Nikolai Fjodorowitsch Sumzow

Nikolai Fjodorowitsch Sumzow (russisch Николай Фёдорович Сумцов, ukrainisch Микола Федорович Сумцов Mykola Fedorowytsch Sumzow; * 6. Junijul. / 18. Juni 1854greg. i​n Sankt Petersburg, Russisches Kaiserreich; † 14. September 1922 i​n Charkiw, Ukrainische SSR) w​ar ein russisch-ukrainischer Folklorist, Ethnograph, Literaturwissenschaftler u​nd eine Persönlichkeit d​es öffentlichen Lebens.

Nikolai Fjodorowitsch Sumzow

Leben

Nikolai Sumzow kam als Nachkomme einer adeligen Kosakenfamilie in Sankt Petersburg zur Welt. Nach seiner Geburt zog die Familie ins Gouvernement Charkow und Sumzow besuchte später das Charkiwer Gymnasium Nr. 2, wo er umfangreiche Kenntnisse unter anderem in Geschichte, Philologie, Latein, Geographie der französischen und der deutschen Sprache erlangte. Außerhalb der Schulzeit erlernte er noch die ukrainische Sprache und erwarb Wissen zur ukrainischen Philologie.[1] Nach seiner Hochschulreife studierte er an der historisch-philologischen Fakultät der Universität Charkiw und promovierte dort 1875.[2]

Anschließend studierte er in Deutschland und lehrte ab 1878 russische Literatur an der Charkiwer Universität,[3] an der er 1881 seine Dissertation verteidigte. Aufgrund der Anschuldigungen der Ukrainophilie durfte er 1885 seine Doktorarbeit, die der Arbeit von Lasar Baranowytsch (Лазар Баранович) gewidmet war, nicht verteidigen und erhielt den Doktortitel für seine Forschung Brot in Riten und Liedern. Von 1889 an war er ordentlicher Professor der Universität Charkiw und 1906 wurde er dort geehrter Professor für Geschichte der russischen Literatur. Zwischen 1908 und 1916 war er Dekan der Geschichtsphilosophie. Als einer der Gründer der Charkiwer Historisch-Philologischen Gesellschaft war er von 1880 bis 1896 deren Sekretär[3] und stand dieser von 1897 bis 1919 vor.[2] Zudem war er zwischen 1904 und 1918 Direktor des Ethnographischen Museums der Universität.[3] Er starb 68-jährig in Charkiw.

Werk

Sumzow befasste sich hauptsächlich mit der Ethnographie, insbesondere der Folklore.[3] Er veröffentlichte etwa 300 wissenschaftliche und journalistische Studien und Artikel, darunter Monografien und eine Reihe von Artikeln zur Pädagogik.[4] Als Literaturwissenschaftler veröffentlichte er als Beitrag zu einer systematischen ukrainischen Literaturgeschichte in den Jahren 1884/85 Artikel zu Iwan Wyschenskyj, Joanykij Haljatowskyj (Йоаникій Галятовський) und Innozenz Giesel. Zwischen 1898 und 1918 publizierte er fünf Artikel zu Taras Schewtschenko, 1897 und 1905 veröffentlichte er Beiträge zu Iwan Kotljarewskyj, 1887, 1892 und 1922 zu Oleksandr Potebnja und 1906 und 1909 zu Oleksandr Oles. Außerdem schrieb Sumzow jeweils einen Artikel über Iwan Manschura (Іван Іванович Манжура) (1893), Borys Hrintschenko und Iwan Franko (jeweils 1906), Mychajlo Staryzkyj (1908) und Pantelejmon Kulisch (1919).[3]

Mitgliedschaften

Sumzow w​urde 1899 Mitglied d​er Tschechischen Akademie d​er Wissenschaften u​nd Künste[5], 1905 korrespondierendes Mitglied d​er Russischen Akademie d​er Wissenschaften[2], 1908 Vollmitglied d​er Wissenschaftlichen Gesellschaft Schewtschenko[3] u​nd 1919 w​urde er Mitglied d​er Ukrainischen Akademie d​er Wissenschaften.[2]

Ehrungen

Nach i​hm wurde d​as von i​hm 1920 a​ls Museum d​er Sloboda-Ukraine gegründete Charkiwer Historische Museum (Ха́рківський істори́чний музе́й імені Миколи Федоровича Сумцова) benannt.[6]

Commons: Nikolai Sumzow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Mykola Sumtsov: “Life in Ukraine follows a different path” Artikel in day.kyiv vom 13. Mai 2003; abgerufen am 15. Januar 2019 (englisch)
  2. Eintrag zu Mykola Sumzow in der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine; abgerufen am 15. Januar 2019 (ukrainisch)
  3. Eintrag zu Sumtsov, Mykola in der Encyclopedia of Ukraine; abgerufen am 15. Januar 2019 (englisch)
  4. Eintrag zu Nikolai Sumzow im Brockhaus-Efron; abgerufen am 15. Januar 2019 (russisch)
  5. Eintrag zu Mykola Sumzow in der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie; abgerufen am 15. Januar 2019 (ukrainisch)
  6. Webseite des Charkiwer Historischen Museums; abgerufen am 15. Januar 2019 (ukrainisch)
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