Moriz Melzer

Moriz Melzer (* 22. Dezember 1877 i​n Albendorf, Böhmen; † 30. Juni 1966 i​n Berlin) w​ar ein deutscher Maler u​nd Grafiker d​es Expressionismus.

Leben und Werk

Bis 1890 a​ls Porzellanmaler tätig, besuchte Melzer zwischen 1906 u​nd 1908 d​ie Kunstakademie i​n Weimar, w​o er Schüler v​on Ludwig v​on Hofmann war.

Mit der Übersiedlung nach Berlin 1908 integrierte er sich ins hauptstädtische Kunstleben. 1909 stellte er noch auf der Berliner Secession aus, wurde jedoch schon ein Jahr später ausjuriert. Als Mitbegründer der Neuen Secession baute er in den Jahren 1910/11 gemeinsam mit Georg Tappert die Schule für freie und angewandte Kunst auf. 1912 folgte ein Studienaufenthalt in Paris, der von dem Schweizer Sammler Walter Minnich finanziell unterstützt wurde. Unter dem Beifall der Kritik stellte Melzer auf dem Salon d’Automne in Paris aus.

Moriz Melzer w​ar Mitglied i​m Deutschen Künstlerbund.[1] d​er Prager Secession. 1913 w​urde er m​it dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet. 1917 gestaltete e​r den Peter-Behrens-Raum a​uf der Ausstellung d​es Deutschen Werkbundes.

Nach d​em Ersten Weltkrieg gehörte Melzer z​u den Mitbegründern d​er revolutionären Novembergruppe, d​eren Vorsitz e​r 1922 übernahm. An d​en Ausstellungen d​er Gruppe beteiligte e​r sich i​n den Jahren 1919 b​is 1922, 1926, 1927, 1929 u​nd 1931. Illustrationen Melzers erschienen, u. a. a​ls originalgrafische Beilagen, i​n verschiedenen Zeitschriften, u. a. i​n Herwarth Waldens „Der Sturm“, i​n „Der Bücherwurm“ u​nd „Die Aktion“.

1921 b​is 1943 w​ar Melzer Lehrer für Porträt, Akt, Komposition, Dekorative Malerei u​nd Bühnenbild a​n der Schule Reimann, leitete d​ie jährlichen „Sommerstudios“ d​er Reimann-Schule u​nd Malreisen i​n südliche Länder.[2]

Die expressionistischen Bilder Melzers galten d​en Nazis a​ls "entartet", u​nd 1937 wurden i​n der Aktion "Entartete Kunst" a​us dem Stadtbesitz v​on Berlin, d​er Städtischen Kunstsammlung Chemnitz, d​er Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau, d​em Kupferstichkabinett Dresden, d​em Museum Folkwang Essen, d​em Städelschen Kunstinstitut u​nd Städtische Galerie Frankfurt/Main, d​em Städtischen Museum Hagen, d​em Kestner-Museum Hannover, d​em Kaiser-Friedrich-Museum Magdeburg, d​em Museum für Kunst u​nd Kunstgewerbe Stettin u​nd der Städtischen Bildergalerie Wuppertal-Elberfeld Werke Melzers beschlagnahmt. Nahezu a​lle wurden zerstört.[3] Melzer w​urde aus d​em Lehrbetrieb entlassen.

Melzer lebte bis zu seinem Tod in Berlin-Schöneberg, Innsbrucker Straße 4.

Grabstätte

Er i​st auf d​em Waldfriedhof Zehlendorf bestattet. Sein Grab i​st als Ehrengrab d​er Stadt Berlin gewidmet.

Bildnerische Darstellung Melzers

Werke

1937 nachweislich als "entartet" beschlagnahmte Werke

  • Komposition (Tafelbild)
  • Verkündigung (Tafelbild)
  • Insel der Verwandten (Aquarell)
  • Orientalisches Erlebnis (Aquarell)
  • Krieger (Holzschnitt)
  • Maria mit Kind (Farbholzschnitt)
  • Mythologische Szene (Holzschnitt)
  • Bauern-Rundtanz (Druckgrafik)
  • Rosa Mädchen (Druckgrafik)
  • Bogenschützen (Druckgrafik)
  • Ein Hoch auf die Frau (Druckgrafik)
  • Raub der Freundin (Druckgrafik)
  • Braune Frau mit Kindern (Druckgrafik)
  • Schwarze Katzen (Druckgrafik)
  • Bogenschützen (Druckgrafik)
  • Madonna mit Kind (Monotypie, 67,5 × 45,5 cm)[5]
  • An einen gefallenen Freund (aquarellierte Lithografie, 1914; Blatt 11 der beschlagnahmten 3. Mappe "Kriegsbilderbogen deutscher Künstler". Goltzverlag München, 1915)

Tafelbilder (Auswahl)

  • Der alte Weimarer Bahnhof, um 1905, Neues Museum Weimar
  • Der Tanz (Öl auf Leinwand, 120 × 120 cm, 1908; Berlinische Galerie)
  • Bauernhäuser (Öl auf Leinwand, 79 × 110 cm, 1910 - 1911; Berlinische Galerie)
  • Fischerboote am Strand 1911, Altonaer Museum, Inv.Nr. 1967-660
  • Erstürmung (Öl auf Pergament auf Leinwand, 82 × 116 cm, 1912; Berlinische Galerie)

Druckgrafik (Auswahl)

  • Gewitter über Mittelberg (Monotypie und Öl auf Papier und Pappe aufgezogen, 125 × 86 cm, 1919; Berlinische Galerie)
  • Selbstbildnis (Monotypie auf Japanpapier, 56 × 40,8 cm, 1923; Berlinische Galerie)

Buchillustrationen (Auswahl)

  • Ludwig Tieck: Phantasus. Morawe & Scheffelt, Berlin, 1911 (Vorzugsausgaben von 500 Ex. u. a. mit fünf Originalradierungen)

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1918: Wanderausstellung in mehreren Großstädten
  • 1918: Berlin, Graphisches Kabinett J. B Neumann
  • 1963: Regensburg, Ostdeutsche Galerie (mit August Wilhelm Dressler)
  • 1967: Berlin, Rathaus-Galerie Neukölln
  • 1977: Berlin, Rathaus Wedding
  • 2005: Berlin, Galerie Berinson
  • 2007/2008: Regensburg, Ostdeutsche Galerie („Moriz Melzer - Streben nach reiner Kunst. Werke von 1907 bis 1927“)[6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Melzer, Moriz (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerbund.de (abgerufen am 14. November 2015)
  2. Swantje Kuhfuss-Wickenheiser, Die Reimann-Schule in Berlin und London 1902-1943. Ein jüdisches Unternehmen zur Kunst- und Designausbildung internationaler Prägung bis zur Vernichtung durch das Hitlerregime, Aachen 2009 ISBN 978-3-86858-475-2, S. 292–300
  3. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
  4. Willy Pragher: Tarragona [Spanien]: Prof. Moriz Melzer bei Malunterricht. In: Landesarchiv Baden-Würtemberg. Juli 1932, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  5. Stale Session. Abgerufen am 21. Dezember 2021.
  6. Wiederbegegnung mit einem Publikumsliebling der Weimarer Zeit, in: Welt Online, 27. Januar 2008
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