Niederburg (Kranichfeld)

Niederburg

Die Niederburg i​st eine d​er beiden Burgen d​er thüringischen Stadt Kranichfeld.

Beschreibung

Die Höhenburg l​iegt auf e​inem Bergsporn rechtsseitig über d​em Flussbett d​er Ilm a​m östl. Ortsrand d​er Stadt. Sie verfügte über e​ine außerordentlich große Vorburg versehen m​it großen Wällen u​nd Gräben u​nd mehreren Türmen.

Bedeutung

Kranichfeld l​ag an e​iner wichtigen Fernhandelsstraße, d​er sog. „Böhmischen Straße“ n​ach Eger u​nd Prag. Sie verlief hier, v​on Erfurt kommend, über Klettbach, Tonndorf, d​urch die ehemalige Kranichfelder Ilmfurt, vorbei a​n der Kranichfelder Kirche a​uf das „Gebirge“ n​ach Rittersdorf u​nd Haufeld u​nd dann n​ach Teichel, w​o sie d​ie von Mansfeld kommende über Blankenhain, Hochdorf u​nd Rudolstadt n​ach Nürnberg verlaufende „Nürnberger- o​der Kupferstraße“ erreichte.

Geschichte

1143Kranichfeld urkundlich
1147Sitz einer Seitenlinie der Gf. von Käfernburg-Schwarzburg
1233erste urkundliche Erwähnung als Pfandbesitz der Gf. von Schwarzburg
1275Zerstörung
danachWiederaufbau
1385Aussterben der Kranichfelder in der männlichen Linie
1389nach der Heirat von Margareta, der Erbin von Kranichfeld, Belehnung des Alberts III. von Kirchberg mit der Burg (= Hauptsitz der Burggrafen von Kirchberg-Kranichfeld)
1455Burg an die Gf. von Gleichen-Blankenhain
1454/55nach dem Verkauf der Kirchbergschen Besitzungen politisch-rechtliche Teilung des Ortes / Die Grenze verlief mitten durch die Stadt, durchquerte Straßen, Häuser und Wohnstuben. (Die Geschichte wiederholte sich nach '45 ähnlich in Berlin.)
danachhäufiger Besitzwechsel
16. Jh.Umbau zum Schloß
1571Gf. Karl III. von Gleichen-Blankenhain heiratet Felicitas von Hohenlohe-Waldenburg und erhält Unterkranichfeld als Wittum
1607wurde schließlich Gf. Wolfgang von Hohenlohe-Weikersheim die Herrschaft Niederkranichfeld eingeräumt
1611Kauf der Herrschaft Niederkranichfeld durch die Gf. Kraft VII. von Hohenlohe-Neuenstein und Philipp Ernst von Hohenlohe-Langenburg von ihrer Mutter, Gfn. Magdalena von Hohenlohe-Weikersheim (GL 30 Bü 13)
1.11.1619heiratete Freiherr Georg von Mörsberg und Beffort durch die Ehe mit Gfn. Dorothea Susanna v. Gleichen in das Erbe derer von Gleichen ein, er wurde jedoch wegen Pfandrechten nicht mit der Burg belehnt (= thüringische Linie der elsässischen „Herren von Mörsberg“)
1622Verhandlungen der Gf. von Hohenlohe mit Gf. Carl Günther von Schwarzburg über Verpachtung der Herrschaft Niederkranichfeld (GL 30 Bü 15)
1627kam Unterkranichfeld mit dem Tod Gf. Volrad und dem Aussterben der Linie von Gleichen-Blankenhain an die Gf. von Hohenlohe
1631nach dem Aussterben der Gf. von Gleichen kam die Herrschaft Niederkranichfeld an den vom obersten Lehnsherrn, dem Mainzer Bhf., favorisierten Gf. v. Hatzfeld, der die Ansprüche des Gf. von Mörsberg – die Herren von Mörsberg wurden 1632 in den Grafenstand erhoben – anderweitig entschädigen musste
1647Niederkranichfeld nach langen und fruchtlosen Auseinandersetzungen den Gf. von Mörsberg zugesprochen, die es bereits 1631 in Besitz genommen hatten
1651Gfn. Anna Sophia von Schwarzburg-Rudolstadt erwirkte das Stadtrecht für beide Ortsteile
1675–1794waren die Grafen von Hatzfeld Besitzer von Unterkranichfeld mit der Niederburg
1803kam die untere Herrschaft an Preußen
1806–1813gehörte Niederkranichfeld zur Republik Frankreich
1815an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach
1818Niederburg durch die Regierung in Weimar dem Förster Mey und dem Zimmermann Witzmann verkauft
1906Johanna Rauchfuß, die neue Besitzerin, gestaltet die Burg im romantischen Stil des Historismus um
1912Unterkranichfeld an das Herzogtum Sachsen-Meiningen (→ beide Herrschaften wieder in einer Hand, was die Doppelherrschaft über den Ort beendete)
1953Bau der Freilichtbühne
1961unter Denkmalschutz gestellt
1976Nutzung als Ferienobjekt und Burggaststätte es FDGB
1989im Zuge der Privatisierung wird die Stadt Kranichfeld der Eigentümer
1994Erbbaurechtsvertrag mit der ortsansässigen Firma Mühl Product Service, Nutzung als Repräsentationsobjekt, Kultur- und Weiterbildungsstätte
1998/99Sanierungsarbeiten am Veranstaltungsgelände
2002nach der Insolvenz des Pächters Rückführung an die Stadt – Nutzung für Veranstaltungen, Weiterbildung, Jubiläen und Terrassen Café
2004Adler- und Falkenhof Schütz in der Vorburg, dem sog. Planhof
2008Sanierung des Rosengartens

Literatur

  • Wolfgang Kahl: Geschichte der Stadt Kranichfeld: Ein Heimatbuch. Von den Anfängen bis 1989. Rockstuhl, Bad Langensalza 2012, ISBN 978-3-86777-438-3. (nicht ausgewertet)
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag, 7. Auflage, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 348–349 (Herrschaft Kranichfeld).
Commons: Niederburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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