Rosalind Russell
Catherine Rosalind Russell (* 4. Juni 1907 in Waterbury, Connecticut; † 28. November 1976 in Beverly Hills, Kalifornien) war eine US-amerikanische Schauspielerin. Die vor allem für ihre Darstellung selbstbewusster Frauenfiguren in Komödien bekannte Russell wurde im Laufe ihrer Karriere mit insgesamt fünf Golden Globe Awards ausgezeichnet und erhielt vier Oscar-Nominierungen in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin.
Leben
Die Tochter eines Anwalts und einer Modeberaterin machte eine Ausbildung an einer New Yorker Schauspielschule und ging 1934 mit einem Vertrag von MGM nach Hollywood. In der folgenden Zeit erhielt sie größere Nebenrollen und Hauptrollen, unter anderem in King Vidors Die Zitadelle mit Robert Donat und in der ausschließlich mit Frauen besetzten Komödie Die Frauen von George Cukor. Zum Star wurde sie allerdings erst 1940 durch die Screwball-Komödie Sein Mädchen für besondere Fälle unter Regie von Howard Hawks. Ihre Begabung lag in leichten Komödien, in denen sie meist selbstbewusst und modern wirkende Frauen verkörperte, die mit Witz, Sarkasmus und Eleganz brillierten. Oft war sie als Geschäftsfrau zu sehen, die sich in ihren männlichen Sekretär verliebt, so in Liebling, zum Diktat, oder als Frau mit eigenen Ideen wie in Eine Frau mit Unternehmungsgeist. Ab Mitte der Dekade arbeitete sie ohne festen Studiovertrag und trat nun öfter in dramatischen Rollen auf. Für ihre Darbietungen in der Filmbiografie Schwester Kenny aus dem Jahr 1946 über die australische Krankenschwester Elizabeth Kenny sowie in der Eugene O’Neill-Verfilmung Mourning Becomes Electra von 1947 erhielt sie jeweils den Golden Globe Award in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama. An der Kinokasse floppten beide Filme dennoch.
Anfang der 1950er-Jahre ließ der Filmerfolg der inzwischen über 40-jährigen Darstellerin nach. Sie kehrte an den Broadway zurück, wo sie sich auf Charakterrollen verlegte und in mehreren erfolgreichen Theaterproduktionen spielte. Mit der Komödie Die tolle Tante erreichte sie große Popularität und wurde für den Tony Award nominiert. Sie wiederholte die Rolle in der gleichnamigen Verfilmung von 1958. Für ihre Darstellung erhielt sie eine weitere Oscar-Nominierung und gewann einen Golden Globe Award. Zu den weiteren erfolgreichen Auftritten ihrer späten Filmkarriere zählten Picknick aus dem Jahr 1955 an der Seite von William Holden und Kim Novak sowie die ehrgeizige Mama Rose, Mutter von Gypsy Rose Lee, in Gypsy – Königin der Nacht, der Verfilmung des Musicals Gypsy: A Musical Fable, mit Natalie Wood in der Titelrolle. Der Film kam 1962 in den Verleih und wurde ein großer kommerzieller Erfolg. Russell spielte aber auch in einigen Filmflops wie Five Fingers Exercise oder Oh Dad, Poor Dad, Mama’s Hung You in the Closet and I’m Feeling So Sad. Anfang der 1970er-Jahre musste sie wegen ihrer Arthritis aus dem Schauspielgeschäft zurückziehen.[1]
Russell war ab 1941 mit dem dänisch-amerikanischen Produzenten Frederick Brisson (1912–1984), einem Sohn des Schauspielers Carl Brisson, verheiratet. Die Ehe hielt bis zu ihrem Tod und das Paar bekam 1943 ihren Sohn Carl Lance.[2] Die streng katholische Russell war zeitlebens eng mit Loretta Young und Irene Dunne befreundet. Auch mit Joan Crawford pflegte sie über Jahrzehnte einen freundschaftlichen Umgang.
Nach vier Oscar-Nominierungen als beste Hauptdarstellerin erhielt die sozial engagierte Russell im Jahr 1973 den mit dem Oscar gleichzusetzenden Jean Hersholt Humanitarian Award für ihre karitative Tätigkeit. Rosalind Russell starb im November 1976 im Alter von 69 Jahren an Brustkrebs. Ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, Höhe 1708 Vine Street, erinnert an die Schauspielerin.
2021 wird auf der Berlinale Russells komödiantisches Werk gemeinsam mit dem von Carole Lombard und Mae West in einer Retrospektive gewürdigt werden.[3]
Auszeichnungen
Oscar
- Oscarverleihung 1943 – Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Meine Schwester Ellen
- Oscarverleihung 1947 – Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Schwester Kenny
- Oscarverleihung 1948 – Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Mourning Becomes Electra
- Oscarverleihung 1959 – Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Die tolle Tante
- Oscarverleihung 1973 – Jean Hersholt Humanitarian Award für ihre karitative Tätigkeit
Golden Globe Award
- Golden Globe Awards 1947 – Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einem Drama für Schwester Kenny
- Golden Globe Awards 1948 – Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einem Drama für Mourning Becomes Electra
- Golden Globe Awards 1959 – Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical für Die tolle Tante
- Golden Globe Awards 1961 – Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einer Komödie oder Musical für 1000 Meilen bis Yokohama
- Golden Globe Awards 1963 – Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einer Komödie oder Musical für Gypsy – Königin der Nacht
Tony Award
- 1953 – Tony Award als beste Hauptdarstellerin in einem Musical für Wonderful Town
- 1957 – Nominierung als beste Hauptdarstellerin in einem Theaterstück für Die tolle Tante
Filmografie (Auswahl)
- 1934: Ich kämpfe für dich (Evelyn Prentice)
- 1934: The President Vanishes
- 1934: Heirate nie beim ersten Mal (Forsaking All Others)
- 1935: The Night Is Young
- 1935: The Casino Murder Case
- 1935: Helden von Heute (West Point of the Air)
- 1935: Die öffentliche Meinung (Reckless)
- 1935: Spione küßt man nicht (Rendezvous)
- 1935: Abenteuer im Gelben Meer (China Seas)
- 1936: Unter zwei Flaggen (Under Two Flags)
- 1936: Craig’s Wife
- 1936: Trouble for Two
- 1937: Night Must Fall
- 1937: Live, Love and Learn
- 1938: Man-Proof
- 1938: Liebe zu viert (Four’s a Crowd)
- 1938: Die Zitadelle (The Citadel)
- 1939: Fast and Loose
- 1939: Die Frauen (The Women)
- 1940: Sein Mädchen für besondere Fälle (His Girl Friday)
- 1940: Keine Zeit für Komödie (No Time for Comedy)
- 1941: This Thing Called Love
- 1941: Fluchtweg unbekannt (They Met in Bombay)
- 1941: The Feminine Touch
- 1941: Rache ist süß (Design for Scandal)
- 1942: Liebling, zum Diktat (Take a Letter, Darling)
- 1942: Meine Schwester Ellen (My Sister Eileen)
- 1943: Flight for Freedom
- 1943: Eine Frau hat Erfolg (What a Woman)
- 1945: Eine Frau mit Unternehmungsgeist (Roughly Speaking)
- 1946: Schwester Kenny (Sister Kenny)
- 1947: Mourning Becomes Electra
- 1948: Die bronzene Göttin (The Velvet Touch)
- 1949: Flitterwochen mit Hindernissen (Tell it to the Judge)
- 1950: Die Männerfeindin (A Woman of Distinction)
- 1952: Never Wave at a WAC
- 1955: Girl Rush
- 1955: Picknick (Picnic)
- 1958: Die tolle Tante (Auntie Mame)
- 1962: Ein Fremder kam an (Five Finger Exercise)
- 1962: 1000 Meilen bis Yokohama (A Majority of One)
- 1962: Gypsy – Königin der Nacht (Gypsy)
- 1966: Immer Ärger mit den Engeln (The Trouble with Angels)
- 1967: O Vater, armer Vater, Mutter hängt dich in den Schrank und ich bin ganz krank (Oh Dad, Poor Dad, Mama’s Hung You in the Closet and I’m Feeling So Sad)
- 1967: Rosie
- 1968: Wenn Engel reisen… (Where Angels Go, Trouble Follows)
- 1971: Mrs. Pollifax – Spy
Literatur
- Rainer Rother: No Angels. Mae West, Rosalind Russell & Carole Lombard. edition text+kritik, München 2021, ISBN 978-3-96707-504-5.
Weblinks
- Rosalind Russell in der Internet Movie Database (englisch)
- Fanseite mit zahlreichen Hintergrundinformationen und umfangreiche Photogalerie (sofern über das Webarchiv verfügbar) (Memento vom 1. Februar 2014 im Internet Archive)
- Rosalind Russell bei Turner Classic Movies (englisch, derzeit von Deutschland aus nicht zugänglich)
- Rosalind Russell Medical Research Center for Arthritis
Einzelnachweise
- Rosalind Russell | Biography, Movie Highlights and Photos. Abgerufen am 4. Juni 2020 (amerikanisches Englisch).
- Bernard F. Dick: Forever Mame: The Life of Rosalind Russell. Univ. Press of Mississippi, 2009, ISBN 978-1-60473-139-2 (google.de [abgerufen am 4. Juni 2020]).
- Retrospektive „No Angels – Mae West, Rosalind Russell & Carole Lombard“. In: berlinale.de, 15. Oktober 2020 (abgerufen am 24. November 2020).