Mord nach Rezept
Mord nach Rezept (Originaltitel: Prescription: Murder) ist ein 1967 entstandener Kriminalfilm, der Pilotfilm der drei Jahre später in Serie gegangenen Kriminalfilmreihe Columbo mit Peter Falk in der Titelrolle eines Police-Lieutenants[1] und Gene Barry als sein intelligenter, aber eiskalter Gegenspieler. Dem Film liegt das 1962 verfasste Theaterstück Prescription: Murder von Richard Levinson und William Link zugrunde. Beide Männer verfassten auch das Drehbuch.
Film | |
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Titel | Mord nach Rezept Columbo: Mord nach Rezept |
Originaltitel | Prescription: Murder |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1968 |
Länge | 95 Minuten |
Stab | |
Regie | Richard Irving |
Drehbuch | Richard Levinson William Link |
Produktion | Richard Irving für Universal Television |
Musik | Dave Grusin |
Kamera | Ray Rennahan |
Schnitt | Richard G. Wray |
Besetzung | |
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Handlung
Psychiater Dr. Ray Flemming ist ein brillanter Kopf, ein gutaussehender Charmeur von hoher Intelligenz und geschliffenen Manieren. Auf einer Party beweist er einmal mehr, dass er seinen Mitmenschen und Freunden intellektuell haushoch überlegen ist. Seine Gäste bewundern ihn, die Frauen himmeln ihn an, während seine Gattin Carol eher genervt von der Selbstgefälligkeit ihres allzu smarten Gatten ist. Wenig später fährt Flemming zu seiner Geliebten, der deutlich jüngeren Schauspielerin Joan Hudson, die zugleich Flemmings Patientin ist. Carol ahnt, dass Ray eine Geliebte hat und stellt ihn nach seiner Rückkehr zur Rede. Die reiche Mrs. Flemming stellt ihm ein Ultimatum und will, dass er sich von seiner Geliebten trennt. Andernfalls verlange sie die Scheidung. Carol droht Ray mit einem handfesten Skandal und dass sie ihn finanziell ausnehmen werde. Noch einmal kann Ray Carol überzeugen, dass er nicht zu seiner Geliebten gefahren ist, sondern einen Mediziner-Kollegen besucht hätte.
Dr. Flemming weiß, dass er fortan keine Ruhe mehr finden wird, solange ihm seine eifersüchtige und zunehmend störende Gattin im Genick sitzt. Ray spricht mit Joan und überzeugt sie, ihm bei der Beseitigung von Carol zu helfen. In seinem Plan soll sie eine entscheidende Rolle spielen. Im Flemmingschen Apartment erdrosselt Flemming schließlich seine Frau von hinten. Flemming schlägt anschließend von außen ein Fenster ein, um einen Einbruch vorzutäuschen. Dann nimmt er seiner toten Frau ihren Schmuck ab, um so einen Raub mit Todesfolge glaubhaft zu machen. Außerdem entwendet er einige Wertgegenstände aus dem Apartment. Rays Geliebte betritt das Apartment, und Ray stattet Joan mit Perücke, Sonnenbrille und Kleid derart aus, dass sie wie die tote Carol Flemming aussieht. Mörder und Geliebte verlassen das Apartment, um gemeinsam nach Acapulco zu fliegen. Beim Einchecken und Boarding sorgen sie dafür, dass mehrere Fluglinienangestellte sie sehen und später bezeugen können, dass Mr. und Mrs. Flemming gemeinsam an Bord gegangen sind. Auf ihren Plätzen inszenieren beide einen Streit, woraufhin „Carol“ alias Joan gespielt wütend den Flieger verlässt.
Als Dr. Flemming aus Acapulco nach Los Angeles heimkehrt, trifft er auf den ermittelnden Polizeibeamten, Lt. Columbo, der Flemming mitteilt, dass seine Frau überfallen wurde, aber noch leben würde. Flemming eilt, begleitet von Columbo, sofort ins Krankenhaus, wird aber nicht zu Carol vorgelassen. Columbo fällt die ungewöhnliche Reaktion Flemmings auf, als man ihm mitteilt, dass seine Frau soeben verstorben sei. Columbo rekonstruiert nun den Fall, erfährt vom Streit der Eheleute vor dem Start des Flugzeugs und dem stürmischen Abgang der (falschen) Mrs. Flemming. Columbo versucht durch Anmerkungen und mit Hinweisen auf Unstimmigkeiten Flemming zunehmend zu verunsichern, doch der durchschaut rasch die Tricks und Psychospielchen des Ermittlers und lässt sich in seinem Plan nicht beirren.
Wenig später lernt Columbo Flemmings Geliebte kennen, und in dem Gesicht des Lieutenants ist deutlich zu erkennen, wie er mutmaßt, dass Joan eine Schlüsselrolle in diesem Fall spielen muss. Dann erhält Columbo einen Anruf: Ein junger Mann namens Tommy sei verhaftet worden. Tommy gibt in Anwesenheit Columbos und Flemmings ein Geständnis ab, bei den Flemmings eingebrochen zu sein und die vermissten Wertgegenstände gestohlen zu haben. Auch gesteht er, Carol Flemming erwürgt zu haben. Da er den Mord von vorn begangen haben will, Carol aber eindeutig von hinten erdrosselt worden sein muss, kann Tommy jedoch nicht der Täter sein. Flemming konfrontiert Columbo mit seiner Annahme, dass der Lieutenant die ganze Tommy-Episode als Taschenspielertrick nur inszeniert habe, um ihn zu verunsichern. Flemming sagt Columbo auf den Kopf zu, dass dieser offenbar vermute, dass er, Flemming, seine Frau umgebracht habe.
Der Psychiater, zunehmend genervt von Columbos Hartnäckigkeit, versucht mit seinen Kontakten Einfluss darauf zu nehmen, dass Columbo von diesem Mordfall abgezogen wird. Columbo bleibt jedoch hartnäckig am Ball und macht seinem Gegenspieler unterschwellig klar, dass er sich nicht ausmanövrieren lasse. Flemming wiederum schmeichelt ihm, indem er Columbo sagt, dass er dessen Masche vom trotteligen Kriminalpolizisten durchschaut habe. Bald wird das Spielchen zwischen beiden Männern zu einem intellektuellen Duell zweier ebenbürtiger Gegner. Columbo will, dass Flemming den Phänotypus des mutmaßlichen Mörders analysiert, und Flemming beschreibt mit einer gewissen intellektuellen Überheblichkeit sich selbst, bestreitet aber selbstverständlich, der Mörder seiner Gattin zu sein. Diesen Typus Mörder, wohlüberlegt und eiskalt, werde man nie schnappen, endet Flemmings allzu selbstsichere Analyse.
Lieutenant Columbo erkennt, dass die einzige Schwachstelle in Dr. Flemmings perfidem Mordkonstrukt dessen Geliebte Joan Hudson sein müsse, denn ohne sie hätte der Psychiater niemals dieses Verbrechen durchführen können. Der Polizist besucht Joan am Set und befragt sie, macht sie unsicher und konfrontiert Joan damit, dass man annehme, Flemming habe seine Frau umgebracht. Dann holt Columbo die Sonnenbrille heraus, mit der Joan als Mrs. Flemming am Flughafen auftrat und konfrontiert sie damit. Joan wird unruhig, Columbo droht ihr, sie wegen Beihilfe zum Mord verhaften zu lassen. Er verlangt von Joan, an seiner Seite mit Perücke und Sonnenbrille zum Flughafen zu fahren, um sie mit der Stewardess, die sie als Carol Flemming gesehen hatte, zu konfrontieren. Columbo erhöht den Druck, sagt Joan, dass sie die Leiche am Tag des Mordes sogar gesehen haben müsse: im Apartment. „Ohne Ihre Hilfe wäre diese Frau noch am Leben!“ schreit Columbo Joan an, die daraufhin die Nerven zu verlieren droht. Doch Dr. Flemmings Komplizin fängt sich wieder, und Columbo muss hoffen, einen anderen Weg zu finden, um Joan zu brechen. „Sie sind das schwache Glied in seiner Kette“ sagt er ihr zum Abschied, „doch es gibt immer ein Morgen und ein Übermorgen“. Columbo macht Joan klar, dass er ihr das Leben so lange zur Hölle machen werde, bis sie endlich auspackt.
Völlig aufgelöst ruft Joan wenig später ihren Geliebten an, doch der kann sie beruhigen. Als Flemming am nächsten Tag Joan erwartet und sie nicht kommt, wird er von einem Telefonat aufgeschreckt. Es habe, so heißt es, in Joans Landhaus einen Unfall gegeben. Besorgt fährt Flemming zum Haus seiner Geliebten, vor dem bereits Columbo wartet. Der Psychiater eilt zum Swimmingpool, wo es scheint, als ob gerade Joan Hudsons Leiche aufgebahrt und abtransportiert wird. Columbo sagt, dass sie Schlaftabletten genommen und sich umgebracht habe. Er gibt zu, dass er Joan gestern scharf verhört und angegangen habe, und sie sich wohl deshalb umgebracht hätte, um Ray zu schützen. Der reagiert sehr kalt. Da Hudson nun tot sei, müsse er nicht mehr so tun, als hätte diese Frau ihm je etwas bedeutet. Columbo erwidert, dass Flemming ihr etwas schuldig sei und er endlich gestehen solle. Ray Flemming sagt nun kaltlächelnd, dass er Hudson nie geliebt habe, nennt sie eine „billige kleine Schauspielerin“, und dass er sie durchaus hätte loswerden können, wenn er nur gewollt hätte. Das war ein Satz zu viel. Denn nun erscheint Joan Hudson – quicklebendig. Dr. Flemming ist auf eine Finte Columbos hereingefallen, die „Leiche“ war lediglich eine extra dafür engagierte Frau. Columbo fragt zum Schluss Miss Hudson, ob sie nun endlich ein Geständnis ablegen wolle, was sie schließlich auch tut.
Vorgeschichte und Bühnenvorlage
Am 31. Juli 1960 lief in der Anthologie-Serie The Chevy Mystery Show die 60-minütige Folge Enough Rope, die ebenfalls bereits von Link und Levinson geschrieben wurde. In dieser spielte Bert Freed den Columbo und Richard Carlson war als Dr. Flemming zu sehen.[2]
Ihr Drehbuch entwickelten Link und Levinson zu der literarischen Vorlage Prescription: Murder weiter, das als Theaterstück im Januar 1962 am Curran Theatre in San Francisco uraufgeführt wurde. Es lief 25 Wochen lang, zuletzt am 26. Mai 1962 am Shubert Theatre in Boston. Die Rolle des Columbo übernahm Hollywood- und Broadway-Veteran Thomas Mitchell, dessen letzte Rolle dies werden sollte. Er starb noch im selben Jahr. Joseph Cotten trat als Mitchells Gegenspieler in Erscheinung. Das Stück erhielt zwar schwache Kritiken, war aber beim Publikum ein außerordentlicher Erfolg.[3] Im Vergleich zwischen Theaterstück und Film ist die Figur des Dr. Flemming etwas freundlicher gezeichnet, so zeigt Cottens Flemming aufrichtige Liebe zu seiner Affäre Joan.[4]
Produktionsnotizen
Mord nach Rezept entstand 1967 überwiegend als Studioproduktion, die Schlussszene in Joan Hudsons modernem Landhaus wurde im Stahl House in den Hollywood Hills gedreht. Die amerikanische Erstausstrahlung des Films erfolgte am 20. Februar 1968. In Deutschland wurde der Film am späten Samstagabend des 11. Oktober 1969 in der ARD erstmals gezeigt. Seitdem ist er mehrfach wiederholt worden.
Columbo wurde in der deutschen Synchronfassung von Uwe Friedrichsen gesprochen, sein Gegenspieler Ray Flemming (Gene Barry) von Helmo Kindermann. Überraschenderweise datiert die Synchronkartei die Synchronisation auf das Jahr 1973,[5] wohingegen die Synchrondatenbank das naheliegende Jahr 1969 angibt.[6] Beide Synchronsprecher sprachen übrigens auch im anderen Pilotfilm der Serie, Lösegeld für einen Toten, der 1973 auf Deutsch erstausgestrahlt wurde[7] (Kindermann war hier die Stimme von Harold Gould).[8][9]
Für den erfahrenen Hollywood-Kinofilmkameramann Ray Rennahan war Mord nach Rezept seine drittletzte Arbeit, ehe er zu Beginn der 1970er Jahre in den Ruhestand ging.
Wissenswertes
Der Film war 1967 als Einzelproduktion konzipiert, gilt also nicht im eigentlichen Sinne als eine Serienfolge. Erst 1970 ging man mit dem Polizeiermittler aus Los Angeles kontinuierlich in Serie. Schon in der Anfangszeit konnte man die typischen Ingredienzien, die breit ausgespielten Macken des Ermittlers inklusive, eines typischen Columbo-Krimis begutachten: „Columbos Understatement-Image, gepaart mit großer Zähigkeit und einer unbestechlichen Auffassungsgabe und Logik, begründete den Erfolg dieser von seinen Gegenspielern häufig unterschätzten Figur. Columbos Masche war stets, als der ein wenig zerstreut wirkende Ermittler mit zerbeultem, knatterndem Peugeot und zerknittertem Trenchcoat aufzutreten und damit den Hauptverdächtigen in trügerischer Sicherheit zu wiegen.“[10]
Falk soll 1967 die Columbo-Rolle erst bekommen haben, nachdem die zuvor gewünschten Schauspieler Bing Crosby und Lee J. Cobb nicht zur Verfügung standen. Erstgenannter zeigte kein Interesse an der Rolle, während Cobb Terminprobleme als Grund angab.[11]
Kritiken
Der Movie & Video Guide meinte: „Interessantes Debüt von Falks Columbo mit ausgezeichneter Besetzung und Nebenhandlungen. […] Überdurchschnittlich.“[12]
Das Lexikon des internationalen Films befand: „Handwerklich konventioneller, aber spannender Krimi.“[13]
Einzelnachweise
- Auch in der deutsch synchronisierten Fassung dieses Films wird Columbo stets „Lieutenant“ genannt; die hierzulande geläufige Eindeutschung als „Inspektor Columbo“ erfolgte erst in den frühen 1970er Jahren, als man mit dem Charakter in Serie ging.
- Enough Rope. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
- Prescription: Murder auf columbo-site.freeuk
- Columbo Poster. Abgerufen am 1. Dezember 2018.
- Columbo: Mord nach Rezept. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 14. November 2021.
- Columbo: Mord nach Rezept. In: Synchrondatenbank. Abgerufen am 14. November 2021.
- Columbo: Lösegeld für einen Toten. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 14. November 2021.
- Columbo: Lösegeld für einen Toten. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 14. November 2021.
- Columbo: Loesegeld fuer einen Toten. In: Synchrondatenbank. Abgerufen am 14. November 2021.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films, Band 2, S. 609 f., Berlin 2001
- Nachruf auf Peter Falk in der New York Times
- Leonard Maltin: Movie & Video Guide, 1996 edition, S. 1034
- Klaus Brüne (Red.): Lexikon des internationalen Films, Band 5, L bis M, S. 2652. Rowohlt-Taschenbuchverlag, Reinbek 1987
Weblinks
- Mord nach Rezept in der Internet Movie Database (englisch)