Neudeck (Thanstein)

Neudeck i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Thanstein i​m Oberpfälzer Landkreis Schwandorf i​n Bayern.

Neudeck
Gemeinde Thanstein
Höhe: 590 m
Postleitzahl: 92554
Vorwahl: 09676
Neudeck (Bayern)

Lage von Neudeck in Bayern

Geographische Lage

Neudeck l​iegt ungefähr 6 Kilometer nördlich v​on Thanstein u​nd etwa d​rei Kilometer westlich d​er Bundesstraße 22 a​m Südwesthang d​es 622 Meter h​ohen Kulm.

Geschichte

Anfänge bis 18. Jahrhundert

Neudeck (auch: Neudeckh) gehörte z​ur Hofmark Dieterskirchen. Im Visitationsprotokoll v​on 1582 w​urde Neudeck a​ls Bestandteil d​er Pfarrei Dieterskirchen aufgeführt.[1] Während i​m Dreißigjährigen Krieg Dieterskirchen schwer verwüstet wurde, b​lieb das z​u Dieterskirchen gehörige, a​ber etwas abseits, versteckt zwischen Bergen u​nd Wäldern liegende Neudeck unversehrt.[2] 1661 h​atte Neudeck z​wei Höfe, e​in Gut, e​in Häusel, 10 Rinder u​nd ein Schwein.[3] Ende d​es 18. Jahrhunderts gehörte Neudeck m​it fünf Anwesen z​u Dieterskirchen u​nd zum Besitz d​er Familie Horneck.

19. Jahrhundert

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde staatlicherseits versucht die Verwaltungsstruktur zu vereinfachen und – gegen den zähen Widerstand der Besitzer – die Gerichtsbarkeit auf den Staat zu übertragen. Dieser Prozess verlief in mehreren Schritten. Durch Säkularisation und Mediatisierung wurden die zersplitterten territorialstaatlichen Gebilde und die differenzierte Struktur der gerichts- und grundherrlichen Zuordnungen beseitigt und versucht, die gutsherrlichen Rechte nach und nach zu reduzieren.[4] Es wurden Landgerichte älterer Ordnung gebildet.

Entsprechend einer Verordnung von 1808 wurde das Landgericht Neunburg vorm Wald in 55 Steuerdistrikte unterteilt. Dabei bildete Weislitz mit den Ortschaften Kiesenberg, Neudeck, Weislitz und Zengeröd einen Steuerdistrikt.[5]

Für die zunächst weiter bestehenden Patrimonialgerichte wurden im Organischen Edikt über die Patrimonialgerichtsbarkeit Vorschriften erlassen, die darauf zielten, nur noch größere und zusammenhängende Territorien zuzulassen. Daneben wurde jede Gelegenheit wahrgenommen, Patrimonialgerichte aufzulösen und die Gerichtsbarkeit an die Landgerichte einzuziehen.[6]

Das Patrimonialgericht Dieterskirchen u​nd Prackendorf d​es Anton Freiherrn v​on Horneck umfasste 1809 d​ie Orte Dieterskirchen m​it 43 Familien, Prackendorf m​it 29 Familien, Pottenhof m​it 22 Familien, Neudeck m​it 6 Familien u​nd Stegen m​it 4 Familien.[7]

1809 h​atte Neudeck 35 Einwohner.[8]

1820 wurden Ruralgemeinden gebildet. Dabei entstand die Ruralgemeinde Dieterskirchen, die aus den Ortschaften Dieterskirchen mit 44 Familien, Pottenhof mit 21 Familien, Neudeck mit 5 Familien, Kolmhof mit 2 Familien und der Einöde Einödhof mit einer Familie bestand.[9]

Neben der Ruralgemeinde Dieterskirchen bestand auch die kleine Ruralgemeinde Weislitz mit den Ortschaften Weislitz mit 6 Familien, Kiesenberg mit 5 Familien, Zengeröd mit 9 Familien und der Einöde Holzhof mit einer Familie. Als Zengeröd dem Landgericht Oberviechtach unterstellt wurde, stellten die Gemeindeangehörigen von Weislitz mit der Begründung "Dieterskirchen sei sowieso groß genug" 1845 den Antrag, die Ortschaft Neudeck aus der Gemeinde Dieterskirchen herauszunehmen und nach Weislitz einzugemeinden. Der Antrag wurde 1846, trotz des Protestes von Dieterskirchen, genehmigt.[10] So kam Neudeck in die Gemeinde Weislitz.

1848 wurden schließlich die feudalen Privilegien abgeschafft und die Patrimonialgerichte aufgelöst. Die Gerichtsbarkeit und die Polizeigewalt ging damit endgültig und vollständig an den Staat über.[11]

20. Jahrhundert bis Gegenwart

Zum Stichtag 23. März 1913 (Osterfest) wurde Neudeck als Teil der Expositur Kulz der Pfarrei Dieterskirchen mit 5 Häusern und 29 Einwohnern aufgeführt.[12] Bei der Auflösung der Gemeinde Weislitz 1946 kamen Kiesenberg und Neudeck zur Gemeinde Kulz. 1964 war Kulz eine eigenständige Gemeinde mit den Orten Kulz, Kiesenberg, Krähhof, Neudeck und Ziegelhütte. 1978 wurde Neudeck als Ortsteil der Gemeinde Kulz in die Gemeinde Thanstein eingegliedert.[13] Am 31. Dezember 1990 hatte Neudeck 28 Einwohner und gehörte zur Expositur Kulz der Pfarrei Dieterskirchen.[14]

Literatur

  • Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 93
  2. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 164
  3. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 283
  4. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 376–383
  5. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 338
  6. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 376–383
  7. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 378
  8. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 443
  9. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 421
  10. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 430
  11. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 376–383
  12. Antonius von Henle (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. Verlag der Kanzlei des Bischöflichen Ordinariates Regensburg, 1916, S. 366
  13. Wilhelm Nutzinger, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 52, Neunburg vorm Wald, München 1982, ISBN 3-7696-9928-9, S. 430
  14. Manfred Müller (Hrsg.): Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag des Bischöflichen Ordinariats Regensburg, 1997, S. 815
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