Notre-Dame (Saint-Bertrand-de-Comminges)
Die Kathedrale Saint-Bertrand-de-Comminges (französisch: Cathédrale Notre-Dame de Saint-Bertrand-de-Comminges oder auch nur Cathédrale Sainte-Marie) ist eine römisch-katholische Kirche im gleichnamigen Ort.
Geographische Lage
Kirche und Ort liegen am Fuß der Pyrenäen im Departement Haute-Garonne im Südwesten Frankreichs auf einem steil aufragenden Hügel. An dessen höchster Stelle wiederum wurde die (ehemalige) Kathedrale errichtet. Die Kirche wird zu den Pilgerkirchen am Jakobsweg gezählt.
Geschichte
Am Fuß des Hügels, der heute das Dorf Saint-Bertrand-de-Comminges trägt, befand sich in römischer Zeit die 60.000-Einwohner-Stadt Lugdunum Convenarum. Sie war bis zum Einfall der Vandalen eine blühende Siedlung. Nach mehrfacher Zerstörung in der Epoche der Völkerwanderungszeit durch fränkische und burgundische Truppen (585) wurde die Siedlung in der Ebene aufgegeben, eine Restsiedlung auf dem Hügel blieb aber zunächst als Völkerwanderungszeitliche Höhensiedlung erhalten. Im Frühmittelalter wurde dann aber auch der Hügel verlassen.
Die Diözese Comminges existierte seit dem 6. Jahrhundert. Bertrand I. († 1123), Bischof von Comminges, ließ in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf dem Hügel eine Kathedrale bauen und richtete ein Domherrenstift ein. Er wurde im Chor der Kathedrale beigesetzt und für heilig erachtet. Seine Nachfolger förderten seine Verehrung. Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Kirche vergrößert: Bischof Bertrand de Goth, der spätere Clemens V. und der erste Papst, der in Avignon residierte, erweiterte sie um den gotischen Chor, Arbeiten, die von seinen Nachfolgern 1352 beendet wurden. Clemens V. veranlasste auch die Erhebung der Gebeine des heiligen Bertrand.
Die Diözese Comminges bestand bis zur Französischen Revolution. Heute gehört deren ehemaliges Gebiet zum Erzbistum Toulouse. Der Name von Comminges wurde 1935 in die Titulatur des Erzbischofs aufgenommen. Er bezeichnet sich jetzt als Erzbischof von Toulouse-Saint Bertrand de Comminges-Rieux.
Bauwerk
Die Kathedrale entstand seit dem Ende des 11. Jahrhunderts. Vom romanischen Ursprungsbau sind noch das reich skulptierte Portal, das einschiffige Langhaus und der quadratische Westturm erhalten. Der Chor mit Kapellenkranz stammt vom Beginn des 14. Jahrhunderts. Der an der Südseite angefügte Kreuzgang hat drei romanische und einen gotischen Flügel.
Sehenswert ist im Innern der prachtvoll in Holz geschnitzte Lettner und das Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance.
Literatur
- Susanne Böttcher (Hrsg.): Pyrenäen: Das Hochgebirge, Toulouse und das Pyrenäenvorland. Travel-House-Media, München 2007, ISBN 978-3-8342-8983-4.
- Thorsten Droste und Henri Gaud: Der Jakobsweg in Frankreich. Romanische Kunst entlang der Pilgerrouten. Hirmer, München 2008, ISBN 978-3-7774-4365-2.
- Raymond Oursel: Romanisches Frankreich. 2 Bände. 2. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, ohne ISBN.
- Rolf Toman (Hrsg.): Romanik: Architektur Malerei Skulptur. Feierabend, Berlin 2002, ISBN 978-3-936761-00-9.
Weblinks