Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke
Das Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke ist eine Sammlung von Gipsabgüssen antiker Plastik im Kunstareal München. Insgesamt beherbergt das Museum rund 2.000 Abgüsse und stellt damit die viertgrößte Abgusssammlung Deutschlands dar.[1]
Im Haus der Kulturinstitute ist u. a. auch das Museum untergebracht (2007) | |
Daten | |
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Ort | München |
Art |
Abgusssammlung
Antikenmuseum |
Architekt | Paul Ludwig Troost |
Eröffnung | 1869 |
Leitung | |
Website | |
ISIL | DE-MUS-192614 |
Geschichte
Im Rahmen der Gründung eines Lehrstuhls für Klassische Archäologie an der Universität München wurde das Museum 1869 von Heinrich Brunn eingerichtet. Bis 1877 war die Abgüsse beim Münzkabinett im ehemaligen Jesuitenkolleg untergebracht. Die Sammlung umfasste damals 379 Stück. Nach und nach zog die Sammlung in die nördlichen Hofarkaden der Residenz um, doch erst 1932 erhielt sie dort angemessene Ausstellungsräume. Sie war zu der Zeit zu einer der drei größten Sammlungen in Deutschland avanciert. 1944 fielen einem Bombenangriff 2.398 Abgüsse zum Opfer.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein langsamer Wiederaufbau, erst unter Paul Zanker wurde die Sammlung systematisch ausgebaut. Das Museum befindet sich seit 1976 im ehemaligen NSDAP-Verwaltungsgebäude, dem heutigen Haus der Kulturinstitute. Von 1981 an war es wegen Sanierung des Hauses nur zeitweise möglich, die Sammlung öffentlich zu zeigen, seit 1991 ist sie dauerhaft zugänglich.[1] Das Haus vereint universitär-wissenschaftliche und museale Institutionen, denen die Abguss-Sammlung als Forschungs- und Anschauungsmaterial dient.[2]
Exponate
Die Sammlung zeigt Abgüsse verschiedener Epochen und Stile: Römische Abteilung, Hellenistische Plastik (spätes 4. - 1. Jh. v. Chr.), Archaische und klassische Plastik (6. - frühes 4. Jh. v. Chr.), Herrscherporträts, Philosophenporträts[3]
Seit Juni 2005 befindet sich ein farbig gefasstes Modell des Parthenon von Athen in der Ausstellung. Das Exponat ist eine Dauerleihgabe des Metropolitan Museum of Art in New York und steht für eine dreißigjährige Zusammenarbeit der beiden Häuser. Das opulente Werk ist im Maßstab 1:20 gefertigt, hat eine Länge von 4,09 m und ein Gewicht von 1,7 t. Der große Maßstab war Wunsch des Stifters Levi Hale Willard, der bisherige Modelle als "toys" (deutsch: Spielzeuge) bezeichnete. Die Herstellung des Modells, inklusive Farbrekonstruktionen, wurde 1883 nach Paris übergeben. Die Rekonstruktion der Architektur basiert auf archäologischen Befunden der Zeit. Außen- und Innenausstattung erfolgten nach hypothetische Rekonstruktion im Zustand des 5. Jh. v. Chr. Überlieferungen von Pausanias waren u. a. eine Quelle. Mit der Fertigstellung um das Jahr 1889 war es das umfassendste Rekonstruktionsmodell des Parthenon seiner Zeit. Vermutlich wurde es auf der Pariser Weltausstellung 1889 ausgestellt. Im Jahr 1946 wurden umfangreiche Umbauten vorgenommen, um es auf einen der Forschung gemäßen Stand zu bringen. Der Restaurierungsprozess des Objekts hält seit 13 Jahren an. In München wurden Umbauten am Dach und die Farbfassung rekonstruiert. Das Modell ist bis heute die umfassendste Rekonstruktion, wenn auch keine, die dem aktuellen Forschungsstand entspricht. Sie stellt vielmehr den Wissensstand des 19. Jahrhunderts dar und ist als archäologisches Zeitzeugnis zu sehen.[4]
Als wichtiges archäologisches Arbeitswerkzeug des Museums gilt die zugehörige Photothek, deren Bestand etwa 100.000 Fotos umfasst.
Konservatoren des Museums
Nomineller Direktor des Museums ist der jeweilige Lehrstuhlinhaber für Klassische Archäologie an der Universität München qua Amt in Nebenfunktion. Im Tagesgeschäft wird das Museum von einem Konservator geleitet:[1]
- Paul Arndt (1892 – ca. 1894)
- Heinrich Bulle (1894–1898)
- Hermann Thiersch (1899–1903)
- Johannes Sieveking (1897–1907)
- Ludwig Curtius (1901–1908)
- Eduard Schmidt (1908–1914)
- Ernst Buschor (1914–1919)
- Carl Weickert (1919–1934)
- Hans Diepolder (1934–1937)
- Heinz Kähler (1937–1954)
- Hans Walter (1954–1966)
- Ingeborg Scheibler (1966–1991)
- Hans-Ulrich Cain (1992–1997)
- Ingeborg Kader (1997–2017)
- seit 2017: Andrea Schmölder-Veit und Nele Schröder-Griebel
Literatur
- Andrea Schmölder-Veit, Nele Schröder-Griebel (Herausgeber): Lebendiger Gips. 150 Jahre Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke. München 2019, ISBN 978-3-947450-76-3 (Digitalisat).
Weblinks
Anmerkungen
- Geschichte des Museums. Historie. In: Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke. Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München, abgerufen am 20. August 2019.
- Haus der Kulturinstitute und Kunstareal München. Haus der Kulturinstitute. In: Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke. Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München, abgerufen am 20. August 2019.
- Gebäudepläne. In: Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke. Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München, abgerufen am 20. August 2019.
- Inge Kader: Parthenonmodell. In: Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke. Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München, abgerufen am 20. August 2019.