Obwaldner Volksfreund
Der Obwaldner Volksfreund (später: Der Obwaldner) ist der Titel einer ehemaligen schweizerischen Zeitung, welche von 1870 bis 1982 in Sarnen bzw. Lungern im Kanton Obwalden erschien.
Geschichte
Die Zeitung wurde 1870 von Landammann Simon Ettlin gegründet.[1] Sie war katholisch-konservativ ausgerichtet und erschien am 24. Dezember 1870 zum ersten Mal.[2] Bis 1901 erschien das Blatt wöchentlich Samstags, dann zweimal in der Woche am Mittwoch und Samstag.[3]
Die Jubiläumsnummer zum 50-jährigen Bestehen der Zeitung erschien am 1. Januar 1921.[4]
Der ab 1923 von Gottfried Burch in Lungern edierte katholisch-konservative Anzeiger für Lungern und Umgebung (1927–30 Obwaldner Zeitung und Anzeiger für Lungern, 1931–46 Obwaldner Zeitung, 1947–72 Lungerer Bote) fusionierte 1972 mit dem Obwaldner Volksfreund.[1] Ab 1975 bis 1982 brachte der Verleger Louis Ehrli die Zeitung im Eigenverlag heraus.[5] Die neue Zeitung erschien bis 1982 unter dem Titel Der Obwaldner mit den Untertiteln Obwaldner Volksfreund und Lungerer Bote.[6][7] Mit der letzten Ausgabe vom 27. August 1982 wurde das Blatt eingestellt bzw. mit dem Obwaldner Wochenblatt verschmolzen.[5]
Redaktion
Der erste Redaktor war der Vikar Melchior Britschgi.[2] Weitere Redaktoren waren unter anderen: Von 1879 bis 1882 der Politiker Adalbert Wirz[8], von 1909 bis 1917 der spätere Landammann und Ständerat Walter Amstalden, von Januar 1930 bis September 1935 Josef Gander, vom Oktober 1935 bis August 1942 der nachmalige Bundesrat Ludwig von Moos[9] und ab August 1942 August Wirz. In den 1950er-Jahren war der nachmalige Regierungsrat Ignaz Britschgi[10] Redaktor und von 1957 bis 1966 Jost Dillier, späterer Ständerat.
Vorwürfe wegen antisemitischer Kommentare
In den Jahren ab 1935, als Ludwig von Moos der Redaktor des Obwaldner Volksfreunds war, erschienen auch antisemitische Kommentare in dem Blatt. Dies warf Paul Ignaz Vogel 1969 von Moos, der damals Bundespräsident war, öffentlich vor.[11] 2012 gab es darüber eine erneute Debatte in der Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte.[12]
Weblinks
- Digitalisate des Obwaldner Volksfreunds 1870 bis 1982 auf der Plattform für digitalisiertes Schriftgut des Staatsarchivs Obwalden und der Kantonsbibliothek Obwalden
Einzelnachweise
- Angelo Garovi, Niklaus von Flüe: Obwalden. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1921, Band 8. Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Orell Füssli 1996, ISBN 3-280-02410-2, S. 188
- Fritz Blaser: Bibliographie der Schweizer Presse. 2. Halbband, Birkhäuser, Basel 1958 (= Quellen zur Schweizer Geschichte. Neue Folge, IV. Abteilung, Band VII). S. 738.
- INSA, S. 191
- Karl Röthlin: 111 Jahre Obwaldner Lokalpresse. In: Der Obwaldner, 27. August 1982, S. 1
- Jost Dillier: Obwalden 1945–1995. In: Obwaldner Geschichtsblätter, Heft 21, Sarnen 1997, S. 561–728 (besonders Kapitel 38: Neuerungen im Medienwesen, S. 721–726).
- Karl Röthlin: Im letzten Jahrhundert war Obwalden noch ein Kanton ohne eine eigene Zeitung. Die Obwaldner Pressegeschichte. In: Obwaldner Wochenblatt, 16. Dezember 1994, S. 3–9.
- Niklaus von Flüe: Wirz, Adalbert. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Roswitha Feusi Widmer: Moos, Ludwig von. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Andrea Weibel: Britschgi, Ignaz. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Schweiz/von Moos: Geistig geweckt In: Der Spiegel Nr. 3, 12. Januar 1970.
- Angelo Garovi: Bemerkungen zur politischen Haltung von Ludwig von Moos in den 30er Jahren. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte (SZG), 62/2012, Nr. 1, S. 156–163, Online-Version des Artikels. Thomas Maissen: Zur Geisteswelt des Ludwig von Moos. Eine Replik auf Angelo Garovis «Bemerkungen». In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 62 (2012), S. 311–319. Urs Altermatt: Wie weit rechts stand der Obwaldner Jungkonservative Ludwig von Moos? In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 62 (2012), S. 320–334.