Aigis
Die Aigis (altgriechisch αἰγίς, Gen. αἰγίδος, lateinisch aegis, -idis, davon deutsch Ägis) ist ein Gegenstand aus der griechischen Mythologie. Das Wort bezeichnet ein goldenes Ziegenfell (manchmal auch einen Schild und ähnliches), das Zeus, bisweilen aber auch Athene oder Apollon benutzten, um Gewitter heraufziehen zu lassen. Wenn das Fell geschüttelt wird, versendet es Blitz, Donner und Nacht.
Etymologie
Etymologisch leitet sich aigis von dem altgriechischen Begriff für „Ziege“ (αἴξ aíx) ab und bedeutet im ursprünglichen Sinne „Ziegenfell“. Möglich ist aber auch eine Ableitung vom Verb ἀίσσω aïssō (Stamm: aïg) „stürmen, stürzen“, womit καταιγίς kataigís („Wirbelsturm“) zusammenhängt. In der Epik und Poetik bezeichnet die Aigis daher meist den Sturmschild des Zeus, und der Begriff wird oft mit Sturm gleichgesetzt.
Mythologie
Nach der Legende hat der kunstfertige Gott Hephaistos einen großen Schild aus einem Ziegenfell gefertigt.[1] Dieser war verziert mit Orakelschlangen und dem versteinerten Haupt der Gorgone Medusa im Zentrum, das ein Geschenk des Perseus war.[2] Zuerst war er des Göttervaters Brustpanzer; später wurde er an Athene weitergereicht. Die Aigis war das Symbol der göttlichen Macht Athenes.[3] Da sie untrennbar zur Herrschaft gehört, übertrug Homer die Aigis in seinen Dichtungen auf Zeus, der fortan mit ihrer Hilfe über die anderen Götter herrschte. Der Schild konnte nicht einmal von Zeus’ Blitzen zerstört werden. Des Weiteren soll er durch das Medusenhaupt eine lähmende bis versteinernde Wirkung auf den Gegner gehabt haben. In der Ilias schreitet Apollon den Troern voran, als sie die Mauer um das Schiffslager der Achaier durchbrechen, und schüttelt die Aigis, was die Achaier in Schrecken versetzt.
Von diesem Schutzschild kommt die Redewendung „unter jemandes Ägide (Schutz) stehen“.
Verwendungen
Mythologie und Historie
Der Schild wird oft von der klugen Göttin Athene verwendet und hilft ihr im Kampf um Troja, sich gegen ihre Feinde zu schützen.
Die Priesterinnen der libyschen Athene trugen die Aigis in Form von Ziegenfellschürzen.
Gegenwart
Der Begriff lebt auch im männlichen Vornamen Ägidius weiter.
Heute kommt der Begriff häufig in Namen von Überwachungsunternehmen, Warn- oder Schutzsystemen vor. AEGIS (Airborne Early Warning Ground Environment Integration Segment) ist ein elektronisches Warn- und Feuerleitsystem auf Kriegsschiffen der US Navy.
Mehrere Computerspiel bedienen sich des Begriffes „Aegis“, darunter Dead Space (Planet namens Aegis VII), AR-Spiel Ingress („Aegis Shield“, der Angriffe auf Portale abschwächt), No Man's Sky („Aigis“ als höchster Rang der Söldner-Gilde), Supreme Commander 2 in der spielbaren Fraction „UEF“ (Aegis als größtes baubares Shield) und Age of Empires 2 („aegis“ als Cheat-Code für sofortiges Bauen bzw. Fertigstellen von Gebäuden und Einheiten). Bei den Meisterschaften „The International“ des Computerspiels DotA 2 ist die Siegertrophäe ein „Aegis of the Champion“ genannter Schild.
Einzelnachweise
- Homer, Ilias 15,306-311 (deutsche Übersetzung).
- Homer, Ilias 5,738-742 (deutsche Übersetzung).
- Homer, Ilias 2,446-449 (deutsche Übersetzung); 5,738.
Literatur
- Wilhelm Heinrich Roscher: Aigis. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 149–151 (Digitalisat).
- Paul Stengel: Aigis. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 970–972.
- Robert Parker: Aigis. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 1, Metzler, Stuttgart 1996, ISBN 3-476-01471-1.