Monatsbilder im Palazzo Schifanoia
Die Monatsbilder im Palazzo Schifanoia in Ferrara sind ein Zyklus von Fresken, mit dem der salone dei mesi im Palazzo Schifanoia, ein Lustschloss der Este vor dem damaligen Stadtrand von Ferrara, zwischen 1469 und 1470 ausgemalt worden ist. Ausführende Künstler waren die von den Este beschäftigten Hofkünstler, die unter dem Namen Schule von Ferrara zusammengefasst werden. Auftraggeber war Borso d’Este. Von den ehemals zwölf Monatsbildern sind nur noch sieben ganz oder teilweise erhalten.
Der Auftraggeber
Auftraggeber der Fresken war der damalige Herzog von Ferrara, Borso d’Este, einer der illegitimen Söhne Niccolòs III. Er hatte 1450 die Nachfolge seines Halbbruders Leonello angetreten, da er sich nach dessen Tod gegen einen weiteren Halbbruder und legitimen Sohn Niccolòs, den erst 19-jährigen Ercole, durchsetzen konnte. Am 18. Mai 1452 war sein Lehen (Reggio und Modena) durch den deutschen Kaiser Friedrich III. bestätigt worden. Dieser hatte ihm 1452 den Titel Herzog von Reggio und Modena verliehen. Den Titel Herzog von Ferrara erhielt er erst 1471 vom Papst. Da er wegen seiner angeblich klugen und gerechten Amtsführung, seinem buon governo, im Volk sehr beliebt gewesen sein soll – glaubt man der vom Hof verbreiteten Propaganda,[1] konnte man seine Herrschaft zum damaligen Zeitpunkt als gefestigt betrachten. Eine feierliche Investitur durch den Papst, geplant für das Jahr 1470, dürfte also nur seiner Nobilitierung und der Bestätigung seiner rechtmäßigen Herrschaft von höchster Stelle her gedient haben. Aus Anlass des Papstbesuchs wurde der salone des Palastes in einem erstaunlich kurzen Zeitraum vollständig mit Fresken ausgemalt. Beteiligt waren die am Hof tätigen Künstler, vor allem Cosmè Tura, Francesco del Cossa und Ercole de’ Roberti.
Der Saal der Monatsbilder
Der Saal hat eine Länge von 24 Metern, ist elf Meter breit und 7,50 Meter hoch. Ursprünglich war er durch eine Tür von der Nordseite, die man über eine Außentreppe erreichte, zugänglich, so dass der Blick des Besuchers zuerst auf die nicht mehr erhaltenen Monatsbilder von Januar und Februar fiel, die Anfangsmonate des Jahreszyklus. Gegen den Uhrzeigersinn schlossen sich die folgenden Monate an. Heute liegt der vergrößerte Eingang auf der Westseite, so dass der Blick gegen die Leserichtung des Zyklus auf die Bilder März, April, Mai fällt.
Ende des 16. Jahrhunderts, nachdem die Este das Interesse am Palast verloren hatten und wegen des Verlusts Ferraras an den Kirchenstaat nach Modena umgezogen waren, wurden Palast und salone neuen Nutzungen zugeführt. Im salone wurde eine Zigarettenfabrik eingerichtet, später ein Getreidespeicher, die zum Teil beschädigten Bilder sind in der Folge überstrichen worden. Zufällig wurden die Fresken im frühen 19. Jahrhundert wiederentdeckt. Zwischen 1820 und 1840 entfernte man vorsichtig die Übermalung und restaurierte die Bilder soweit möglich. Allerdings konnte man nur sieben der zwölf Monatsbilder wenigstens teilweise retten, die übrigen sind für immer zerstört. Über den Inhalt der verlorenen Bilder kann nur spekuliert werden.
Das Bildprogramm
In den Fresken Schifanoia-Zyklus sind verschiedene Themen, die in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kunstgeschichte eine Rolle spielten, zu einer komplexen und nicht leicht zu deutenden Textur verwoben.
Das in der Innenausstattung von Burgen und Schlössern bis in die frühe Neuzeit übliche Herrscherlob mit der Darstellung bestimmter historischer Personen und Ereignisse wird verknüpft mit Motiven aus den Monatsbildern mittelalterlicher Kalendarien, und zwar werden Motive aus dem Repertoire der Monatsarbeiten eingearbeitet mit Beziehungen zu kosmischen und astrologischen Vorstellungen, wie dem Zodiak, den Monatsregenten und den Dekanen. Die Bezugnahme auf die Kunst der Renaissance zeigt sich schließlich im Auftritt der antiken Planetengötter, mit dem üblichen Begleitpersonal und den Begleitrequisiten, wie Triumphwagen oder beispielsweise der Schmiede samt den Erzeugnissen der Schmiedekunst des Hephaistos etc.
Als Erfinder dieses gelehrten Bildprogramms wird im Allgemeinen der Hofastrologe der Este, Pellegrino Prisciani angenommen. Wie Aby Warburg in seinem Aufsatz über den Palazzo Schifanoia nachgewiesen hat, konnte sich Pellegrino dabei auf kürzlich von den Humanisten wiederentdeckte antike Astrologiebücher stützen.
Die Maler der Fresken
Der Saal der Monatsbilder wurde innerhalb erstaunlich kurzer Zeit von den Mitarbeitern der von Roberto Longhi so bezeichneten Officina ferrarese, der Schule von Ferrara, ausgemalt. Als verantwortlich für das künstlerische Gesamtkonzept und die Ausführung wird von der Forschung im Allgemeinen Cosmè Tura angenommen. Sicher belegt ist jedoch nur die Mitwirkung des Tura-Schülers Francesco del Cossa, der sich in einem Brief an Borso beklagt, dass er schlechter als die übrigen Maler für seine drei Bilder bezahlt worden sei. Als dritter beteiligter Maler wird der damals erst 20-jährige Ercole de’ Roberti vermutet.
Die Monatsbilder
Jedes Monatsbild ist in drei Register unterteilt. Das oberste Register zeigt den Planetengott oder Monatsregenten des betreffenden Monats auf einem Triumphwagen. Er wird begleitet von seinen Planetenkindern. Unter Planetenkindern verstanden die Astrologen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit Angehörige jener Berufe, die einem bestimmten Planeten zugeordnet waren bzw. die von denjenigen, die in einem bestimmten Sternzeichen geboren waren, besonders häufig ausgeübt wurden.
März
Monatsregentin des März ist Minerva, die römische Göttin der Weisheit, die im Laufe der Spätantike und des Mittelalters auch die Züge der griechischen Pallas Athene angenommen hat. Wie Athene trägt sie den Brustpanzer, die Aigis mit dem Gorgonenhaupt, in der Hand hält sie die Lanze. Sie thront auf einem mit einer Schabracke behängten Wagen, der von zwei Schimmeln gezogen wird. Stellvertretend für ihre Planetenkinder sind auf der linken Seite die Richter, Gelehrten und Ärzte versammelt. Auf der anderen Seite des Triumphwagens ist eine Gruppe von Frauen an kleinen und großen Webrahmen tätig, sie werden begleitet von einer Schar elegant gekleideter Damen. Nach der griechischen Mythologie hatte Athene die Männer in der Kunst des Zimmerns und des Schiffbau unterrichtet, die Frauen verdanken ihr die Kunst des Webens.
Das mittlere Register zeigt den Widder als Sternzeichen des Monats, begleitet von den drei Monatsdekanen.
Das untere Register schließlich zeigt nach dem Muster der Monatsbilder für den März typische Tätigkeiten: Der Herzog reitet mit einer Jagdgesellschaft und seinen Hunden aus zur Jagd, während sich die Bauern der Beschneidung der Reben widmen.
April
Monatsregentin des April ist Venus, die Göttin der Liebe. Auf dem Fresko thront sie auf einem als Boot fungierenden Triumphwagen, der von einem Schwanenpaar über ein von sanften Wellen gekräuselten Fluss gezogen wird. Ihr zu Füßen kniet der Kriegsgott Mars, der noch mit Helm, Rüstung und Schild in den rötlichen Farben des Planeten gewappnet ist. Der von der Liebe besiegte Gott ist mit einer Kette an die Göttin gefesselt. Venus ist mit weißen und roten Rosen bekränzt und in elegante Gewänder gekleidet, ebenso wie die Venus auf Botticellis berühmter Primavera. Amor, der ständige Begleiter der Liebesgöttin, erscheint auf dem Fresko nicht in Person, sondern nur als Abbildung auf dem Gürtel der Venus: Mit Pfeil und Bogen zielt er auf ein Liebespaar. Zu den bevorzugten Begleiterinnen der Venus gehören auch hier die drei Grazien, die in ihrer typischen Reigenformation auf der ihrer linken Seite der Venus posieren. Sie verkörpern die Fröhlichkeit, das blühende Glück und den Glanz (splendor). Als Planetenkinder gibt es hier nur die musizierenden, plaudernden oder sich liebkosenden jungen Leute. Zwischen ihnen hüpft eine ganze Schar weißer Hasen, Symbole für die Lust, für die körperliche Liebe und für die Fruchtbarkeit.
Das mittlere Register zeigt den Stier, das zweite Zeichen des Tierkreises. Er wird begleitet von den drei Monatsdekanen, deren Bedeutung und ikonographische Herkunft bisher noch nicht erschöpfend gedeutet ist.
Im unteren Feld, in das die ursprüngliche Türöffnung des Saales einschneidet, kehrt eine Jagdgesellschaft von der Falkenjagd zurück, in einer weiteren Szene werden der Herzog mit seinem Gefolge, unter dem sich auch der Hofnarr Scocola befindet, vor dem Tor des Palastes dargestellt. In einer Szene im Hintergrund findet der jährliche Palio Ferraras statt, bei dem die Pferde zwar Zügel tragen aber ungesattelt sind. Von der Höhe der Palastbalkone erfreuen sich die Damen des Hofes an dem wilden Pferderennen.
Mai
Im Mai tritt die Sonne in das Sternzeichen des Zwillings: Daher ist nach Marcus Manilius Phoebus Apoll der Monatsregent des Mai. Apoll ist der Gott des Lichts und des Frühlings, und er kann den Menschen Krankheiten und plötzlichen Tod bringen. Er ist der Gott der Hirten, da er nach der griechischen Mythologie einst den Kühen des Admet – dessen Ställe er im Rahmen einer väterlichen Strafmaßnahme zu reinigen hatte – wegen Admets Freundlichkeit lauter Zwillingsgeburten bescherte.
Auf dem Fresko thront Apoll auf einem sockelartigen Podest. Die goldblonden mit goldener Krone geschmückten Haare umgeben seinen Kopf wie ein Strahlenkranz. In der Rechten hält er eine Sonnenscheibe bzw. den Sonnenball, in der Linken sein Attribut, den Bogen, mit dem er seine krankheits- und todbringende Pfeile abschießt. Vor ihm kauert eine weibliche Gottheit, die möglicherweise an dem Gegenstand, den sie mit beiden Händen festhält, zu identifizieren wäre. Der Triumphwagen wird von einem Vierergespann Pferde gezogen, wie auch Apolls Sonnenwagen von Pferden gezogen wird. Apolls Boten sind die Falken. Sie wurden schon in der ägyptischen Mythologie dem Sonnengott Horus zugeordnet. Auf dem Fresko sitzen vier von ihnen auf einer Stange.
Auf seinen Beinamen Musagetes, der Musenführer, spielen die neun jungen Damen auf seiner linken Seite an, von denen eine die Laute spielt. Im Hintergrund der Musen steht neben dem Musenbrunnen Hippokrene der geflügelte Pegasos, der einst mit seinem Hufschlag den Brunnen auf dem Tanzplatz der Musen auf dem Berg Helikon zum Sprudeln gebracht hatte.
Apoll, der im Orakel in Delphi durch den Mund der Pythia zu den Menschen sprach, ist auch der Gott der Magie und der Weissagung. Zu seinen Planetenkindern gehören folglich die Seher, Weisen, Magier, vielleicht auch die Astrologen, die auf der rechten Seite des Triumphwagens versammelt sind. Die Heerschar von Putten auf der gegenüberliegenden Seite, die auffallenderweise immer paarweise auftreten, sind vielleicht als Zwillinge ebenfalls Apolls Planetenkinder, der ja selbst in Artemis eine Zwillingsschwester hatte.
Die folgende Zone zeigt die üblichen drei Monatsdekane mit Begleitern sowie das Sternbild der Zwillinge als zwei ausgestreckt auf dem Bauch liegende Knaben, die sich an den Händen fassen.
Juni
Monatsregent des Juni ist der vielseitige Götterbote Merkur, Gott der Wege und des Verkehrs, der Hirten, der Diebe und Kaufleute, der Redekunst, der Wissenschaft und der Magie und schließlich der Psychopompos, der Begleiter der Seelen in das Totenreich. Sein Schlangenstab ist das Heroldszeichen des Götterboten, mit seiner Hilfe kann er den Menschen Schlaf und Träume schenken.
Auf dem Monatsbild thront Merkur, dessen Gesicht und Oberkörper völlig zerstört sind, auf einem von zwei schwarzen Adlern gezogenen Wagen. Die Adler repräsentieren in der Elementenlehre das Flüchtige des Elementes Luft, das dem Merkur zugeordnet ist. In seiner linken Hand hält er den Caduceus, in der rechten ein Saiteninstrument. Merkur gilt als Erfinder der Lyra, die er aus dem Panzer einer Schildkröte hergestellt hatte.
Der Triumphwagen ist umgeben von seinen Planetenkindern: Zwei Gruppe von Gelehrten sind in eifrige Gespräche vertieft, zwei Männer sind mit Geldwechsel beschäftigt und eine Gruppe von Käufern steht vor einem Laden. Auf der Weide im Hintergrund grasen die Kühe. Auf dem Boden liegt der tote hundertäugige Argus, der Bruder der Io, den Merkur im Zuge einer der Liebesaffären des Zeus mit seinem Flötenspiel eingeschläfert und erschlagen hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite spielen drei höfisch gekleidete Männer Flöte: Auch die Flöte gilt als eins der Attribute des Merkur.
Die anschließende Bildzone zeigt neben den Monatsdekanen das Sternzeichen des Juni, den Krebs, als prächtigen roten Hummer. Die untere Zone ist nicht erhalten.
Juli
Monatsregent des Juli ist Jupiter, der höchste der römischen Götter und Vater unzähliger weiterer Götter und Halbgötter. Auf dem von zwei Löwen gezogenen Triumphwagen thront er Rücken an Rücken mit der Göttin Kybele, deren Wagen in Triumphdarstellungen üblicherweise von Löwen gezogen wird. Wie Manilius in seinen Astronomica schreibt, beherrscht Kybele zusammen mit Jupiter das Sternbild des Löwen, Monatszeichen des Juli.[2] Kybele ist eine der Göttinnen der Fruchtbarkeit, entsprechend gehören zu den Planetenkindern junge Ehepaare, auf dem Fresko vertreten durch eine Szene der Eheschließung in Gesellschaft junger modisch gekleideter Leute. Auf der rechten Seite steht eine Gruppe von Klerikern, deren ikonographische Bedeutung bisher ebenso wenig geklärt ist wie die im oberen Register der Triumphdarstellung abgebildeten Gruppen von Bettelmönchen bzw. der einsame Schläfer auf der anderen Seite.
Die folgende Zone zeigt neben dem Sternzeichen Löwe die drei Monatsdekane. Bei den Dekanen, speziell bei den mit steifen Knickfalten zerknitterten Gewändern, ist deutlich die Handschrift Cosmè Turas zu erkennen, dem dieses Fresko zugeschrieben wird. Wie Longhi es treffend beschreibt, sehen seine Gewänder aus wie aus getriebenem Eisen.[3]
Die untere Zone ist ebenfalls nicht erhalten.
August
Monatsregentin des August ist Ceres, die römische Göttin des Ackerbaus, der Ernte, der Ehe und des Todes. Sie thront auf einem von zwei drachenähnlichen Fabeltieren gezogenen Triumphwagen, auf dem mehrere geflügelten Eroten stehen. Üblicherweise werden in der Ikonographie Triumphwagen der Kybele, einer orientalischen Erd- und Muttergottheit, von Drachen gezogen. In der erhobenen Rechten hält sie ein Bündel von jungen Getreidepflanzen. Die linke Hand weist auf ein Gruppen von tanzenden jungen Mädchen und einer weiteren von zwei jungen Männern, die mit drei älteren Herren diskutieren: Vielleicht ein Hinweis auf eine Eheanbahnung und Ceres' Funktion als Schutzherrin der Ehe. Stellvertretend für ihre Planetenkinder sind auf der rechten Seite die mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten beschäftigen Bauern dargestellt.
Als winzige Szene im Hintergrund sieht man einen ländlichen Karren, auf dem zwei Personen sitzen: Möglicherweise wird hier der Raub der Persephone durch Hades, den Gott der Unterwelt, dargestellt.
Gekleidet ist Ceres nach der burgundischen Mode des 15. Jahrhunderts mit einem braunen langärmligen Untergewand und einem leichten, weißen Obergewand ohne Ärmel. Als Kopfbedeckung trägt sie eine burgundische Hörnerhaube.
Die mittlere Zone zeigt das Sternzeichen des Monats, die Jungfrau. Von den drei Monatdekanen variiert der erste weibliche Dekan die Pose der Ceres. In der erhobenen Rechten hält sie ein Bündel Getreide, die Linke hält eine angeritzte Kapsel Schlafmohn, ihre langen weizenblonden Haare entsprechen der für Ceres üblichen Ikonographie.
Die unterste Zone wiederum ist nicht erhalten. Farinelli schreibt das August-Fresko dem Ercole de Roberti zu.
September
Monatsregent des September ist Vulcanus, der Gott von Feuer und Blitz, der mit dem griechischen Hephaistos, dem hinkenden Sohn der Hera und Kunstfertigsten unter den zwölf olympischen Göttern gleichgesetzt wird. Der Triumphwagen, auf dem eine Reihe Affen hocken, wird von zwei Affen gezogen. Die Affen, die nach dem Fall des Hephaistos vom Olymp auf die Insel Lemnos den Gott ernährt hatten, gehören zu den Attributen des Gottes.[4] Auf dem Wagen thront jedoch eine weibliche Figur, die einen Fuß auf eine Kugel stützt. Möglicherweise spielt der Maler auf einen speziell in Rom verbreiteten Kult von Vulcanus und Maia Volcani, einer dem Feuergott zugeordnete Göttin des Pflanzenwachstums an, die in Rom ein gemeinsames Fest hatten.
- Schild mit der Kapitolinischen Wölfin
- Kapitolinische Wölfin, 5. Jh. v. Chr./15. Jh., Rom
Eine weitere Anspielung auf Rom ist der Spiegel bzw. der spiegelblanke Schild, der an der Höhle des Hephaistos aufgehängt ist und der die Kapitolinische Wölfin mit Romulus und Remus zeigt. In der Höhle selbst sind Hephaistos und drei Zyklopen bei der Arbeit. Auf der anderen Seite des Wagens wird eine weitere Episode aus seinem Leben erzählt: Venus, die Ehefrau des Gottes, liegt mit dem Kriegsgott Mars eng umschlungen unter einer Decke. Vor dem Bett sind Waffen und Rüstung des Gottes und das Kleid der Göttin verstreut. Die folgende Zone zeigt die drei Dekane mit ihren Begleitern und das Sternzeichen des Monats, die Waage.
Literatur
- Aby Warburg: Italienische Kunst und internationale Astrologie im Palazzo Schifanoja zu Ferrara. [Rom 1912/1922]. In: Aby M. Warburg: Ausgewählte Schriften und Würdigungen. Herausgegeben von Dieter Wuttke. 2. verbesserte und bibliographisch erg. Auflage. Koerner, Baden-Baden 1980, ISBN 3-87320-400-2, S. 173–198 (Saecula Spiritalia. 1).
- Roberto Longhi: Officina Ferrarese. 1934. Seguita dagli ampliamenti 1940 e dai nuovi ampliamenti 1940–55. Ristampa. Sansoni, Florenz 1956, S. 86 (Edizione delle opere complete di Roberto Longhi. 5).
- Marco Bertozzi: La tirannia degli astri. Gli affreschi astrologici di Palazzo Schifanoia. Sillabe, Livorno 1999, ISBN 88-86392-78-8.
- Dieter Blume: Regenten des Himmels. Astrologische Bilder in Mittelalter und Renaissance. Akademie-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-003249-9 (Studien aus dem Warburg-Haus 3).
- Peter Bell: Regent unter dem Himmel. Die Sala dei Mesi des Palazzo Schifanoia in Ferrara als Modell eines astrologischen Weltbildes (pdf; 3,64 MB) In: Billion, Philipp (Hrsg.): Weltbilder im Mittelalter. Perceptions of the world in the Middle Ages. Bonn 2009, S. 1–27, ISBN 978-3-93943119-0
Weblinks
Einzelnachweise
- Vgl. Farinella 2004. Lektion 10
- Jupiter cum matre deum regis ipse leonem, ein weiterer Beleg findet sich in den fasti des Ovid [IV, 215-18], wonach Kybele die Wildheit zähme, wie es ihr Wagen beweise. Manilius und Ovid zitiert nach Tervarent 1997. S. 111.
- Roberto Longhi: Kurze, aber wahre Geschichte der italienischen Malerei. Köln 1996. S. 155.
- Guy de Tervarent: Attributs et symboles dans l’art profane. Genève 1997. S. 410