Munot
Der Munot ist eine Zirkularfestung im Zentrum der schweizerischen Stadt Schaffhausen auf dem Emmersberg und gilt als das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde im 16. Jahrhundert aus Quader- und Bruchsteinen des hier und in der Umgebung anstehenden Malm gebaut; kurz nach der Fertigstellung gab es die ersten Zweifel, ob die Anlage dem Stand der Militärtechnik entspricht. Sie diente nur einmal zur Verteidigung: Im Jahre 1799 während des Rückzugs der französischen Truppen vor den Österreichern.
Munot | ||
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Festung Munot, Ansicht von Feuerthalen | ||
Staat | Schweiz (CH) | |
Ort | Schaffhausen | |
Entstehungszeit | 1564–1589 | |
Erhaltungszustand | Erhalten | |
Geographische Lage | 47° 42′ N, 8° 38′ O | |
Höhenlage | 433 m ü. M. | |
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Geschichte
Wie bei anderen exponierten Befestigungen wird die Idee bemüht, dass an der Stelle des heutigen Munots einst die Römer einen Wachturm als Bestandteil ihrer Grenzbefestigung entlang des Rheins errichtet haben sollen. Belegt ist auf jeden Fall, dass ab 1098 eine Befestigung an dieser Stelle, der sog. «Annot» oder «Unot» (mhd. für „Ohne Not“) stand, welcher anfänglich im Besitz eines Adeligen (vermutlich eines Vogtes) war. 1561 wurde der alte Zwingolf geschleift.
Die heutige Anlage wurde zwischen 1536 und 1546 unter dem Stadtbaumeister Heinrich Schwarz (1526–1593) wohl nach Kenntnis Albrecht Dürers Werk einer Rondellbefestigung, teilweise auch in Fronarbeit, erbaut und stellt mit ihrem Bergfried eines der wenigen Beispiele des Überganges von einer Burg zu einer modernen Festung dar. Der Munot war Teil der Stadtbefestigung. Der Bau kostete die Stadt 47'528 Gulden, was den Baukosten von etwa 800 Stadthäusern entsprach.
1646 wurde im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges erwogen Schanzen und ein Vorwerk zu errichten. Johann Georg Werdmüller zeichnete einen Plan, die errechneten Kosten von 165'627 Gulden konnten dann aber doch eingespart werden, da 1648 in Münster der Frieden erklärt wurde.
Belagerung 1799
Am 1. Oktober 1798 wurde die Stadt und der Munot von den Franzosen besetzt, nachdem bereits am 15. Juni Balthasar Alexis Henri Antoine von Schauenburg und Jean-Jacques Rapinat in der Stadt erschienen waren. Am 15. November 1798 erschien André Masséna und forderte Quartiere für die nach der Schlacht bei Ostrach und der Schlacht bei Stockach verwundeten Franzosen in der Stadt. General Jean-Baptiste Jourdan liess ein Munitionsdepot anlegen, der Munot wurde mit Geschützen versehen.
Am 13. April 1799 positionierte General Maximilian Baillet von Latour und Major Michael von Kienmayer 6000 Mann bei Herblingen und Büsingen. Die Geschütze postierte man bei Buchthalen auf der Windegg. Nachdem die Aufforderung zur Übergabe von Stadt und Festung unbeantwortet blieb wurde gegen 3 Uhr nachmittags mit der Beschießung begonnen. Die Besatzung des Munot erwiderte das Feuer, doch nach der Erstürmung der Stadt gegen 5 Uhr abends warfen sie die Geschütze in den Graben, wo sie die Österreicher in Besitz nahmen. Um eine Verfolgung zu verunmöglichen, setzten die Franzosen die Grubenmann-Brücke in Brand.
Instandsetzung
Nach dem Ende der einzigen Belagerung der Festung hatte sie durch die Beschiessung große Schäden erlitten und verlor jede Bedeutung. 1804 genehmigte der Stadtrat die Abnahme der Sandsteinplatten von der Zinne, Regenwasser drang in die Gewölbe ein. Die Mauern dienten als Steinbruch für die wachsende Stadt Schaffhausen.
Ab 1826 setzte sich Johann Jakob Beck (1786–1868), Zeichenlehrer an der Kantonsschule, für den Erhalt des Munots ein. Bis 1839 wurde der Munot auf seine Initiative hin restauriert und vor dem Einsturz bewahrt. Am 30. Oktober 1839 wurde der renovierte Munot mit einem grossen Fest, der Munotfeier, wieder eingeweiht. An diesem Tag wurde auch der Munotverein gegründet. Sein erster Präsident und Munotvater wurde Johann Jakob Beck.
Heutige Verwendung
Der Munot dient heute als städtischer Veranstaltungsort und Kulturzentrum. Der Munotverein veranstaltet in den Sommermonaten jeweils am Samstagabend auf der Munotzinne die bekannten Munotbälle mit live Tanzmusik. Zweimal pro Abend wird die Quadrille, auch Française genannt, getanzt. Der Gesellschaftstanz wurde im 17. Jahrhundert in Frankreich und England erstmals erwähnt. Seit über hundert Jahren wird dieser überlieferte Tanzreigen während der Munotbälle zelebriert. Der Tanz gliedert sich in fünf Touren mit genau festgelegten Schrittfolgen und dauert etwa 20 Minuten.
Jedes Jahr nach den Sommerferien führt der Munotverein das Munotkinderfest mit abschliessendem grossem Feuerwerk durch.
Am Munot wird eine kleine Herde Damwild gehalten. Der Hirsch trägt jeweils den Namen des amtierenden Stadtpräsidenten von Schaffhausen.
Baudaten
Der Munot stellt sich heute als ein zylindrisches Gebäude mit einem Durchmesser von 50 m dar. Die Höhe des gemauerten Zylinders beträgt bis zur obersten Geschützplattform etwa 25 m bei einer Mauerdicke von 4 m. Der mit einem Spitzdach gekrönte Turm der Festung ist nochmals 15 m höher.
Im Turm befindet sich auch die Wohnung der Munotwächterin, die sich um die Damhirschkolonie im Munotgraben kümmert und jeden Abend um 21 Uhr von Hand das Munotglöckchen läutet. Beim Frauenstreik am 14. Juni 2019 schwieg das Munotglöcklein zum ersten und einzigen Mal seit Hunderten von Jahren.[1]
Von Interesse ist die massive Kasematte im Inneren der Festung. Das rund vier Meter dicke Gewölbe wird von neun Pfeilern getragen. Bei der Planung der Festung war noch nicht vorgesehen, den Hof zu überdecken. Die Kasematte wird durch vier kreisrunde Lichtschächte erhellt.
Der Munot besaß als Annäherungshindernis einen Trockengraben. Im Graben befinden sich drei so genannte Grabenkaponnieren, die von steinernen Kuppeln zum Schutz der darunter befindlichen Artillerie gekrönt sind. Diese Bauart war ihrer Zeit weit voraus, denn Panzerkuppeln aus Hartguss oder Gussstahl kamen erst im 19. Jahrhundert auf.
Der 76 Aren grosse Munot-Rebberg (49 Aren Blauburgunder-Reben und 27 Aren Tokayer- oder Pinotgris-Reben) gehört der Stadt Schaffhausen und liefert jedes Jahr zwischen 5000 und 7000 Liter „Munötler“.
Weitere Verwendungen des Begriffes Munot
Auf den Namen Munot wurde 1998 das modernste Motorschiff der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein getauft.
Das Schaffhauser Lokalradio nennt sich nach dem Wahrzeichen der Stadt Radio Munot.
Die zweitälteste Mittelschulverbindung von Schaffhausen nennt sich Munot.
Die Schweizerische Nationalbank gab 2007 eine 20 Fr.-Gedenkmünze heraus mit dem Sujet Munot.
Der Munot in der Kunst
- Joseph Mallord William Turner: Skizzenbuch in der Tate Gallery London[2]
- Die Burgszenen des Schweizer Kultfilms The Ring Thing wurden im Munot gedreht
Siehe auch
Weitere erhalten gebliebene Bauwerke der ehemaligen mittelalterlichen Stadtbefestigung von Schaffhausen sind:
- Munot mit Rebberg
- Munot mit östlichem Wehrgang und Römerturm
- Kasematte
- Grundriss der ersten Etage des Munots von Eugène Viollet-le-Duc
- Damwild am Munot
- Rondell und Graben
- Das Eingangstor (innen) zur Reitschnecke
- Die Reitschnecke
Literatur
- Reinhard Frauenfelder: Der Munot zu Schaffhausen. Baugeschichtlicher Führer. Schaffhausen 1947.
- Reinhard Frauenfelder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen, Band 1 Die Stadt Schaffhausen, Birkhäuser, Basel, 1951.
- Hartwig Neumann: Festungsbaukunst und Festungsbautechnik, Koblenz 1988.
- Ernst Hunkeler: Der Munot. Führer zur Burgfeste in Schaffhausen. Meili, Schaffhausen 1989, ISBN 3-85805-200-0 (48 Seiten).
- Karl Schmuki: Der Munot, das Schaffhauser Wahrzeichen, im Lichte von Reisebeschreibungen des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 108. Jg. 1990, S. 197–212 (Digitalisat)
- Werner Meyer, Hans Ulrich Wipf: Der Munot in Schaffhausen. Schweizerische Kunstführer GSK, Bern 1992, ISBN 3-85782-501-4.
- Hans Ulrich Wipf, Werner Meyer: Der Munot in Schaffhausen. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 946, Serie 95). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2014, ISBN 978-3-03797-156-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Angelika Hardegger, Alexandra Kohler, Linda Koponen, Esther Widmann: Frauenstreik Schweiz 2019: Was bleibt 2020 von der Euphorie? In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 14. Juni 2020]).
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