Niederklein
Niederklein ist der nach der Kernstadt größte Stadtteil von Stadtallendorf im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Niederklein Stadt Stadtallendorf | |
---|---|
Höhe: | 211 m ü. NHN |
Fläche: | 10,61 km²[1] |
Einwohner: | 1650 ca.[2] |
Bevölkerungsdichte: | 156 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35260 |
Vorwahl: | 06429 |
Kirche St. Blasius |
Geographie
Der Ort liegt südlich der Kernstadt im Nördlichen Vogelsberg-Vorland an der Gleen.
Geschichte
Der Ortsname leitet sich von dem Bachnamen Gleene (Kleine) ab. Der Name des Dorfes änderte sich von Niedernglein und Nider Gleene zum heutigen Niederklein. Im Dialekt heißt der Ort Glee.
Niederklein liegt in einem frühgeschichtlichen Siedlungsraum, wie mehrere Funde in der unmittelbaren Umgebung belegen. Das Datum der Ersterwähnung des heutigen Ortes war lange Zeit strittig. Neuere Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass Niederkein mit dem Ort „Glene“, welcher in einer auf die Zeit von 780 bis 802 datieren Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda genannt wird, identisch ist.[3]
An einer vorgeschichtlichen Straßenkreuzung gelegen, wird im heutigen Ortskern eine fränkische Befestigungsanlage zur Sicherung einer Furt durch die Gleen gegen die im ausgehenden 7. Jahrhundert einfallenden Sachsen angenommen. Auf diesem Gelände befand sich später die Burg Niederklein, bis 1407 Stammsitz der Ministerialen von Glene, welche in mainzischen Diensten standen.[3] Der Adelssitz schloss sich nördlich an den heutigen Kirchhof an und ist nicht erhalten. Die zur Anlage gehörende Kirchhofmauer und der wuchtige Kirchturm mit Pechnase sind noch als mittelalterliche Wehranlage zu erkennen.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen kam die Gemeinde Niederklein am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz zur Stadt Allendorf, Landkreis Marburg (damalige amtliche Bezeichnung der Stadt).[4][5]
Kirche
Die katholische Pfarrkirche St. Blasius und St. Elisabeth wurde nach einem Brand, der neben der Kirche große Teile des Dorfs zerstörte, Anfang des 17. Jahrhunderts im barocken Stil gebaut und 1911 im Gegensatz dazu mit Kirchenbildern im neugotischen Stil gestaltet.[6] Im Jahr 1923 erhielt die Kirche Glocken der Gießerei Geittner aus Breslau, welche im Jahr 1929 von der Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen aufgekauft wurde. Diese Glocken wurde im 2. Weltkrieg eingeschmolzen. An ihrer Stelle gossen die Glockengießer Otto im Jahr 1950 vier neue Bronzeglocken für die St. Blasius-Kirche. Die Glocken haben folgende Schlagtonreihe: f – as – b – c.[7][8]
Wappen
Am 6. Juni 1970 wurde der Gemeinde Niederklein im damaligen Landkreis Marburg ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: Das Wappen zeigt in Blau den sechsmal von Rot und Silber geteilten, aus einem silbernen Wellenbalken im Schildfuß wachsenden hessischen Löwen, der in seinen Pranken ein sechsspeichiges silbernes Rad hält.[9]
Infrastruktur
In Niederklein gibt es ein Bürgerhaus, einen Kindergarten und eine Grundschule. Die weiterführenden Schulen in Stadtallendorf (Georg Büchner Schule), Kirchhain (Alfred Wegener Schule) und Amöneburg (Stiftsschule St. Johann) sind mit dem öffentlichen Personennahverkehr erreichbar.
Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr: Drei Haltestellen der Buslinie MR85 des Rhein-Main-Verkehrsverbund.
Im Ort treffen sich die Landesstraße 3290 und die Bundesstraße 62.
Persönlichkeiten
- Franz Heinrich Meinolf Wilhelm (1725–1794), Mediziner und Hochschullehrer, geboren in Niederklein
- Johann Ludwig Koch (1772–1853), Geistlicher, Politiker, Kirchenrechtler und Bibliothekar, geboren in Niederklein
- Christian Somogyi (* 1956), Politiker (SPD) und seit 2012 Bürgermeister von Stadtallendorf, wohnhaft in Niederklein
Weblinks
- Niederklein im Internetauftritt von Stadtallendorf.
- St. Blasius und St. Elisabeth. Ortsgeschichte und Kirchenchronik. In: www.katholische-kirche-stadtallendorf.de. Private Website
- Niederklein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Niederklein In: Hessische Bibliographie[10]
Einzelnachweise
- Niederklein, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 11. November 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahl Niederklein im Internetauftritt von Stadtallendorf, abgerufen im März 2013
- Ortwin Koch: Glene im Lahngau / Stadtallendorf, Geschichte einer jungen Stadt. Hrsg.: Stadt Stadtallendorf. Band 4, 1997.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
- Katholische Pfarrkirche St. Blasius und St. Elisabeth (Memento vom 6. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbesondere S. 66–67, 547.
- Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbesondere S. 84–86, 504, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Niederklein, Landkreis Marburg vom 7. Juni 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 26, S. 1300, Punkt 1329 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,6 MB]).
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!