Orden unserer lieben Frau
Der Orden unserer lieben Frau, auch Orden unserer lieben Frau von der Empfängnis von Vila Visiosa[1], beziehungsweise portugiesisch Ordem de Nossa Senhora da Conceição de Vila Viçosa, ist ein portugiesischer Orden, der am 6. Februar 1818 vom portugiesischen König Johann VI. in Rio de Janeiro (Brasilien) gestiftet wurde.
Geschichte
Errichtung des Ordens
Das Datum der Stiftung des Ordens am 6. Februar 1818 fiel mit der Krönung von Johann VI. zusammen. Der Orden ist nach dem Stammsitz des Königshauses Braganza, benannt. Der Namensbestandteil „Vila Viçosa“ bezieht sich auf eine portugiesische Stadt, die mit dem Haus Bragança eng verknüpft war. 1461 kam die Region an der Grenze zum heutigen Spanien unter die Herrschaft der Familie Bragança. 1507 wurde der dortige Palast fertiggestellt. Erst Graf João von Bragança zog 1640 nach Lissabon, als er zum König Johann IV. von Portugal ausgerufen worden war. Der Palast in Vila Viçosa blieb Sommerresidenz. Der Hinweis auf Vila Viçosa und die dort verehrte Muttergottes bekommt eine besondere Bedeutung zu, wenn man berücksichtigt, dass der Orden in Brasilien gegründet wurde. Er unterstreicht die Bedeutung dieses Ordens für das Königshaus, das zu diesem Zeitpunkt bereits eine Reihe von Orden gestiftet bzw. verliehen hatte, darunter auch den berühmten und nur Staatsoberhäuptern vorbehaltenen „Christus Orden“. Über die Anfänge des Ordens Unserer Lieben Frau von der Empfängnis von Vila Visiosa gibt es zwei verschiedene Versionen:
- Die glaubwürdigere Version ist die, dass der Orden für jene als Ehrung und Auszeichnung gedacht war, die sich im Kampf gegen die napoleonische Besetzung durch ihre besondere Loyalität gegenüber dem Königshaus verdient gemacht hatten.
- Die zweite Version findet sich u. a. in einem älteren deutschsprachigen Handbuch über Ritterorden aus dem Jahre 1825. Demzufolge sei der Orden ursprünglich für die königlichen Prinzessinnen eingeführt worden. – Für diese zweite Version spricht der Tatbestand, dass im 18. und auch im 17. Jahrhundert nicht selten Frauennamen als Ordensbezeichnung für Frauenorden verwendet wurden. Gegen diese zweite Version spricht allerdings, dass durch den König von Portugal am 4. November 1801 bereits eigens ein Damenorden, nämlich der Orden der heiligen Elisabeth (Isabel), gegründet worden war, dessen Statuten 1804 publiziert worden waren.
Entwicklung
Von Anfang an gehörten zum Orden von Vila Visiosa außer dem Großmeister, den Prinzen sowie Prinzessinnen des königlichen Hauses eine festgelegte Höchstzahl von Großkreuzrittern, Komturen und Rittern sowie dienenden Brüdern. So blieb der Orden sehr elitär und wurde zum bedeutendsten aller dynastischen Orden des Hauses Bragança. Der Orden erhielt auch zwei Sitze zugewiesen: die Kapelle unserer lieben Frau zur Empfängnis zu Vila Visiosa in Alemtejo sowie die Kapelle in der königlichen Residenz. In diesen beiden Kapellen wurde jährlich am 8. Dezember zu Ehren der Patronin des Ordens ein Fest gefeiert. Alle Mitglieder, die sich nicht weiter als eine Stunde von Alemtejo entfernt aufhielten, waren mit den Statuten verpflichtet worden, an der Feierlichkeit teilzunehmen. Bei diesem Fest trugen die Mitglieder, soweit sie nicht einem anderen portugiesischen Militärorden angehörten, einen weißem Mantel mit hellblauen Schnüren oder die Vorrichtung für den Degen sowie mit der gestickten Dekoration auf der linken Mantelseite. Dem alten Orden waren organisatorisch noch zwei Bruderschaften der Heiligen Jungfrau angebunden, die bereits im 18. Jahrhundert bestanden hatten. Um Mitglied im Orden zu werden musste man einen Eid ablegen, indem man sich bereit erklärte, stets Maria, die unbefleckt Empfangene, zu verteidigen und die gewöhnlichen Opfergaben (Obolus) zu spenden. Mit Abschaffung der Monarchie 1910 ruhte der Orden. Neue Mitglieder wurden nicht investiert.
Wiederherstellung
Mit der Abschaffung der Monarchie 1910 hatte die neue republikanische Regierung Portugals alle Militärorden aufgelöst, setzte diese aber später wieder ein. Ausnahmen waren der Orden Vila Viçosa und der Damenorden zur heiligen Elisabeth (Saint Isabel). Dom Duarte Pio, seit 1976 Chef des Hauses Bragança, hat am 8. Dezember 1983 (Hochfest der Unbefleckten Empfängnis (eigentlich: Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria)) auch den Orden Vila Viçosa wieder hergestellt.
Ordensklassen
Der Orden besteht aus folgenden Klassen
- Großkreuz (GCNSC)
- Kommandeur (ComNSC)
- Ritter (CvNSC/DmNSC)
- Diener (SNSC)
Großmeister
Großmeister des Ordens ist der portugiesische König beziehungsweise das Oberhaupt des Hauses Braganza und Wiederbegründer Dom Duarte, Herzog von Bragança.[2]
Ordensdekoration
Ein weiß emaillierter neunspitziger Stern liegt auf einer goldenen neunflammigen Sonne auf. Zwischen den Sternspitzen befinden sich acht kleine fünfspitzige weiße Sterne. Auf dem goldenen Mittelschild stehen die verschlungenen Buchstaben M. A. (für Maria), umgeben von einem blau emaillierten Reif mit goldener Einfassung, die folgende Ordensdevise als Umschrift trägt: PADROCIO DO REINO (deutsch: Patronin des Königreichs). Über der Ordensdekoration befindet sich die goldene Königskrone mit dem Tragering.
Ordensband und Trageweise
Das Ordensband ist hellblau und hat an beiden Seiten eine weiße Einfassung. Großkreuzer trugen die Auszeichnung als Schärpe über die rechte Schulter zur linken Hüfte. Kommandeure trugen den Orden als Halsorden und die Ritter dekorierten im Knopfloch. Großkreuzer trugen zusätzlich einen Bruststern gleichen Aussehens ohne Krone.
Ordensregelement
Der Orden ist auf 12 Träger des Großkreuzes, 40 Kommandeure, 100 Ritter und 60 Diener begrenzt.[3] Seit 2005 wird er nur an portugiesische Staatsbürger verliehen. Die Voraussetzung hierzu ist, dass die Ordensanwärter über zehn Jahre hinaus die royalistische Sache unterstützen und bereits Ritter in einem andern königlich-portugiesischen Orden sind. Beförderungen erfolgen ebenfalls erst nach zehn Jahren. Der Orden ist durch die Regierung Portugals als anerkannter Orden eingestuft und darf ohne Auflagen öffentlich getragen werden.
Literatur
- Kurt von der Aue: Das Rittertum und die Ritterorden, oder historisch kritische Darstellung der Entstehung des Rittertums und vollständige Beschreibung aller bestehenden Ritterorden für Freunde der Geschichte alter und neuer Zeit, Merseburg 1825, S. 153, Digitalisat
- Das Buch der Ritterorden und Ehrenzeichen. Geschichte, Beschreibung und Abbildungen der Insignien aller Ritterorden, Militär- und Zivil-Ehrenzeichen, Medaillen et cetera nebst einer Auswahl der vorzüglichsten Costüme, Brüssel, Leipzig, 1848 S. 214 f.
- Maximilian Gritzner: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden aller Kulturstaaten der Welt. Leipzig 1893 (Digitalisat des Originals im Internet Archive), Nachdruck des Originals: Reprint-Verlag, Holzminden 2000, ISBN 3-8262-0705-X, S. 347.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Beschreibung sämmtlicher Orden, deren Abbildungen in dem Farbendruck-Werk: "Die Orden, Wappen und Flaggen aller Regenten und Staaten", enthalten sind., Verfasser: ? , Leipzig, 1883–1887
- http://monarquiaportuguesa.blogs.sapo.pt/6510.html
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. April 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.