Oberleitungsbus Marburg
Der Oberleitungsbus Marburg ist ein ehemaliger Obus-Betrieb in der hessischen Universitätsstadt Marburg, er bestand vom 19. Mai 1951 bis zum 5. Oktober 1968. Elektrisch betrieben wurde nur die damals 4,10 Kilometer lange Linie 1, sie verband den Marburger Hauptbahnhof mit dem Marburger Südbahnhof – beide an der Main-Weser-Bahn gelegen. Betreibergesellschaft waren die Stadtwerke Marburg.
Oberleitungsbus Marburg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckenlänge: | 4,10 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | 600 Volt = | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
Die Oberleitungsbusse fuhren zum Großteil auf derselben Strecke wie die Straßenbahn Marburg, diese verkehrte zum letzten Mal zwei Tage vor Aufnahme des Obus-Betriebs. Davon abweichend, wurde statt der Straße Pilgrimstein am Fuß des Schlossberges ein neuer, um 460 Meter längerer, Linienweg über die Deutschhaus- und die Biegenstraße gewählt. Auf diese Weise konnten die dortigen Kliniken und Wohnviertel sowie zwei Schulen besser erschlossen werden. Dennoch waren die O-Busse schneller als die Straßenbahn, sie benötigten für die Gesamtstrecke nur noch 14 statt 17 Minuten. Möglich wurde dies in erster Linie durch die durchgehend zweispurige Obus-Fahrleitung, das Abwarten von Gegenkursen wie bei der Straßenbahn entfiel. Der Straßenbahnbetriebshof an der Gisselberger Straße wurde hingegen – mit geringfügigen Umbauten für den Oberleitungsbusbetrieb – weiterhin genutzt.
Nach 17 Jahren endete der Obus-Betrieb in Marburg, die Linie 1 wurde komplett auf Dieselbusse umgestellt. Der beginnende Bau der Stadtautobahn (Bundesstraße 3), die aufgrund der Topografie Marburgs mitten durch die Stadt führt, hätte bedeutende Umbauten an den Obus-Anlagen nötig gemacht. Zunächst verkehrte die Linie 1 weiter auf dem alten Obus-Linienweg vom Hauptbahnhof zum Südbahnhof. In den 1970er-Jahren wurde die ehemalige Obus-Linie dann über den Südbahnhof hinaus in den Neubau-Stadtteil Richtsberg verlängert. Auf dieser Strecke verkehrt die Linie 1 noch heute.
Neuplanung in den 2020ern
Im Zuge der angestrebten Umstellung von Antrieben auf umweltfreundlichere Lösungen wurde in Marburg die Planung eines neuen Oberleitungsbusnetzes als so genannter batteriebetriebener Oberleitungsbus (BOB) nach Solinger Vorbild aufgenommen[1], da auf Grund der starken Steigungen reine Batterielösungen mit herkömmlichen E-Bussen für Marburg nicht sinnvoll erscheinen. Im Gegensatz zu dem alten Netz soll in der Innenstadt teilweise auf die Oberleitung verzichtet werden und dort mit Batterien gefahren werden, während die Steigungen auf die Marburger Lahnberge mit Oberleitungen ausgestattet werden sollen. Baustart soll Ende 2022 sein.
Die Stadt und Stadtwerke erhielten im Januar 2021 einen Förderbescheid u. a. zur Durchführung des Planfeststellungsverfahrens. Das Projekt „Planungs- und Untersuchungsleistungen zur Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens zur Umstellung ausgewählter Buslinien auf einen Betrieb mit Batterie-Oberleitungsbussen (Hybrid-Oberleitungsbusse) in der Universitätsstadt Marburg“ wird im Rahmen der Umsetzung der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung (MKS) mit insgesamt 1.519.750 Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert.[2]
Ziel ist es, durch verschiedene Routenführungen bis zu 36 Busse (ca. die Hälfte des Fuhrparks) auf einen Oberleitungs-/Batterie-Mischbetrieb umzustellen.[3]
Fahrzeugpark
Eine erste Serie von fünf einteiligen Fahrzeugen (Typ ÜHIIs) wurden als Anfangsausstattung bei der Waggonfabrik Uerdingen beschafft (Nummern 1 bis 5), 1956 folgten drei Fahrzeuge der Nachfolgebaureihe ÜHIIIs (Nummern 6 bis 8). Zur Bewältigung der steigenden Fahrgastzahlen wurden von den Henschel-Werken in Kassel 1961 die ersten Gelenkwagen des Typs HS 160 OSL-G angeschafft (Nummern 9 und 10). Kurz darauf sollten zwei weitere Wagen dieses Typs bestellt werden, jedoch beendete Henschel 1963 kurzfristig die Produktion von Oberleitungsbussen. Notgedrungen beschafften die Stadtwerke stattdessen alternativ zwei konventionelle Diesel-Gelenkbusse. Diese verkehrten fortan im Mischverkehr mit den Oberleitungsbussen auf der Linie 1.
Nach der Betriebseinstellung wurden die Solo-Obusse mit einer Ausnahme verschrottet, die beiden Gelenkwagen wurden an den Oberleitungsbus Kapfenberg in Österreich abgegeben. Dort standen sie noch bis 1980 beziehungsweise 1989 im Liniendienst. Wagen 6 wurde im Februar 1968 an den Campingplatz in Kernbach verkauft, später kam er zu den Omnibusfreunden Marburg (OFM), konnte dort jedoch wegen seines schlechten Zustands nicht instand gesetzt werden. 2001 gaben diese ihn an das Obus-Museum Solingen e. V. ab, dort wurde er im März 2008 ausgeschlachtet und zerlegt (als Ersatzteilspender für den typengleichen Solinger Wagen 59).
Literatur
- Dirk Dannenfeld, Franz Josef Hanke: Mit Hafer, Strom und Diesel. 100 Jahre Nahverkehr in Marburg. Vom Pferdebus zum Niederflurgelenkbus. Hrsg.: Omnibusfreunde Marburg. Bonn 1999, ISBN 3-925301-99-2.
Weblinks
- Ludger Kenning: Längst Geschichte – Straßenbahn und Obusse in Marburg a. d. Lahn
- Vor 40 Jahren fuhr der letzte Oberleitungsbus in Marburg – Dokumentation in der Fahrgastzeitung von PRO BAHN Hessen (Memento vom 16. September 2012 im Internet Archive) (PDF; 531 KiB)
- Umgestiegen: Vor 50 Jahren ersetzte der Obus die Tram auf www.marburgnews.de
Einzelnachweise
- Modellprojekt in Marburg: Förderung für Batterie-Oberleitungsbus. In: OBM. 26. Januar 2021, abgerufen am 24. April 2021 (deutsch).
- Tag der Tat, abgerufen am 8. Mai 2021
- Zurück in die Zukunft: Oberleitung soll der Antrieb der Moderne werden. Abgerufen am 24. April 2021.