Parlamentswahl in Malta 2017
Am 3. Juni 2017 fand die Wahl zum Repräsentantenhaus statt, dem Parlament der Republik Malta.[2] Sie wurde um etwa neun Monate vorgezogen, nachdem die Regierung und die Familie von Ministerpräsident Joseph Muscat unter Korruptionsverdacht gekommen waren.[3] Die Wahl gewann die regierende Parti Laburista deutlich.
Ausgangslage
Die Wahl 2013 hatte die Partit Laburista (PL, Arbeiterpartei) unter Joseph Muscat klar mit 54,8 % gewonnen. Muscat wurde Ministerpräsident und löste Lawrence Gonzi von der Partit Nazzjonalista (PN, Nationalistische Partei) ab. Auf die PL entfielen 39 Mandate, auf die PN 30.
Wegen Fehlern bei der Auszählung sprach das Verfassungsgericht der PN später zwei zusätzliche Mandate zu.[4] Die PN-Abgeordnete Giovanna Debono verließ im Mai 2015 die Partei und verblieb als unabhängige Abgeordnete im Parlament. 2016 trat die Parlamentarierin Marlene Farrugia aus der PL aus und gründete die Partit Demokratiku (PD, Demokratische Partei).[5]
Aus den sogenannten Panama Papers wurde bereits 2016 bekannt, dass mehrere Minister und Muscats Frau nach dem Wahlsieg Muscats 2013 Offshorekonten eröffnet hatten.[6] Muscat bestritt vor der Wahl, dass seine Frau eine Offshorefirma habe. Am 16. Oktober 2017 wurde die Bloggerin, die dies über die Grenzen Maltas hinaus bekannt gemacht hatte, von einer Autobombe getötet.[7]
Wahlsystem
Das maltesische Wahlsystem basiert auf dem System der übertragbaren Einzelstimmgebung (STV). Es gibt 13 Wahlkreise, in denen je fünf Sitze vergeben werden. Entspricht allerdings die Sitzverteilung im Parlament nicht einer proportionalen Sitzverteilung nach dem Ergebnis der Erstpräferenzen, werden der unterrepräsentierten Partei so viele zusätzliche Sitze zugeteilt, bis das Verhältnis erreicht ist.[8]
Parteien
In Malta existiert ein klassisches Zwei-Parteien-System. Im Repräsentantenhaus sind traditionell zwei Parteien vertreten: die sozialdemokratische Partit Laburista (PL) und die konservativ-christdemokratische Partit Nazzjonalista (PN). Für die PL traten 119 Kandidaten an, davon 20 Frauen. Die PN trat mit 174 Kandidaten an, davon 43 Frauen.
Die grüne Partei Alternattiva Demokratika (AD, Alternative Demokraten) wurde seit ihrer Gründung 1989 immer drittstärkste Partei bei den Parlamentswahlen, konnte jedoch noch nie ein Mandat gewinnen. Sie trat mit 19 Kandidaten an, davon zwei Frauen. Die Partit Demokratiku der Ex-PL-Abgeordneten Farrugia trat auf der Liste der PN an.[9] Zusätzlich traten die rechts-nationalistische Moviment Patrijotti Maltin (MPM, Patriotische Bewegung Maltas) mit 22 Kandidaten (davon sechs Frauen), die christlich-konservative Alleanza Bidla (AB, Allianz der Veränderung) mit acht Kandidaten (davon zwei Frauen) und vier unabhängige Kandidaten (alle Männer) an.[10]
Parteivorsitzende der antretenden Parteien
Partei: | |||||
Partit Laburista (PL) | Partit Nazzjonalista (PN) | Partit Demokratiku (PD) | Alternattiva Demokratika (AD) | Moviment Patrijotti Maltin (MPM) | Alleanza Bidla (AB) |
Parteiführer/in: | |||||
Joseph Muscat | Simon Busuttil | Marlene Farrugia | Carmel Cacopardo | Simon Borg | Ivan Grech Mintoff |
Politische Ausrichtung: | |||||
sozialdemokratisch | christdemokratisch konservativ | sozialliberal | Grüne Politik | nationalistisch | Gesellschaftspolitischer Konservatismus christdemokratisch EU-Skepsis |
Umfragen
Umfragen seit Bekanntgabe der vorgezogenen Wahlen | |||||
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Datum | Quelle | PL | PN | AD | Andere |
28.05.2017 | MaltaToday | 52,2 | 46,9 | 0,9 | 0,0 |
21.05.2017 | MaltaToday | 51,9 | 47,3 | 0,8 | 0,0 |
21.05.2017 | Malta Independent | 50,4 | 44,2 | 1,8 | 0,4 |
14.05.2017 | MaltaToday | 52,0 | 47,0 | 0,6 | 0,4 |
14.05.2017 | Malta Independent | 52,9 | 43,9 | 2,4 | 0,5 |
12.05.2017 | Xarabank | 50,6 | 48,0 | 1,4 | 0,0 |
07.05.2017 | MaltaToday | 51,9 | 47,5 | 0,4 | 0,2 |
07.05.2017 | Malta Independent | 53,1 | 46,0 | 0,6 | 0,4 |
Wahl 2013 | 54,8 | 43,3 | 1,8 | 0,3 |
Ältere Umfragen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Ergebnisse
Die Partit Laburista konnte ihren Wahlsieg von 2013 auch in der Höhe wiederholen. Sie gewann rund 3.000 Wählerstimmen hinzu und steigerte ihren Stimmenanteil von 54,8 auf 55,0 Prozent. Auch die Partit Nazzjonalista gewann an Stimmen wie im Prozentanteil hinzu, während die Alternattiva Demokratika mehr als die Hälfte ihrer Wähler aus 2013 einbüßte. Die Wahlbeteiligung sank leicht, da aber insgesamt mehr Personen wahlberechtigt waren, stieg die Anzahl der gültigen Stimmen.
Partei | Stimmena | Prozent der gültigen Stimmen |
± | Prozent der Wahlberechtigten |
Sitzeb | % | ± | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Partit Laburista (PL) | 170.976 | 55,04 % | 0,21 % | 50,01 % | 37 | 55,22 % | 2 | |
Forza Nazzjonali (FN) • Partit Nazzjonalista (PN) • Partit Demokratiku (PD) |
135.696 130.850 4.846 |
43,68 % 42,12 % 1,56 % |
Neu 1,22 % Neu |
39,70 % 38,28 % 1,42 % |
b30 28 2 |
44,78 % 41,79 % 2,99 % |
Neu 2 Neu | |
Alternattiva Demokratika (AD) | 2.564 | 0,83 % | 0,97 % | 0,75 % | 0 | 0,00 % | ||
Moviment Patrijotti Maltin (MPM) | 1.117 | 0,36 % | Neu | 0,33 % | 0 | 0,00 % | Neu | |
Alleanza Bidla (AB) | 221 | 0,07 % | Neu | 0,06 % | 0 | 0,00 % | Neu | |
Unabhängige | 91 | 0,03 % | 0,02 % | 0,03 % | 0 | 0,00 % | ||
Gesamt | 310.665 | 100,00 % | 90,88 % | 67 | 100,00 % | 2 | ||
Gültige Stimmen | 310.665 | 98,72 % | 90,88 % | |||||
Ungültige Stimmen | 4.031 | 1,28 % | 1,18 % | |||||
Abgegebene Stimmen | 314.696 | 100,00 % | 92,06 % | |||||
Wahlberechtigte | 341.856 | 100,00 % |
Nach der Wahl
Bereits kurz nach Beginn der Auszählung, gegen Mittag am 4. Juni, teilte der PN-Vorsitzende Simon Busuttil über Twitter mit, er habe Joseph Muscat angerufen und seine Niederlage eingestanden.[12] Am 5. Juni wurde Muscat für seine zweite Amtszeit vereidigt.[13] Am gleichen Tage erklärte der gesamte Parteivorstand der PN seinen Rücktritt. Busuttil kündigte an, bis zur Wahl eines Nachfolgers im Amt bleiben zu wollen.[14] Die Mitglieder der neuen Regierung wurden am 9. Juni 2017 in ihr Amt eingeführt.[15]
Für die einzelnen Abgeordneten siehe: Liste der Parlamentsabgeordneten von Malta (13. Wahlperiode).
Weblinks
- Maltesische Wahlkommission (englisch)
Einzelnachweise
- General Election 2017. Electoral Comission Malta, 5. Juni 2017, abgerufen am 5. Juni 2017 (englisch).
- Anfang Juni Neuwahlen auf Malta. In: stol.it. 1. Mai 2017, archiviert vom Original am 1. Mai 2017; abgerufen am 4. Juni 2017.
- Panama Papers sorgen für Neuwahl in Malta. In: dw.com. 1. Mai 2015, abgerufen am 4. Juni 2017.
- Miriam Dalli, Paul Cocks: PN gets two additional seats in parliament • Muscat: ‚Labour will respect decision‘. In: maltatoday.com.mt. 26. Mai 2016, abgerufen am 4. Juni 2017 (englisch).
- Martin Scicluna: The Marlene effect. In: timesofmalta.com. 16. November 2016, abgerufen am 4. Juni 2017 (englisch).
- Oliver Meiler: Von Island bis Malta: Das Panama-Beben. In: panamapapers.sueddeutsche.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
- spiegel.de: Bloggerin durch Autobombe getötet
- Constitution of Malta. (pdf) §52. Abgerufen am 6. Juni 2017 (englisch).
- Ivan Camilleri: PD candidates to contest on PN List. In: timesofmalta.com. 28. April 2017, abgerufen am 4. Juni 2017 (englisch).
- Kurt Sansone: Expect a long ballot sheet next general election. In: timesofmalta.com. 18. Dezember 2016, abgerufen am 4. Juni 2017.
- PN set to get two more seats to represent proportionality. The Malta Independent (online), 6. Juni 2017, abgerufen am 6. Juni 2017 (englisch).
- Simon Busuttil: Tweet von Simon Busuttil. Twitter, 4. Juni 2017, abgerufen am 4. Juni 2017.
- Matthew Agius: Joseph Muscat sworn in as Prime Minister as crowds cheer him across Valletta. Malta Today, 5. Juni 2017, abgerufen am 5. Juni 2017 (englisch).
- Simon Busuttil steps down as PN leader after crushing defeat. Times of Malta, 5. Juni 2017, abgerufen am Tage darauf. (englisch)
- Watch: Ministers, parliamentary secretaries take oath of office. Times of Malta, 9. Juni 2017, abgerufen am 13. Juni 2017. (englisch)