Paul Genoud
Paul Genoud (* 10. Oktober 1916 in Remaufens; † 8. Januar 1992 in Bulle) war ein Schweizer Politiker (FDP) und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Genoud, von Hause aus katholisch, stammt von Châtel-Saint-Denis. Seine Eltern waren Casimir Jules, Landwirt, und Marie Elisa geb. Vauthey. 1942 heiratete er Thérèse Cavuscens.
Nach der Primarschule in Remaufens und Casseneuil (Lot-et-Garonne) besuchte Paul Genoud ab 1928 die Sekundarschule in Châtel-Saint-Denis und ab 1932 das Lehrerseminar Hauterive, wo er 1936 sein Lehrerdiplom erwarb. Bis 1940 absolvierte er Weiterbildungspraktika in Genf, Frankreich und im Kanton Freiburg und war für das Feuilleton mehrerer Zeitungen tätig. In den 1950er Jahren publizierte er mit PEG (Paul Edouard Genoud) signierte Artikel im L’Indépendant, der Zeitung der Freiburger Freisinnigen. Von 1940 an als Lehrer in Zénauva (Saanebezirk) tätig, wurde der Freisinnige 1961 in den Grossen Rat gewählt, in dem er bis 1966 sass. Er musste den Unterricht aufgeben, da dieser laut dem Staatsrat unvereinbar mit einem politischen Mandat war. Dennoch waren zwei Konservative trotz ihres Lehrerberufs im Kantonsparlament vertreten. Mutig entschied sich Genoud für das politische Amt. Da er sich als Opfer der Ungerechtigkeit ansah, verkörperte er den Märtyrer des Freisinns gegenüber dem als autoritär erachteten Regime der Konservativen. Von 1962 bis 1966 leitete er das Feuille d’Avis de Bulle et Châtel-Saint-Denis. Seit 1959 Vizepräsident des Freiburger Leichtathletikverbands für Amateure, setzte er sich nachdrücklich für den Volkssport ein.
Von 1963 bis 1966 sass er im Nationalrat. Bei einer Ersatzwahl des Staatsrats im März 1966 wurde er, unterstützt von den Sozialdemokraten, deren Kandidat Jean Riesen im ersten Wahlgang ausgeschieden war, mit einem kleinen Vorsprung von 259 Stimmen auf mehr als 31'000 Stimmzettel gewählt. Sein Sieg über den Konservativen Jacques Morard (1921–2010) fand eine nationale Resonanz und markierte den Anfang des Zerfalls der bisher dominierenden Konservativen. «Seine politisch mutige Persönlichkeit hat die Annäherungen erleichtert», kommentierte La Sentinelle. Genouds Wahl kündigte eine wichtige politische Wende an, da die Konservativen ein paar Monate später ihre Mehrheit im Grossen Rat verloren.
Im Staatsrat leitete Genoud die Gesundheits- und Polizeidirektion während des Baus des neuen Kantonsspitals. Das auf 25 Millionen veranschlagte Projekt wurde schliesslich viermal mehr kosten, und Genoud war gezwungen, im Grossen Rat mehrere Nachkredite zu beantragen, was ihm heftige Kritiken einbrachte. Bei seinem Ausscheiden kostete das Krankenhaus bereits 85 Millionen. Er leitete ein neues Gesetz über die öffentlichen Gaststätten, den Tanz und den Getränkehandel. 1969 war er Staatsratspräsident.
1971 gewannen die Sozialdemokraten mit Denis Clerc und Jean Riesen zwei Staatsratssitze auf Kosten der Freisinnigen Emil Zehnder und Paul Genoud. Der Unterlegene wendete sich verschiedenen Geschäftstätigkeiten zu und assistierte seinem Schwiegersohn bei der Herausgabe von Fotobänden.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.