Park Si-hun
Park Si-hun (* 16. Dezember 1965 in Haman, Gyeongsangnam-do) ist ein ehemaliger südkoreanischer Boxer. Park war Olympiasieger 1988 in Seoul im Halbmittelgewicht (-71 kg).
Koreanische Schreibweise | |
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Hangeul | 박시훈 |
Revidierte Romanisierung |
Bak Si-hun |
McCune- Reischauer |
Pak Sihun |
Karriere
1985 wurde Park Weltcupsieger im Halbmittelgewicht. Er gewann dabei im heimischen Seoul unter anderem gegen Freddy Sánchez aus Puerto Rico, Michael Timm aus der DDR und Kevin Bryant aus den USA. 1985 und 1987 gewann Park zudem die Asienmeisterschaften in Bangkok und Kuwait.
Bei den olympischen Boxwettbewerben 1988 konnte Park als Vertreter des gastgebenden Südkoreas seit Anbeginn nicht überzeugen. In seinem ersten Kampf gegen den Sudanesen Abdullah Ramadan entging er nur mit Wohlwollen des Ringrichters einer überfälligen Disqualifikation aufgrund permanenten Klammerns. Der einstimmige Achtelfinalsieg gegen DDR-Boxer Torsten Schmitz war offensichtlicher Betrug, der 3:2-Erfolg gegen den Italiener Vincenzo Nardiello im Viertelfinale mindestens umstritten. Nach einem weiteren einstimmigen Erfolg gegen Raymond Downey aus Kanada traf Park dann im Finale auf Roy Jones junior. Dort wurde er vom US-Amerikaner über die gesamte Kampfdauer dominiert und in der zweiten Runde sogar angezählt. Eine spätere Computerauswertung der damaligen NBC-Fernsehaufzeichung ergab 32 Treffer bei 188 Schlägen für Park, während sein Gegenüber auf 86 Treffer aus 303 Schlägen kam. Trotzdem votierten am Ende drei der fünf Punktrichter für den Südkoreaner, was als einer der größten Skandale in die olympische Geschichte einging.
Park war seine Goldmedaille so peinlich, dass er bei der Siegerehrung demonstrativ Jones' Arm in die Luft hob. Jones selbst erzählte, dass Park beim gemeinsamen Warten auf die Dopingkontrolle freiwillig seine Niederlage eingeräumt hatte. Das Skandalurteil selbst war nur die Speerspitze einer ganzen Reihe offensichtlicher Fehlurteile und führte noch während der Spiele von Seoul zu einer Untersuchung durch den Weltverband AIBA, jedoch ohne Konsequenzen für alle Beteiligten. Versuche der AIBA-Funktionäre Karl-Heinz Wehr aus der DDR und Paul Konnor (USA) wenigstens die Verursacher des Park-Jones-Fehlurteils lebenslang zu sanktionieren, schlugen ebenso fehl wie die Bemühungen, das Urteil zu revidieren oder Jones wenigstens eine zweite Goldmedaille zu verleihen. Bei seiner Bürotagung im Dezember 1988 verhängte die AIBA schließlich für alle bei den olympischen Boxwettbewerben auffällig gewordenen Kampfrichter relativ moderate Strafen von bis zu zwei Jahren Sperre. Park blieb Olympiasieger im Halbmittelgewicht. Um bisherige Fehlurteile zu vermeiden, wurde 1990 das Wertungssystem geändert und anstelle der Rundenwertung die Trefferwertung durch die Kampfrichter eingeführt, die mit einigen Modifikationen bis 2013 Bestand hatte.
Acht Jahre nach den Spielen von Seoul befasste sich das IOC mit dem Fehlurteil zwischen Park und Jones. Hintergrund war ein Antrag des NOK der USA (USOC), Roy Jones nachträglich zum Olympiasieger zu erklären. In seiner Forderung stützte sich das USOC auf Aufzeichnungen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, denen gegenüber Wehr damals wahrheitsgemäß Manipulationen zu Protokoll gegeben hatte. Am Ende konnten die Angaben Wehrs nicht eindeutig überprüft werden, um eine nachträgliche Umkehr des Urteils juristisch abzusichern. Auch unter dem Eindruck olympische Geschichte nur aufgrund von Indizien nicht umschreiben zu wollen, lehnte das IOC den Antrag der US-Amerikaner ab und verlieh Jones im Jahr darauf als symbolische Geste der Anerkennung den Olympischen Orden.
Karriereende
Kurz nach den olympischen Spielen von Seoul beendete Park seine Boxkarriere und arbeitete nach einem Bachelorabschluss in Sport als Sportlehrer, bis er 2001 Assistenztrainer der Südkoreanischen Nationalauswahl wurde. 2008 war er Trainer der südkoreanischen Jugendauswahl und betreut derzeit die Reserveauswahl Südkoreas.
Literatur
- Volker Kluge: Olympische Sommerspiele - Die Chronik IV. Sportverlag Berlin, 2002, ISBN 3-328-00830-6.