Niklaus von Wattenwyl (Geistlicher)

Niklaus v​on Wattenwyl (* 1492 i​n Bern; † 12. März 1551) w​ar ein katholischer Priester, Propst, Domherr, Berner Grossrat u​nd Förderer d​er Reformation.

Wappenscheibe Niklaus von Wattenwyl, Protonotar (1520)

Leben

Niklaus v​on Wattenwyl w​ar der älteste Sohn d​es wohlhabenden Berner Ratsherrn, Venners, Schultheissen, Feldherrn u​nd Unterhändlers Jakob v​on Wattenwyl (1466–1525). Er studierte Theologie i​n Basel, Köln, Poitiers u​nd um 1510 i​n Paris u​nd wurde bereits a​ls junger Mann 1508/1509 b​is 1523 Chorherr a​m Berner St. Vinzenzenstift.

1512 reiste e​r nach Rom u​nd konnte e​inen Titel e​ines Protonotars erwerben. Er durchlief d​ie Karriere e​ines katholischen Geistlichen u​nd wurde Prior i​n Montpreveyres, Kanonikat a​m Lausanner Domkapitel, 1514 Propst i​n Lausanne u​nd 1515 Kanonikat a​m St. Niklausstift i​n Fribourg. 1517 unternahm e​r eine weitere Reise n​ach Rom u​nd erlangte d​en Titel e​ines Juristen a​n der päpstlichen Universität. Danach w​urde er Kanonikat a​m Domstift i​n Basel, Domherr z​u Konstanz, Kommendatarabt d​es Klosters Montheron u​nd nach seiner Weihe z​um Priester 1518 Pfarrer v​on Romont. 1521 g​ab er d​as umstrittene Propstamt i​n Lausanne auf, 1522 w​ar als Nachfolger v​on Matthäus Schiner, Bischof v​on Sitten i​m Gespräch, u​nd er w​urde aber 1523 Propst a​m Berner St. Vinzenzenstift. Sein illuminiertes Gebetbuch z​eugt von seiner bedeutenden kirchlichen Stellung i​n vorreformatorischer Zeit.

Wattenwyl korrespondierte m​it dem Reformator Huldrych Zwingli u​nd neigte s​o immer m​ehr dem evangelischen Glauben u​nd Bekenntnis zu. Zwingli widmete i​hm sogar s​eine Schrift Göttliche u​nd menschliche Gerechtigkeit, u​m den Stadtstaat Bern für d​ie Reformation z​u gewinnen. Er t​rat dann unerwartet a​m 1. Dezember 1525 a​us dem geistlichen Stand a​us und verzichtete a​uf Ämter u​nd Würden. Er heiratete 1526 d​ie ehemalige Nonne d​es Inselklosters Klara May, d​ie Tochter d​es Claudius, d​es Herrn v​on Strättligen. Er kaufte 1527 d​ie Herrschaft Wil (Schlosswil m​it Schloss Wil). 1535 w​urde er Berner Grossrat u​nd war 1536 e​iner der Präsidenten d​er Lausanner Disputation, d​ie der Reformation i​n der Waadt z​um Durchbruch verhalf. 1539 w​urde er Mitglied d​es Chorgerichtes i​n Bern.[1]

Wie s​ein Vater Jakob erhielten ebenfalls 1533 u​nd sieben weitere Jahre b​is 1558 s​ein jüngerer Bruder, Hans Jakob v​on Wattenwyl (1506–1560), Freiherr z​u Colombier NE, u​nd ab 1581 s​ein Sohn Johann v​on Wattenwyl (1541–1604) d​as angesehene Amt d​es Schultheißen d​er Stadt Bern.[2][3]

Familie

Am 11. April 1526 heiratete Niklaus v​on Wattenwyl d​ie ehemalige Nonne Klara May (1505–1574), e​ine Tochter v​on Glado May u​nd Luzia Brüggler. Sie hatten zusammen z​ehn Kinder:[4][5]

  • Petermann von Wattenwyl (1532–1581), Grossrat, Landvogt in Lausanne und Venner zu Bern, verheiratet mit Johanna von Erlach und Anna von Hallwyl
  • Jakob von Wattenwyl (1533–?)
  • Magdalena von Wattenwyl (1534–1572), verheiratet mit Martin Hofer und mit Rudolf Linder
  • Katharina von Wattenwyl (1534–?)
  • Margaretha von Wattenwyl (1537–?)
  • Niklaus von Wattenwyl (1538–1581), verheiratet mit Ursula von Offenburg
  • Johann von Wattenwyl (1541–1604), Oberst, Vogt und Schultheiss von Bern, viermal verheiratet
  • Elisabeth von Wattenwyl (1543–1583), verheiratet mit Anton von Luternau
  • Klara von Wattenwyl (1545–1597), verheiratet mit Anton Michel und mit Ludwig de Senarclens

Literatur

Einzelnachweise

  1. Helen Kuru: Bern und Zwingli, 11. November 2002, Website zhref.ch
  2. Emil Blösch: Wattenwyl, Niklaus von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 249 f.
  3. Hans Braun: Wattenwyl, Niklaus von. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  4. Niklaus von Wattenwyl im Historischen Familienlexikon der Schweiz hfls.ch.
  5. Hans Braun: Geschichtliches aus Bernergeschlechter, Website der Familie von Wattenwyl
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