=Ber%C3%BChmte%20Gr%C3%A4ber
- https://www.stift-stpeter.at/de/kloster/index.asp?dat=Ber%C3%BChmte%20Gr%C3%A4ber