Pax Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft
Die Pax, Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft AG ist eine private Versicherungsgesellschaft mit Sitz im Pax-Gebäude in Basel am Aeschenplatz. Das 1876 gegründete Unternehmen ist vor allem auf dem Gebiet der Personenversicherung tätig und ist eine 100-prozentige Tochter der Genossenschaft Pax Holding. Diese hält als Konzernmutter 100 Prozent am Start-up Creadi AG in Basel und eine Minderheitsbeteiligung von 37.65 Prozent an der Dextra Versicherungen AG, Zürich. Am 31. März 2017 verkaufte die Pax Gruppe ihre Mehrheitsbeteiligung von 57.6 Prozent an der Pax Anlage AG.[1]
Pax, Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1876 |
Sitz | Basel, Schweiz |
Leitung | Peter Kappeler (CEO) Daniel O.A. Rüedi (VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 340 (2020) |
Umsatz | 797 Mio. Franken (2020) |
Branche | Versicherungen |
Website | www.pax.ch |
Unternehmenszweck und -organisation
Die Pax, Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft AG vertreibt private und berufliche Lebensversicherungen auf dem Schweizer Markt. Sie trat bisweilen im geringen Masse auch im Rückversicherungsgeschäft in diesem Versicherungszweig auf. Pax gehört zu 100 % der genossenschaftlich organisierten Dachgesellschaft Pax Holding.
Das Aktienkapital der Gesellschaft wurde im Oktober 2017 von CHF 60 Mio. auf CHF 120 Mio. erhöht. Die Einlage für die Kapitalerhöhung leistete die Pax Holding als Alleinaktionärin aus ihren eigenen Mitteln.
Die drei Organe von Pax sind die Generalversammlung, der Verwaltungsrat und die Revisionsstelle. Der Verwaltungsrat setzt sich aus fünf bis neun Mitglieder zusammen, die Genossenschafter der Pax Holding sein müssen.[2]
Pax wird operativ von einer fünf Mitglieder starken Geschäftsleitung geleitet. Sie bestehen aus:
- Peter Kappeler, Vorsitz (CEO)
- Daniel Mutz
- Alex Flückiger (CFO)
- Volker Schmidt
- Yvonne Häring
Seit dem 1. September 2017 ist die Pax in folgende sieben Abteilungen untergliedert: Legal & Compliance sowie Unternehmenskommunikation, Human Resources und Personalentwicklung, Finanzen, Operations & IT, Vertrieb & Marketing, Produkte & Aktuariat, Asset Management.[3]
Gruppen- und Kapitalstruktur der Pax mit Stand 31. Dezember 2020:[4]
Pax Holding, Basel (Genossenschaft) | |||||||||||||||||||||||||||||
Creadi AG, Basel Aktienkapital 4 Mio. CHF 100% | Pax Asset Management AG, Basel Aktienkapital 1.5 Mio. CHF 100% | Pax, Schweizerische Lebensversicherungs AG, Basel Aktienkapital 120 Mio. CHF 100% | Dextra Versicherungen AG, Zürich Aktienkapital 9.92 Mio. CHF 48.8% | ||||||||||||||||||||||||||
Pax Verwaltungen AG, Basel Aktienkapital 0.25 Mio. CHF 100% | |||||||||||||||||||||||||||||
Geschichte
Vorgängergesellschaften
Als Vorläufer der heutigen Pax gilt der 1870 gegründete Lebensversicherungsverein der Beamten und Angestellten des Postkreises St. Gallen. Die Sterbekasse war nach dem Umlageverfahren finanziert. 1876 kam es in Basel zur Neugründung unter dem Namen Versicherungs-Verein der eidgenössischen Beamten und Bediensteten. Die erste Leitung des Unternehmens hat der Zentralpräsident Mathias Jenny inne. Neue Bereiche werden mit den Angestellten des Zollkreises in Schaffhausen und Angestellte der Bundesverwaltung in Bern gegründet. Im Zuge des 1886 in Kraft getretenen Bundesgesetz über die Beaufsichtigung von Privat-Unternehmen auf dem Gebiet des Versicherungswesens änderte die Gesellschaft ihre Statuten und organisierte sich erstmals in Form einer Genossenschaft. Die am 26. November vom Bundesrat erteilte Genehmigung für den Betrieb einer Lebensversicherung gilt zunächst für sechs Jahre.[5] Das Geschäft wurde bis dahin in den Räumen der Wohnung des Zentralpräsidenten abgewickelt. Eine zunehmende Arbeitslast erfordert den Umzug des Vereinsbüros in neue Räumlichkeiten in der Schützenmattstrasse. Mit der Erweiterung des Beamtenkreises kam es 1891 zur erneuten Umbenennung als Schweizerischer Lebens-Versicherungs-Verein (SLVV).[6]
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Organisationsstruktur reformiert, was zu einer Stärkung des Mitspracherechtes der Personalverbände und Genossenschafter führte. Mit Einführung der Versicherungskasse des Personals der Allgemeinen Bundesverwaltung fiel ab dem 1. Januar 1921 die Kundengrundlage und die bis dahin bestandene Bundessubvention weg, so dass sich die SLVV neu ausrichten musste. Die Versicherungsgesellschaft beschloss infolgedessen seine Geschäftstätigkeit auf die gesamte Schweizer Bevölkerung auszuweiten. 1926 erwarb die SLVV die alte Simon’sche Villa am heutigen Aeschenplatz und verlegte ihren Hauptsitz dorthin.
Umfirmierung auf Pax
1936 kam es zur Umfirmierung in Pax, Schweizerischer Lebens-Versicherungs-Verein. Die Neuordnung des Schweizer Obligationenrechts 1937 führte zur Überarbeitung der Statuten, die am 1. Januar 1942 in Kraft traten. Als Genossenschaft wurde die künftige Pax, Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft von der Delegiertenversammlung als obersten Organ verwaltet. Die Simon’sche Villa wich 1950 einem fünfgeschossigen Neubau.[7]
1951 führt die Pax als erste Gesellschaft der Schweiz die Überschussbeteiligung für Leibrenten ein. Aufgrund gestiegener Arbeitslast werden zur rationelleren Verarbeitung von Massenarbeiten das Hollerith-Lochkartensystem eingeführt und in dieser Konsequenz eine Fünftagewoche und eine betriebseigene Kantine eingerichtet.[8]
1957 gründete die Pax eine Stiftung zur Förderung der Personalvorsorge in Gewerbe, Handel und den freien Berufen in Basel und bot damit Jahrzehnte vor der Einführung des Beruflichen Vorsorge-Gesetzes Vollversicherungslösungen an. Durch Beteiligung an Wertsteigerungen von Anlagen in guten Liegenschaften sollte die verstärkte inflationsbedingte Entwertung des Versicherungssparens teilweise kompensiert werden. Aus diesem Grund kam es 1959 zur Gründung der Pax-Anlage AG. 1963 wurde die Liegenschaftsabteilung ausgegliedert und rechtlich in eine selbständige Gesellschaft umgewandelt; die Immotest Bau- und Verwaltungs-AG, heute Pax Verwaltungen AG. Damit einhergehend entstanden Pläne, die Geschäftstätigkeit auf Westdeutschland und West-Berlin zu erweitern.[9] Am 15. Juni 1964 erhielt die Pax die Bewilligung, die Geschäftstätigkeit in Deutschland auszuüben und gründete damit eine Niederlassung in München. Die steigende Belegschaft erforderte eine Erweiterung des Pax-Gebäudes um drei Stockwerke.[10] 1978 überstieg erstmals die Bilanzsumme eine Milliarde Schweizer Franken.
1986 bis 1996
1986 stellte sich die Aufgabe, den durch angewachsenen Personalbestand entstandenen Raumbedarf durch einen Erweiterungsbau zu decken. Das Unternehmen verdoppelte in den letzten neun Jahren seine Bilanzsumme auf über zwei Milliarden Franken. Im selben Jahr standen ab dem 1. April zwei Generaldirektoren an der Spitze der Geschäftsleitung. Das Unternehmen führte ein neues Logo ein, bei dem der Schriftzug PAX in Versalien kursiv gesetzt war.[11]
1994 bot die Pax als eine der ersten Lebensversicherungen auf dem Schweizer Markt fondsgebundene Lebensversicherungen an. Diese entstandene in Zusammenarbeit mit der Bank Sarasin. 1996 wurde die Genossenschaft in eine Holding-Gesellschaft überführt. Die Versicherungsbestände der Aktiengesellschaft Pax, Schweizerische Lebensversicherungs-Gesellschaft konnte damit überführt werden. Als weiteres Standbein der Pax fungierte fortan die börsenkotierte Pax Anlage AG. Die Statuten der Holding wurden so gestaltet, dass die Unabhängigkeit der Pax sichergestellt werden kann. 1994 vereinbarte die Pax eine Partnerschaft mit der deutschen Nürnberger Versicherung und wurde Minderheitsbeteiligte bei der Garanta (Schweiz). 1995 überstieg die Bilanzsumme die Marke von vier Milliarden Franken.[12]
1996 übernahm die Nürnberger die Aktienmehrheit der 1964 in Deutschland gegründeten und 1991 in eine Aktiengesellschaft überführten Pax Deutschland mit Sitz in München.[13]
Neubau Hauptsitz und Restrukturierung
Nach einer zweijährigen Wettbewerbsphase wurde in den Jahren 1992 bis 1997 in zwei Bauphasen am Aeschenplatz das neue achtgeschossige Verwaltungshochhaus erbaut.[14] Es vereint einen Teil des 1950 erbauten Hochhauses mit einem verglasten, zum Aeschenplatz hin gebogenen Baukörper, der als V-förmige Bindeglied zwischen den zwei Flügeln des Altbaus fungiert. Der Neubau wurde vom Basler Architektenbüro Bürgin Nissen Wentzlaff gestaltet[15] und gilt als architektonische Landmarke des Aeschenplatzes. Während der Altbau überwiegend aus einer Klingerfassade besteht sind Glas und Stahl die vorherrschenden Materialien des modernen Neubaus. Neben Buchenholz wurde auch Granit als Baumaterial verbaut.
In den Jahren 2004/2005 kam es zur Umgestaltung der Strukturen, u. a. wurde die Geschäftsleitung verkleinert. 2010 führte die Gesellschaft die bis dahin angestellten Aussendienstmitarbeiter in die Selbständigkeit über und baute damit auf ein Vertriebsnetz auf, welches aus unabhängigen Maklern und Partnern besteht. Am 11. September 2014 führte die Pax ein umfangreiches Rebranding ein. Die Umgestaltung der Marke erfolgte unter anderem durch neue Leitlinien und Werte und einem neugestalteten Logo.[16]
Im Oktober 2016 gründete die Pax Holding das InsurTech-Unternehmen Creadi AG, um sich mit den digitalen Geschäftsmodellen in der Versicherungsbranche zu befassen. Ende 2017 verkaufte die Gesellschaft aus strategischen Gründen die Mehrheitsbeteilung an der Pax Anlage AG, um die sich stärker auf ihre Kernaufgaben zu konzentrieren. Im November 2017 übernimmt die Pax zudem zunächst 25 % des Online-Direktversicherers Dextra Versicherungen AG. Aus dem Engagement verspricht man sich das Unternehmen einen stärkeren Kundenzugang und eine Verbreiterung der Ertragsbasis.[17] Die Beteiligung an Dextra wurde im Oktober 2018 durch eine Kapitalerhöhung auf 37 % erweitert.[18] Im Jahr 2020 begann die Gesellschaft ihre IT-Struktur in eine Cloud zu verlagern; der Prozess soll Mitte 2022 angeschlossen sein.[19] Im April 2020 hat die neu gegründete Pax Asset Management AG, eine 100% Tochter der Pax Holding, ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen. Sie verwaltet ein Vermögen von etwa 8,5 Milliarden Franken in unterschiedlichen Fonds und dient der neu angebotenen anteilsgebundenen beruflichen Vorsorgelösung.[20]
Logo und Corporate Design
Das ab dem 11. September 2014 eingeführte Logo der Pax zeigt in seiner Grundform den Schriftzug Pax in Gross- und Kleinschreibung in Hellgrün und Fettschrift. Links vom Schriftzug befindet sich ein Punkt in der Farbe Prune (dunkles Blauviolett). Die beiden Markenfarben werden durch Claire und Orange ergänzt. Als weitere Ergänzungsfarben nutzt das Unternehmen fünf Grautöne. Die schriftliche Unternehmenskommunikation wird in der Standardschrift Segoe UI geführt.
Der Claim der Marke Pax lautet «Vorsorge auf den Punkt gebracht» und fasst die Leistung des Unternehmens zusammen.
Sponsoring
Pax sponsert die Swiss Student Sustainability Challenge. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm für studentisches Engagement der Fachhochschule Nordwestschweiz. Darüber hinaus unterstützt die Gesellschaft die Jass-Sendungen im Schweizer Fernsehen sowie drei Turnieren für junge Spieler und bei den Zentralschweizer Jassmeisterschaften. Als weitere Förderung engagiert sich die Pax im Bereich InsurTech für die bestdotierte Blockchain-Competition.[21]
Seit Januar 2018 fördert Pax im Rahmen des Pax-Kunstpreises Digitale Kunst mit Hilfe einer Stiftung, die mit einem Kapital von 1,3 Millionen Franken ausgestattet ist. Der Preis soll in enger Abstimmung mit dem Haus für elektronische Künste Basel jährlich vergeben werden.[22]
Leitung
Die Leitung der Pax bzw. ihrer Vorgängergesellschaften hatten folgende Direktoren inne:
Amtszeit | Name |
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1876–1903 | Mathias Jenny |
1903–1917 | Arnold Gürtler |
1918 | Felix Gschwind |
1919–1949 | Theodor Lüdin |
1949–1975 | Wilhelm Lützelschwab |
1975–1978 | Armin Gfeller |
1978–1986 | Anton Fehr |
1986–1995 | Heinz Buser |
1995–2007 | Hans Weber |
2007–2011 | Paul Schneider |
2011– | Peter Kappeler |
Unternehmenskenndaten
Die Unternehmenszahlen für das Jahr 2020:[23][24]
- Eigenkapital Pax Gruppe: 655 Mio. Franken
- Prämieneinnahmen gesamt: 797 Mio. Franken
- periodische Prämien: 341 Mio. Franken
- Einmalprämien: 10 Mio. Franken
- Prämien Einzellebensversicherung: 352 Mio. Franken
- Prämie Kollektivlebensversicherung: 445 Mio. Franken
- Kapitalanlagen: 6'971 Mio. Franken
- Aktien und Anlagefonds PAX Leben: 380 Mio. Franken
- Festverzinsliche Wertpapiere: 4'514 Mio. Franken
- Versicherungsleistungen brutto: 737 Mio. Franken
- Jahresgewinn der Gruppe: 15.2 Mio. Franken
- Bilanzsumme: 8'785 Mio. Franken
Literatur
- Pax Lebensversicherungs-Gesellschaft (Hrsg.): Rückblick auf die Jahre 1876–2000, Jubiläumsschrift der Pax Lebensversicherungs-Gesellschaft, Basel 2000.
Einzelnachweise
- pax.ch: Jahresbericht der Pax 2016, S. 12 (PDF)
- pax.ch: Organe und Organisation, abgerufen am 7. Juli 2017
- pax.ch: Organisationsstruktur Pax, Stand 1. September 2017, abgerufen am 13. November 2017
- pax.ch: Geschäftsbericht 2018 (PDF), S. 26, aufgerufen am 23. Juli 2019
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 3.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 4.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 6.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 7.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 7,8.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 9.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 14.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 18/19.
- Rückblick auf die Jahre 1876–2000, S. 20.
- Lutz Windhöfel: Architekturführer Basel 1980–2004, Ein Führer durch die trinationale Stadt, Birkhäuser Verlag, 2004, ISBN 3-7643-7087-4, Nr. 58.
- Werkliste von Nissen Wentzlaff, abgerufen am 11. September 2014
- pax.ch: Geschichte der Pax, abgerufen am 11. September 2014
- finanzen.ch: Pax Versicherung übernimmt 25 % an Online-Direktversicherer Dextra, Artikel vom 10. November 2017. abgerufen am 13. November 2017
- Pax Geschäftsbericht 2018, S. 60, zuletzt aufgerufen am 16. April 2019
- inside-it.ch: Pax Versicherung migriert seine gesamte IT in die Cloud, Artikel vom 18. September 2020, aufgerufen am 27. April 2021
- Pressemeldung der Pax: Die Pax Asset Management AG nimmt ihren Betrieb auf, Artikel vom 10. Juni 2020, aufgerufen am 29. April 2021
- pax.ch: Informationen zum Kultur- und Gesellschaftsengagement, abgerufen am 10. Februar 2021
- bzbasel.ch: Versicherungskonzern Pax lanciert einen Preis für digitale Kunst, Artikel vom 6. Januar 2018, aufgerufen am 16. Januar 2018
- pax.ch: Das Geschäftsjahr 2020, aufgerufen am 27. April 2021
- Geschäftsbericht Pax 2020, aufgerufen am 27. April 2021