Orgeln des Stiftes Zwettl

Die Orgeln d​es Stiftes Zwettl s​ind die Hauptorgel v​on Ignaz Egedacher u​nd die Chororgel v​on Gerhard Hradetzky. Die große Hauptorgel w​urde 1728–1731 v​on Johann Ignaz Egedacher a​us Salzburg (Werkstatt i​n Passau) a​uf der Westempore erbaut. Das Instrument verfügt über 35 Register, d​rei Manuale u​nd Pedal u​nd gilt a​ls eine d​er bedeutendsten Barockorgeln Niederösterreichs. 1726–1727 h​at Johann Dejobe[1] d​ie Chororgel gebaut, v​on ihr i​st nur d​as Gehäuse erhalten. In dieses fügte Gerhard Hradetzky 1982 e​in Instrument ein, d​as auf z​wei Manualen u​nd Pedal 20 Register umfasst.

Ignaz Egedacher 1731

Hauptorgel

Neubau 1731 durch Egedacher

  • 1728–1731 baute Johann Ignaz Egedacher die große und kostspielige Orgel. Aufgrund der relativ beengten Verhältnisse auf der Westempore brachte Egedacher die Register des Pedals in einem zweiteiligen Hauptwerksgehäuse unter, während die anderen beide Werke links und rechts vom Spieltisch in die Emporenbrüstung integriert wurden. Die Klangkonzeption der ersten beiden Manualwerke und des Pedals spiegelt die klassische süddeutsch-österreichische Orgelbaukunst wider. Hingegen wird durch das Brustwerk der Klangreichtum der Orgel durch einige galante Register erweitert, die er in Bass/Diskant aufteilte.

Umbauten und sonstige Eingriffe 1753–1941

  • 1753 wurde durch den Orgelbauer Ignaz Gatto der Ältere aus Krems an der Donau die Orgel überholt und umintoniert.
  • 1853 erfolgte durch Andreas Stöger (Zwettl) ein eingreifender Umbau der Spielanlage, der die Manualklaviaturen ersetzte und die Traktur der Manuale und Koppeln veränderte.
  • 1880 wurden durch Josef Breinbauer (Ottensheim) einige Register zugunsten romantischer ersetzt und die Intonation dem Zeitgeschmack angepasst. Zudem erfolgten technische Eingriffe (u. a. in die Registermechanik).
  • 1912 erfolgten weitere Veränderungen an der Disposition durch die Firma Gebrüder Rieger (Jägerndorf).
  • 1941 wurde vom Orgelbauer Ferdinand Molzer (Wien) auf der hinteren Orgelempore ein großes elektropneumatisches Werk gebaut, von dem aus auch die Klaviatur des Hauptwerks der Egedacher-Orgel bespielt werden konnte. 1983 wurde dieses Instrument wieder abgebaut und im Stift eingelagert.

Restaurierung 1983 durch Hradetzky und 1991 durch Ahrend

  • 1981–1983 restaurierte Gerhard Hradetzky (Oberbergern) die Egedacher-Orgel mit dem Ziel, den Zustand von 1731 wiederherzustellen. Dies umfasste die Rekonstruktion der originalen Disposition, Spiel- und Registertraktur, Windanlage und Stimmung.
  • 1991 vollendete Jürgen Ahrend (Leer-Loga) die klangliche und technische Restaurierung.

Disposition seit 1991 (= 1731)

I Hauptwerk C–c3
Principal8′[Anm. 1]
Copl8′
Gamba8′
Biforo8′[Anm. 2]
Octav4′
Holle-Fleten4′
Quint3′
Superoctav2′
Mixtur VI2′
Cymbal IV1′
Horn IV4′
II Positiv C–c3
Copl8′[Anm. 3]
Principal4′
Rohr-Fletten4′
Superoctav2′
Duodecima112
Cornettino III1′
III Drittes Clavir C–c3
Bass (C–h0)
Flauthen-Paß4′[Anm. 4]
Flaschalath-Paß2′
Schwegel II1′
Fagot8′[Anm. 5]
Diskant (c1–c3)
Fletten4′[Anm. 6]
Flaschaleth2′
Cornetti II2′
Huboa8′
Pedall C–g
Principal16′[Anm. 7]
Subpahs16′
Octav8′[Anm. 8]
Suboctav4′
Quint3′
Mixtur VI2′
Cymbal IV1′
Horn II135
Bombardon16′
Posaun8′
  • Koppeln: Coppelzug I/II (Tutti).
Anmerkungen
  1. Im Prospekt.
  2. Ab c1, Basslage komb.
  3. Eichenholz.
  4. Nussbaum.
  5. Zwetschkenholz.
  6. Birnbaum.
  7. Im Prospekt.
  8. Teilweise im Prospekt.

Technische Daten

Chororgel

Gehäuse 1727, Orgel 1982

Die Chororgel w​urde 1726–1727 Johann Dejobe (auch Johann d​e Moyse genannt) erbaut. 1982 w​urde sie v​on Gerhard Hradetzky vollständig erneuert u​nd weist j​etzt 20 Register a​uf zwei Manualen u​nd Pedal auf, w​obei das sog. Echowerk u​nd das vierstimmige Pedal i​n einem aufgelassenen Beichtstuhl untergebracht sind.

Disposition

I Hauptwerk C–f3
Prinzipal8′
Vox cölestis8′
Flauto dolce8′
Gamba8′
Octav4′
Viola4′
Superoctav2′
Quint223
Mixtur IV
II Echowerk C–f3
Bordun8′
Principalino4′
Dolce4′
Flautino2′
Quint113
Cornettino II
Flageolet1′
Pedal C–d1
Bordunbaß16′
Bordunbaß8′
Octavbaß4′
Trombone8′
  • Koppeln: I/II, I/P, II/P.
  • Tremolo (Balgtremulant).
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Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Johann Dejobe oder Johann de Moyse genannt, lebte sp. 1700–1771 in Wien, er starb anscheinend am 27. Juni 1771 an der Gelbsucht. In: Richard Mounder: Keyboard Instruments in Eighteenth—Century Vienna. Clarendon Press, Oxford 1998, Anhang B, S. 210. Siehe: , aufgerufen am 11. März 2017.

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