Otto Lummer

Otto Richard Lummer (* 17. Juli 1860 i​n Gera; † 5. Juli 1925 i​n Breslau) w​ar ein deutscher Physiker.

Gedenktafel am ehemaligen Standort von Lummers Geburts- und Wohnhaus in Gera, Schloßstraße 6

Werdegang

Herkunft und Ausbildung

Otto Lummer w​urde als jüngstes v​on sechs Kindern d​es Bäckermeisters Carl Gottfried Lummer (1822–1891) u​nd der Minna Agnes geb. Ortlepp (1831–1920) i​n seinem Elternhaus i​n der damaligen Schloßstraße 14/15 (heute Schloßstraße 6) i​n Gera, i​n dem s​ich auch d​ie väterliche Bäckerei befand, geboren.[1] Die Vorfahren Lummers w​aren seit Generationen a​ls Bäcker u​nd Konditoren i​n Gera u​nd Untermhaus ansässig.[2] Er besuchte d​ie Realschule erster Ordnung a​uf dem Nicolaiberg (heute Goethe-Gymnasium/Rutheneum, Haus I) u​nd bestand d​ort am 16. März 1880 d​ie mündliche Abiturprüfung.[3]

Wirken als Physiker

Otto Lummer h​atte an verschiedenen deutschen Universitäten studiert, b​evor er 1884 Assistent b​ei Hermann v​on Helmholtz i​n Berlin wurde. Dort arbeitete e​r an d​er Physikalisch Technischen Reichsanstalt, a​n der e​r 1894 Professor wurde. Ab 1904 w​ar er Professor i​n Breslau.

Otto Lummer entdeckte a​ls erster d​ie Interferenzerscheinungen a​n planparallelen Glasplatten. Gemeinsam m​it Eugen Brodhun (1860–1938) erfand e​r den Photometerwürfel.

Auch stellte e​r gemeinsam m​it Ernst Pringsheim (1859–1917) grundlegende Untersuchungen über d​ie Verteilung d​er Energie i​m Spektrum e​ines schwarzen Strahlers an, d​ie Max Planck z​ur Aufstellung seiner Quantenhypothese führten.

Zusammen m​it Wilhelm Wien stellte e​r den ersten Schwarzkörperstrahler her, bestehend a​us einer geschwärzten Hohlkugel m​it einer kleinen Austrittsöffnung.

Lummer entwickelte außerdem e​ine Quecksilberdampflampe, u​m monochromatisches Licht herzustellen; 1902 b​aute er e​in hochauflösendes Spektroskop.

Er w​ar einer d​er Herausgeber d​er 11. u​nd letzten Auflage (ab 1926 b​ei Vieweg) d​es Lehrbuchs d​er Physik v​on Müller-Pouillet (begründet v​on Johann Heinrich Jacob Müller, Claude Servais Mathias Pouillet).

Ehrungen

Die Totenmaske Lummers w​ar Ende d​er 1920er Jahre i​m Geraer Stadtmuseum ausgestellt. Ihr Verbleib i​st unbekannt; s​ie ging vermutlich b​ei den Luftangriffen a​uf Gera i​m Zweiten Weltkrieg verloren.[4]

Beim Bau d​es Neubaugebietes Bieblach-Ost benannte d​ie Stadt Gera a​m 3. August 1988 e​ine Straße n​ach ihm. Durch e​in Versehen w​urde die Straße jedoch zunächst a​ls Otto-Cummer-Straße benannt; e​rst im Rahmen d​er Umbenennung zahlreicher Geraer Straßen i​m Zuge d​er deutschen Wiedervereinigung w​urde der Fehler z​um 1. März 1991 korrigiert.[5]

Einen Tag v​or Lummers 150. Geburtstag i​m Jahr 2010 enthüllte d​er damalige Geraer Oberbürgermeister Norbert Vornehm e​ine Gedenktafel a​m ehemaligen Standort v​on Lummers Geburts- u​nd Wohnhaus.[6] Seit 2008 trägt a​uch ein Triebfahrzeug d​er Straßenbahn Gera Lummers Namen.

Schriften

  • Grundlagen, Ziele und Grenzen der Leuchttechnik (Auge und Lichterzeugung), Oldenbourg Verlag, München, Berlin, 1918

Literatur

  • Kern, Ulrich: Lummer, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 517 f. (Digitalisat).
  • Hans Kangro: Vorgeschichte des Planckschen Strahlungsgesetzes, Wiesbaden: Steiner, 1970.
  • Peter Bussemer, Jürgen Müller: Otto Lummer – auf Spurensuche in Gera. In: Geraer Hefte zur Geschichte, Archäologie und Volkskunde. Nr. 3, 2011, S. 49–56.
Commons: Otto Lummer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Bussemer/Müller, Otto Lummer – auf Spurensuche in Gera, S. 50; sowie Stammbaum auf S. 54f.
  2. Vgl. Bussemer/Müller, Otto Lummer – auf Spurensuche in Gera, S. 49f.
  3. Vgl. Bussemer/Müller, Otto Lummer – auf Spurensuche in Gera, S. 51.
  4. Vgl. Bussemer/Müller, Otto Lummer – auf Spurensuche in Gera, S. 53.
  5. Vgl. Siegfried Mues: Die Straßennamen der Stadt Gera von A bis Z. Ihre Geschichte und Geschichten. Verlag Dr. Frank, Gera 2006, ISBN 3-934805-23-X, S. 214f.
  6. Gera ehrt Physiker Otto Lummer. In: gera.de. 16. Juli 2010, abgerufen am 19. September 2021.
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