Otto Meitinger
Otto Meitinger (* 8. Mai 1927 in München; † 9. September 2017 ebenda) war ein deutscher Architekt und Denkmalpfleger. Er war verantwortlich für den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstörten Münchner Residenz und von 1987 bis 1995 Präsident der Technischen Universität München.
Leben
Meitinger ist Sohn des Münchner Stadtbaurates Karl Meitinger, der 1946 in der Schrift „Das neue München“ die Bewahrung des historisch gewachsenen Stadtraumes und -bildes gefordert hatte.[1] Nach dem Abitur und Kriegsdienst bei der Wehrmacht als Funker studierte Otto Meitinger nach Kriegsende an der damaligen Technischen Hochschule München Architektur. Dem folgte eine Assistententätigkeit am dortigen Lehrstuhl für Entwerfen und Denkmalpflege und die Staatsprüfung als Regierungsbaumeister. Er wurde mit einer Arbeit zur Baugeschichte der Münchner Residenz promoviert.
1953 wurde er als junger Architekt als Regierungsbaurat in die Leitung des Residenzbauamts berufen und leitete so den Wiederaufbau der im Krieg fast vollständig zerstörten Münchner Residenz. Ihr Wiederaufbau galt als beispielgebend für den Wiederaufbau vieler kriegszerstörter Baudenkmäler in Europa.[2] Unter anderem sind seinem Einsatz der Wiederaufbau des Antiquariums, der „Reichen Zimmer“, der Hofkapelle und der Schatzkammer zu verdanken. Rechtzeitig zum 800. Stadtjubiläum Münchens 1958 konnte auch das Cuvilliéstheater, wenn auch an anderer Stelle, wiedererrichtet werden.
Ab 1963 leitete er dann die Bauabteilung der Max-Planck-Gesellschaft. In seiner Verantwortung entstanden mehr als 50 große Institutsneubauten, darunter diejenigen für Biochemie in Martinsried und für Astrophysik in Garching.
1976 wurde er als Nachfolger von Josef Wiedemann zum Ordinarius für Entwurf und Denkmalpflege an der Technischen Universität München berufen. 1983 wurde er zum Dekan der Fakultät für Architektur gewählt. 1987 erfolgte die Wahl zum Präsidenten der Hochschule, der er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995 blieb. Er trug entscheidend dazu bei, die Weichen für den Ausbau des Pinakotheken-Areals und für den Forschungscampus in Garching zu stellen. Mit Hartnäckigkeit verfolgte er auch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U6 nach Garching.
Meitinger war Mitglied in zahlreichen Fachgremien, u. a. bei der Deutschen Akademie für Städtebau, dem Bayerischen Landesbaukunstausschuss, dem Landesdenkmalrat, dem Auswahlausschuss der Bayerischen Landesstiftung und der Hypo-Kulturstiftung sowie im Bayerischen Landesverein für Heimatpflege, im Kuratorium der Philip Morris Stiftung und im Bayerischen Club.
Zur Förderung denkmalpflegerischer Projekte gründete Meitinger zusammen mit seiner Frau Erika Meitinger (1927–2012) und seiner Schwester, der Kinderärztin Charlotte Meitinger (1921–2012), die Meitinger Stiftung.[3][4]
Er starb im Alter von 90 Jahren.[5]
Wichtige Bauten
Zu seinen Arbeiten als Architekt zählen
- Wiederaufbau der Residenz, München
- Palazzo Zuccari, Rom
- Umbau der Villa Hammerschmidt, Bonn
- Kaulbach-Villa, München
- Umbau von Schloss Bellevue, Berlin
- Marstallplatz, München
- Schloss Laxemburg bei Wien
- Schloss Ringberg, Tegernsee
Ehrungen und Auszeichnungen
- Bayerischer Verdienstorden
- Großes Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- Medaille Bene Merenti in Silber der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (1959)
- Kommandeurkreuz des Etoile noir der französischen Ehrenlegion
- Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens
- Kulturpreis München leuchtet Den Freunden Münchens in Gold (1987)
- Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1988)
- Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1991)
- Bayerischer Poetentaler (1994)
- Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München (1995)
- Preisträger der Bayerischen Volksstiftung (1998)
- Ehrenbürger der Stadt München (2005)
- Ehrenband der Münchener Burschenschaft Stauffia (anlässlich seiner 50-jährigen Mitgliedschaft)
- Johann Christian von Hofenfels-Medaille (2006)
- Im Jahr 2019 wurde eine Straße im Münchener Stadtteil Aubing-Lochhausen-Langwied nach Otto Meitinger benannt.[6]
Literatur
- Lehrstuhl für Entwerfen und Denkmalpflege TU München: Otto Meitinger : Architekt – Denkmalpfleger – Hochschullehrer München 1997.
- Tino Walz, Otto Meitinger und Toni Beil: Die Residenz zu München. Entstehung, Zerstörung, Wiederaufbau. Verlag Bayerische Vereinsbank, 1987.
- Otto Meitinger: Die baugeschichtliche Entwicklung der Neuveste : Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Residenz. Oberbayerisches Archiv zweiundneunzigster (92.) Band.
Weblinks
- Literatur von und über Otto Meitinger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- "Professor Dr. Otto Meitinger neuer Münchner Ehrenbürger"
- Zeitzeugen : Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Herrn Prof. Dr. Otto Meitinger. Haus der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 29. November 2021.
Einzelnachweise
- Karl Meitinger: Das neue München. Vorschläge zum Wiederaufbau. Münchner Graphische Kunstanstalten, München 1946. Nachdruck durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege 2014, ISBN 978-3-86222-162-2
- Hanns-Seidel-Stiftung e.V: Retter der Residenz. Abgerufen am 29. November 2021.
- siehe Nachruf auf Altpräsident Professor Dr. Ing. Dr. Otto Meitinger, in Rathaus-Umschau 172 / 2017 (Stadt München), veröffentlicht am 11. September 2017
- Restauratoren reinigen im Marstallmuseum den Kleinen Galawagen König Ludwigs II. - Besucher können die Arbeiten am Prunkfahrzeug beobachten, Pressemitteilung der bayerischen Schlösserverwaltung, 9. November 2015. Die Restaurierungsarbeiten wurden von der Meitinger-Stiftung finanziert.
- Nachruf auf Altpräsident Professor Dr. Ing. Dr. Otto Meitinger. In: Rathaus Umschau. München, 11. September 2017, abgerufen am 11. September 2017.
- Straßenneubenennung Otto-Meitinger-Straße auf muenchen.de abgerufen am 28. September 2021