Nervus olfactorius
Der paarige Riechnerv oder Nervus olfactorius (von lateinisch olfactus ‚Geruch‘) – oft je auch im Plural: die Nn. olfactorii – wird auch erster Hirnnerv, N. I genannt und besteht jederseits aus rund zwanzig kurzen Faserbündeln. Sie leiten als sensorische (spezielle viszeroafferente) Fasern die Signale von den Riechzellen in der Riechschleimhaut der Nase zu dem auf jeder Seite als Riechkolben (Bulbus olfactorius) ausgeprägten Hirnanteil, der zum Telencephalon (Großhirn) gehört, und ermöglichen so die olfaktorische Wahrnehmung (siehe auch olfaktorischer Cortex und Riechhirn).
Verlauf
Die feinen Fasern des Nervs (Fila olfactoria) ziehen als Axone der Zellen der Riechschleimhaut im oberen Teil der Nase durch die Lamina cribrosa des Siebbeins (Os ethmoidale) zum direkt darüber liegenden Bulbus olfactorius. Nach Verschaltung auf Mitral- und Büschelzellen in dieser Struktur werden die Impulse über den Tractus olfactorius weitergeleitet. Dieser teilt sich jeweils in die Stria olfactoria lateralis und die Stria olfactoria medialis auf. Die lateralen ziehen zur primären Riechrinde im Telencephalon, der Area prepiriformis (Brodmann-Areal 28) und zur Amygdala, während die medialen unter anderem ins limbische System weitergeleitet werden. Damit sind die olfaktorischen Sinneseindrücke die einzigen, die nicht erst im Thalamus verschaltet werden, bevor sie in den Kortex gelangen.
Bei den Zellen der Riechschleimhaut handelt es sich um sogenannte primäre Sinneszellen, welche ohne Verschaltung ins Zentralnervensystem projizieren. Da definitionsgemäß der Projektionsort der ersten Neurone ein Hirnnervenkern ist, die Fasern des N. olfactorius jedoch ohne Verschaltung in einem sensorischen Ganglion zum Bulbus olfactorius ziehen, wird dieser teilweise als „Hirnnerven-Äquivalent“ betrachtet.
Der Nervus olfactorius ist wie der Nervus opticus (Sehnerv) kein Hirnnerv im eigentlichen Sinne, sondern ein vorgelagerter Hirnteil. Von den eigentlichen Hirnnerven unterscheiden sich diese beiden auch dadurch, dass sie nicht aus dem Hirnstamm entspringen.
Klinik
Zur neurologischen Überprüfung werden dem Patienten verschiedene Düfte präsentiert, die er möglichst genau benennen soll.
Es gibt drei Formen von Olfaktorius-Tumoren: Ästhesioneurozytom, Ästhesioneuroblastom und Ästhesioneuroepitheliom.