Partisanen vom Amur
Partisanen von Amur (auch Durchs Gebirge, durch die Steppe) ist der Titel der deutschen Version des russischen Kampfliedes По долинам и по взгорьям Po dolinam i po wsgorjam, auch Партизанская Partisanskaja.
Geschichte
Das Lied in seiner jetzigen Form handelt vom Kampf der Roten Armee gegen die Provisorische Amur-Regierung unter der Führung des zaristischen Generals Wiktor Moltschanow am Ende des Russischen Bürgerkriegs in den Gebieten um Spassk-Dalni, Wolotschajewka Perwaja und Wladiwostok. Hierbei wird insbesondere der Sturm auf Wolotschajewka (in deutschen Versionen teils falsch als Wolotschajewska) vom 12. Februar 1922 unter Beteiligung der Partisanen besungen.[1]
Der Ursprung des Liedes ist am Anfang des Ersten Weltkrieges zu finden. 1915 schrieb der russische Dichter Wladimir Giljarowski den Text als Marsch der Sibirischen Schützen (russisch Марш Сибирских стрелков).[2] 1918 wurde der Text durch den Dichter Batorin als Marsch des Drosdowski-Regimentes (russisch Марш Дроздовского полка) umgeschrieben. Regimentskommandeur Anton Turkul ließ am 27. Juni 1919 diesen Text durch den Komponisten Dmitri Pokrass in Charkiw vertonen. Bereits am 29. Juni wurde es auf dem Bankett zu Ehren der Befreiung der Stadt durch die Weiße Armee aufgeführt. Das Lied ist damit einem Regiment der Weißen Armee gewidmet.[3]
Auch die Machnobewegung nutzte die populäre Melodie zu ihren Zwecken. In der Hymne der Machnobewegung (russisch Гимн махновцев) wird auf Vorkommnisse zwischen Bolschewiki und Machnowisten eingegangen. Unter anderem wird die Unterzeichnung des Friedensvertrages von Brest-Litowsk und der damit verbundene Übergang der Ukraine an das Deutsche Reich kritisiert.
1922 nutzte der Dichter Pjotr Parfjonow die populäre Melodie und schrieb den Text um. Sein Marsch der fernöstlichen Partisanen (russisch Марш дальневосточных партизан) ist der zweiten Amur-Division gewidmet, die am Sturm auf Wolotschajewka beteiligt war. In seinem Manuskript schrieb der Autor über die Entstehung des Liedes, dass er es Sergei Laso gewidmet habe, der gemäß dem damaligen Kenntnisstand im Bürgerkrieg durch die Weißen als Kriegsgefangener im Feuerraum einer Lokomotive verbrannt wurde, was aber bis heute nicht endgültig geklärt ist.
1929 nahm der Chor des Alexandrow-Ensembles das Partisanenlied in sein Repertoire auf, wobei Parfjonows Text durch den Lyriker Sergei Alymow bearbeitet wurde. Als Komponist wurde der Kompaniechef des Ukrainischen Wehrbezirks Ilja Aturow genannt, aus dessen Mund Alexandrow die Melodie des Liedes gehört hatte.
Da Alymow dieses Lied bearbeitet hatte, wurde er lange Zeit als Urheber genannt. 1934 erschien jedoch ein Artikel in der Zeitung Iswestija, der den wahren Autor, nämlich Parfjonow, nannte. Leider konnte die wahre Urheberschaft nie endgültig geklärt werden, da Parfjonow 1937 im Zuge der Stalinistischen Säuberungen erschossen wurde. Im Jahre 1962 bestätigte jedoch ein Gericht Parfjonow als Urheber des Liedes.[4]
Diese Version war Grundlage zahlreicher Übersetzungen. Die bekannteste deutsche Version stammt von Ernst Busch.
Text
Russischer Text | Deutsche Übersetzung[5] |
---|---|
По долинам и по взгорьям |
Durchs Gebirge, durch die Steppe zog heiß umstrittenen Bastion. :| Partisanen vom Amur. :| als der Sturm auf Spassk gelang. :| Rotarmisten zogen ein. :| erst am Stillen Ozean. :| |
Sonstiges
Das Lied war die Erkennungsmelodie von Radio Stiller Ozean aus Wladiwostok. Die Uhr am Gebäude des Hauptpostamtes in Wladiwostok spielt die Melodie dieses Liedes zu jeder vollen Stunde.
Weblinks
- Hörbeispiel: Marsch des Drosdowski-Regimentes (russisch Марш Дроздовского полка)
Einzelnachweise
- Website des Projekts Arbeiterlieder Archiv: Partisanen vom Amur (de) (Memento vom 29. März 2016 im Internet Archive)
- Veröffentlichung in der Liedersammlung Новейшем военном песеннике „Прапорщик“
- Veröffentlichung in der Zeitung „Новое русское слово“, USA, am 6. und 14. Dezember 1974.
- vgl. http://www.vekperevoda.com/1887/alymov.htm
- Fassung von Ernst Busch; zitiert nach: Inge Lammel (Hrsg.): Und weil der Mensch ein Mensch ist. 200 Arbeiterlieder. Pläne, Dortmund 1986, ISBN 3-88569-019-5, S. 140.