Mußbach (Rehbach)
Der Mußbach im Osten des Pfälzerwalds und in der Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz) ist ein knapp 12 km langer Bach und ein linker Zufluss des Rehbachs. Nach ihm ist das Winzerdorf Mußbach benannt, das er durchfließt und das 1969 als Ortsteil in die Stadt Neustadt an der Weinstraße eingemeindet wurde.
Mußbach | ||
Der Mußbach am südöstlichen Ortsrand von Gimmeldingen, links die Nordwand der Wiedemannschen Mühle | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 237982 | |
Lage | Deutschland | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Rehbach → Rhein → Nordsee | |
Quelle | am Hohen Stoppelkopf 49° 24′ 25″ N, 8° 4′ 33″ O | |
Quellhöhe | 360 m ü. NHN [1] | |
Mündung | bei Neustadt-Mußbach von links in den Rehbach 49° 21′ 33″ N, 8° 10′ 58″ O | |
Mündungshöhe | 128 m ü. NHN [2] | |
Höhenunterschied | 232 m | |
Sohlgefälle | 20 ‰ | |
Länge | 11,9 km[3] | |
Einzugsgebiet | 15,238 km²[3] | |
Durchflossene Stauseen | mehrere Stauweiher im Kurpfalz-Park, ein Stauweiher im Gimmeldinger Tal | |
Mittelstädte | Neustadt an der Weinstraße (Ortsteile Gimmeldingen, Mußbach) | |
Kleinstädte | Wachenheim, Deidesheim | |
Aufnahme des Wassers von • Siebenröhrenbrunnen • Schnokebrunnen • Loosenbrunnen • Loogquelle • Neumühlquelle | ||
Im Kurpfalz-Park: Schwanen-Tretboot auf einem der Stauweiher | ||
Pfälzer Waldhaus (1907), früher Obere Mühle (Deidesheim) | ||
Brücke über den Mußbach am Ausgang des Benjentals (Deidesheim) | ||
Auf Landkreisgrenze: Altes Jagdhaus Looganlage (Deidesheim) |
Geographie
Im Mittelgebirge
Die beiden Quellbäche des Mußbachs entspringen, nur 300 m voneinander entfernt, am Nordhang des Hohen Stoppelkopfs (566 m) auf der Waldgemarkung von Wachenheim an der Weinstraße. Die rechte Hauptquelle im Zwerlebachtal liegt auf 360 m,[1] die linke Nebenquelle im Haseltal auf 370 m Höhe. Nach etwa 700 m fließen die Abläufe zusammen; 200 m vor der Vereinigungsstelle steht zwischen den beiden Bachläufen die Jagdhütte Haseltal.
Der anfangs rasch fließende Mußbach tritt nun in den Kurpfalz-Park ein, wo er auf 316 m Höhe das Wasser des Naturdenkmals Siebenröhrenbrunnen aufnimmt. Am Eingang des 70 Hektar großen Freizeit- und Wildparks steht das Waldgasthaus und frühere Forsthaus Rotsteig. Im Park fließt der Bach gut 1 km nach Osten, wobei er mehrere kleine Stauweiher speist, auf denen der Parkbetreiber verschiedene Wasserfahrzeuge anbietet. Den mit etwa 0,65 Hektar größten Stauweiher des Parks füllt allerdings der von links kommende Bach vom Seekopf.[4] Nach dessen Einmündung biegt der Mußbach nach rechts ab und verlässt 500 m weiter den Park in südlicher Richtung.
Zugleich überquert er die Grenze zur Waldgemarkung von Deidesheim und erreicht das Silbertal. Dort fließt ihm von rechts der Silbertalbach zu. Nach dessen Einmündung schwenkt der Mußbach beim Waldgasthaus Forsthaus Silbertal nach Südost um. Etwa 2 km weiter mündet von links aus dem Benjental der Bach vom Schnokebrunnen.
Nach einigen hundert Metern passiert der Mußbach das frühere Forsthaus Benjental, das heute ebenfalls ein Waldgasthaus ist. Nachdem er insgesamt 6 km zurückgelegt hat, überquert er beim Alten Jagdhaus Looganlage die Grenze zur Waldgemarkung des Neustadter Ortsteils Gimmeldingen und verlässt dabei den Landkreis Bad Dürkheim.
Direkt auf der Grenze mündet auf etwa 220 m Höhe von rechts der Bach vom Loosenbrunnen, der zwar nur 800 m lang, aber recht wasserreich ist. Er entspringt, gefasst im denkmalgeschützten Loosenbrunnen, in 458 m Höhe an der Nordostflanke des Weinbiets, dessen 554 m hoher Gipfel mit zwei markanten Türmen den Ostrand des mittleren Pfälzerwalds prägt. Von 1952 bis 1988 wurde Quellwasser aus dem Brunnen als Trinkwasser zum Ausflugslokal Weinbiethaus hochgepumpt.[5]
Im weiteren Verlauf auf der Sohle des Gimmeldinger Tals fließt der Mußbach langsamer. Er nimmt das Wasser der Loog- sowie der Neumühlquelle auf und passiert die historische Talmühle, die zu einem Waldgasthaus umgebaut ist. Dann speist er einen kleinen Stauweiher, der dem Tourismus dient. Unterhalb des Stauweihers teilt sich der Mußbach in zwei Arme auf, die für gut 200 m im Abstand von etwa 30 m nahezu parallel nebeneinander herfließen und sich dann wieder vereinigen.
- Am Kurpfalz-Park: Forsthaus Rotsteig (Wachenheim)
- Forsthaus Benjental (Deidesheim)
- Rechts oberhalb: Loosenbrunnen am Weinbiet
- Links oberhalb: Wasserwerk Mußbach von 1899
In der Ebene
Mit dem Durchbruch durch die Haardt, den Ostrand des Pfälzerwalds, verlässt der Mußbach das Mittelgebirge und erreicht die Vorderpfalz. Dort durchquert er zunächst die schmale Bruchzone am Westrand des Oberrheingrabens, wo sich in der hügeligen Rebenlandschaft beidseits der Deutschen Weinstraße die Wohngebiete von Gimmeldingen und Mußbach erstrecken. Im Osten der Mußbacher Wohnbebauung gehen die Hügel in die Rheinebene über. Zwischen den Straßen Zum Ordenswald und Silvanerweg ist der Bach auf einer Länge von etwa 700 m verrohrt; er verschwindet im Untergrund, um erst wieder auf der Feldgemarkung östlich des Wohngebiets zutage zu treten. 2 km südöstlich mündet er auf 128 m Höhe[2] von links in den Rehbach, den nördlichen Mündungsarm des Speyerbachs.
Im Osten und Südosten von Mußbach gibt es zwei Wehre, an denen in der Vergangenheit unzulässigerweise ein Teil des Bachwassers nach links in den sogenannten Langgraben abgeleitet wurde, um Kleingartenanlagen zu bewässern. Deshalb ließ die Stadt Neustadt im März 2015 am nördlichen Wehr eine Metallplatte anbringen, um das Ableiten von Wasser zu verhindern. Da jedoch Unbekannte während der nächsten zwei Monate die Platte mehrmals entfernten, wurde das Verbindungsrohr mit einem Bagger ausgegraben und die Zuleitung zugeschüttet.[6]
Der rechte Mündungsast des Langgrabens erreicht 500 m unterhalb der Mußbachmündung das ehemalige Bachbett des Rehbachs; dieser wurde nämlich in den 1980er Jahren beim Ausbau des dortigen Teilstücks der Bundesstraße 38 von deren Nord- auf die Südseite verlegt. Nach etwa 100 m wird der alte Rehbach unter der Bundesstraße hindurch zum neuen Bachbett geführt. Der linke Ast des Langgrabens mündet in den Rehbach etwa 1,5 km unterhalb der Mußbachmündung.
250 m nordöstlich der Mußbachmündung erstreckt sich am Stentenwehr westlich der Landesstraße 532 ein 100 m langer und 30 bis 60 m breiter Stauweiher. Das Feuchtgebiet hat keine Verbindung zum Mußbach oder anderen Fließgewässern und wird nur vom Grundwasser gespeist.[7]
- Arndorffsche Mühle (Gimmeldingen)
- Unterquerung im Untergrund (Mußbach)
- Mußbacher Baggerweiher
- Ordenswald bei der Mußbach-Mündung
Der etwa 12 km lange Lauf des Mußbachs endet 232 Höhenmeter unterhalb seiner Quelle, er hat somit ein mittleres Sohlgefälle von ungefähr 20 ‰.
Zuflüsse
Die Zuflüsse sind von der Quelle zur Mündung aufgelistet.
- Haseltalbach (links), 0,7 km und 0,3 km²
- Bach vom Seekopf (links), 0,8 km und 0,7 km²
- Graben vom Parkplatz (links), 0,2 km und 0,22 km²
- Silbertalbach (rechts), 1,6 km und 1,36 km²
- Bach vom Schnokebrunnen (links), 0,6 km und 1,7 km²
- Bach vom Loosenbrunnen (rechts), 0,8 km und 1,0 km²[Z 1]
Anmerkung:
- Werte geschätzt, da nicht im GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise).
Geschichte
Name
Bereits im Mittelhochdeutschen hieß der Wasserlauf und nach ihm auch der vom Unterlauf durchflossene Ort „Muosbach“, was so viel wie „moosiger Bach“ im Sinne von „sumpfig“ bedeutet; denn Wasserläufe, die naturbelassen waren, mäandrierten damals und bewirkten in der Umgebung einen hohen Grundwasserspiegel.
Mühlen
Das Wasser des Baches diente früher zum Betrieb von zwölf Wassermühlen und Triebwerken, deren Standorte über einen Mühlenwanderweg verbunden sind.[8] Dazu gehören, von der Mußbachquelle zur Mündung hin aufgelistet:[9]
- Lagebedingt trug die oberste Mühle am Mußbach den Namen Obere Mühle.
- Die Untere Mühle wurde 1718 erbaut und ist seit einem Großbrand im Jahr 1886 Ruine. Ein Mühlstein und Mauerwerkreste sind erhalten.
- Die Platzsche Mühle wurde 1821 erbaut und 1900 stillgelegt.
- Das spätere Forsthaus Benjental war früher eine Wappenschmiede, die sich des Mußbachwassers bediente, um den Eisenhammer anzutreiben. Bis hierher lagen alle Mühlen und Triebwerke auf Deidesheimer Gemarkung.
- Gebäudemäßig am besten erhalten ist die Talmühle, die zur Gaststätte umgebaut wurde.
- Bereits zu fränkischer Zeit lag südlich der Nikolauskirche auf der Gemarkung des früheren Dorfes Lobloch eine Mühle. Sie wird von den Historikern für die Keimzelle des Dorfs gehalten, das 1751 im Nachbarort Gimmeldingen aufgegangen ist. Eine Nachfolgeanlage ungefähr an gleicher Stelle war die Arndorffsche Mühle, in der heute das Gästehaus eines örtlichen Hotels betrieben wird.
- Die Wiedemannsche Mühle im äußersten Südosten Gimmeldingens an der Grenze zu Mußbach war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Betrieb und wurde dann zu einem Weinbaubetrieb umgestaltet. Das ehemalige Mühlrad konnte noch in den 1960er Jahren besichtigt werden.
Der Mußbach war einst ein rauschendes Gewässer, das die Mühlen antrieb; dann allerdings begannen zunächst die Orte am Ausgang des Gimmeldinger Tals, Gimmeldingen und Mußbach, später auch Wachenheim, Deidesheim und Haardt, ihr Trinkwasser aus Quellen des Mußbachs für sich abzuleiten. Die stärksten der etwa 50 Mußbach-Quellen, die damals amtlich erfasst waren, wurden diesem dadurch entzogen, die Quaderhangquelle etwa am Ausgang des Benjentals. Zwar klagten die verbliebenen Mühlenbesitzer dagegen, konnten ihr Recht aber nicht durchsetzen und mussten schließlich aufgeben.[10]
Ökologie
Im 19. und bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Bach in Gimmeldingen und in der tiefergelegenen Osthälfte Mußbachs als Abwasserkanal verwendet. Auf dem Abschnitt dazwischen wurde das Bachwasser bis in die 1960er Jahre am Südwestrand von Mußbach in mehreren Betonbecken geklärt, um zum Betrieb des Mußbacher Schwimmbads verwendet zu werden. Das oberste der Klärbecken, direkt unterhalb der Grenze zwischen Gimmeldingen und Mußbach, wurde später zu einem Regenrückhaltebecken ausgebaut, die anderen sind verschwunden.
Mittlerweile ist der Bach teilweise renaturiert, teilweise aber auch noch verrohrt.
Verkehr
Auf dem größten Teil seiner Laufstrecke im Pfälzerwald wird der Mußbach von Straßen begleitet, die dem Kraftverkehr dienen. Ab dem Eingang des Kurpfalz-Parks verläuft neben dem Bach von Nordost nach Südwest die Kreisstraße 16 (Wachenheim–Lindenberg). Von dieser zweigt am Südostende des Parks, wo der Mußbach sich nach Südost wendet, nach links die Kreisstraße 15 ab. Sie verläuft am Mußbach entlang durch das Silber- und das Gimmeldinger Tal. An der Grenze des Landkreises Bad Dürkheim zur Stadt Neustadt wird sie zur K 13, die dann als Hainstraße nach Gimmeldingen hineinführt. Ab dessen Ortsmitte orientieren sich keine weiteren Straßen am Lauf des Baches.
Literatur
- Erich Metz, Alfred Sitzmann: Die ehemaligen Mahlmühlen am Mußbach. In: Reinhard Kermann, Alfred Sitzmann (Hrsg.): Gimmeldingen – Leben im Weindorf. Neustadt an der Weinstraße 2008.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Mußbachquelle auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 29. Oktober 2020.
- Mußbachmündung auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 29. Oktober 2020.
- GeoExplorer der Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz (Hinweise).
- Der Seekopf ist 531,8 m hoch.
- Pfälzerwald-Verein, Ortsgruppe Gimmeldingen: Vereinsgeschichte. pwv-gimmeldingen.de, abgerufen am 28. Oktober 2020.
- Wolfgang Kreilinger (wkr): Mußbach: Mit dem Bagger gegen Wasserdiebe. In: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Mittelhaardter Rundschau. Nr. 106. Ludwigshafen 8. Mai 2015, S. 13.
- Feststellungen vor Ort durch Benutzer Grünspecht2014 im Jahr 2014.
- Die Mühlenwanderung. www.gimmeldingen.de, 23. Mai 2018, abgerufen am 12. Oktober 2020.
- Erich Metz, Alfred Sitzmann: Die ehemaligen Mahlmühlen am Mußbach. 2008, S. 44–51.
- Berthold Schnabel: Die ehemaligen Eselsmühlen im Benjental. In: Heimatfreunde Deidesheim und Umgebung e. V. (Hrsg.): Heimatblätter Deidesheim und Umgebung. Nr. 17, 1975, S. 22.