Oleg Jurjewitsch Tinkow
Oleg Jurjewitsch Tinkow (russisch Олег Юрьевич Тиньков, oft auch Oleg Tinkov oder Oleg Tinkoff; Betonung: Olég Tinków; * 25. Dezember 1967 in Leninsk-Kusnezki, Oblast Kemerowo, Sowjetunion) ist ein russischer Unternehmer. Internationale Bekanntheit erlangte er vor allem als Betreiber des professionellen Radsportteams Tinkoff.
Werdegang
Tinkow wurde als Sohn eines sibirischen Minenarbeiters geboren und verbrachte seine Jugend durchweg in den fernöstlichen Regionen der Sowjetunion. Während des universitären Studiums in Leningrad nahm er als Amateur an zahlreichen Rennen im Straßenradsport teil. Noch während der Auflösung der Sowjetunion brach er seine akademische Ausbildung jedoch ab und gründete 1993 sein erstes Unternehmen namens Petrosib, über das er den Import von Elektronikwaren und Tonträgern nach Russland organisierte.
1997 verkaufte er das Unternehmen und gründete sogleich das Unternehmen Darja zur Herstellung von Fertiggerichten. Der Erlös des Verkaufs seines zweiten Unternehmens ermöglichte ihm die Gründung der Tinkoff Brewery und die Eröffnung einer landesweiten Kette von zwölf Restaurants unter dem gleichen Markennamen.
Dank aggressivem Marketing und moderner Standards steigerte Tinkow die Produktion seiner Brauerei in kürzester Zeit auf 20 Millionen Liter pro Jahr. 2007 verkaufte er das Unternehmen schließlich für umgerechnet 123 Millionen Euro an den belgischen Konzern Inbev. Zur selben Zeit gründete er das Unternehmen Tinkoff Credit Systems, mit dem er in der Folge das Internetmarketing und Onlinebanking in Russland revolutionierte. Die Gesellschaft firmiert heute als Tinkoff Bank und tritt vor allem als Kreditkartenanbieter auf.
2012 fasste Tinkow die Möglichkeit eines Verkaufs seines Finanzinstituts ins Auge, für das er regelmäßig selbst in Werbefilmen auftritt. Sein Interesse galt damals dem Einstieg in die Luftfahrt.
Abseits seiner unternehmerischen Tätigkeit ist Tinkow, auch in Anknüpfung an seine Jugendjahre, im Straßenradsport aktiv. Bereits ab 2005 sponserte Tinkow das nach seinem damaligen Unternehmen benannte Radsportteam Team Tinkoff Credit Systems, für das er 2006 auch als Radrennfahrer registriert war. Die Mannschaft bestand bis zum Ablauf der Saison 2008. Anschließend wurde er einer der Hauptsponsoren des von Bjarne Riis geführten UCI WorldTeams Tinkoff-Saxo, das er 2013 für umgerechnet 6 Millionen Euro aufkaufte und in dessen Planung er sich aktiv einbrachte. Zum Ende des Jahres 2016 wurde das Team aufgelöst.[1]
Im Mai 2020 wurde bekannt, dass Oleg Tinkow an Leukämie erkrankt ist.[2]
Tinkow musste 2021 wegen Steuerhinterziehung ca. 500 Millionen US-Dollar an den US-Fiskus zahlen, entging aber auch einer Auslieferung an die USA. Die Strafe bezeichnet der Geschäftsmann angeblich als „humane Lösung“.[3]
Anlässlich der russischer Invasion der Ukraine 2022 wandte sich Tikow gegen die russische Kriegsführung.[4]
Weblinks
- Offizielle Internetpräsenz (russisch)
- Oleg Jurjewitsch Tinkow in der Datenbank von Radsportseiten.net
- Tinkov: From Siberia to the top. velonews.competitor.com, 2. Dezember 2013, abgerufen am 31. Juli 2016 (englisch).
Einzelnachweise
- Oleg Tinkov blog: Cycling existed before me and will exist after me. cyclingnews.com, 26. Juli 2016, abgerufen am 31. Juli 2016 (englisch).
- Oleg Tinkov souffre d'une leucémie aiguë. In: lequipe.fr. 7. Mai 2020, abgerufen am 8. Mai 2020 (französisch).
- Steuerhinterziehung: Russischer Banker zahlt halbe Milliarde Dollar an den US-Fiskus. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 30. Oktober 2021]).
- Tinkov gegen Putins Krieg: „Unvorstellbar und untragbar“. In: radsport-news.com. 28. Februar 2022, abgerufen am 1. März 2022.