Mohawk (Sprache)

Mohawk /ˈmoʊhɔːk/ bezeichnet d​ie Sprache d​es gleichnamigen nordamerikanischen Volkes d​er Mohawk, d​ie sich selbst Kanien’kéha (Aussprache: [ɡa.njʌ̃ʔ.ˈɡe.ha]) m​it der Bedeutung „Sprache d​er Feuersteinleute“ nennen. Sie gehört z​ur Familie d​er irokesischen Sprachen.[1]

Mohawk (Kanien’kéha, Kanyen’kéha)

Gesprochen in

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten (nördliches New York)
Kanada Kanada (Ontario, Quebec)
Sprecher 3500 (2011)
Linguistische
Klassifikation

Irokesische Sprachen

  • Mohawk-Oneida
Offizieller Status
Amtssprache in regionaler Status Reservate
Sprachcodes
ISO 639-1

moh

Verbreitungsgebiet heute

Nordosten der Vereinigten Staaten

Mohawksprecherinnen u​nd -sprecher l​eben heute i​n Siedlungen über d​en gesamten Staat New York verstreut, darunter i​n Ganienkeh u​nd Kanatsiohareke.

Kanada

Mohawksprecher l​eben im Südosten Kanadas i​n Akwesasne (St. Regis) entlang d​er Ontario-New-York-Staatsgrenze, i​n Kanesatake (Oka) u​nd Kahnawake i​m südlichen Quebec i​n der Nähe v​on Montreal s​owie in Tyendinaga (Nähe Kingston) u​nd Wahta (Gibson) i​m südlichen Ontario. Des Weiteren bilden d​ie Mohawk d​ie größte Gruppe i​n dem gemischten Iroquois Reservat, Six Nations o​f the Grand River, i​n Ontario.

zweisprachiges Stoppschild in Kahnawake

Sprecheranzahl

Von d​en etwa 35 000 Mitgliedern d​es Mohawk-Volkes sprechen n​ach unterschiedlichen Quellen w​ie z. B. d​em Ethnologue e​twa 3500 n​och Mohawk. In d​er Volkszählung i​n Kanada v​on 2011 g​aben 540[2] an, Mohawk a​ls Muttersprache z​u sprechen. Insgesamt sollen e​twa weitere 3000 Sprecher Mohawk[3] benutzen u​nd einige hundert e​s als Zweitsprache n​eben Englisch beherrschen. An d​er Mohawk Survival School i​n Kahnawake erfolgt d​er Schulunterricht z​u großen Teilen a​uf Mohawk.

Sprachbeispiel

Einige Beispiele für Mohawk
DeutschMohawk
Hundé:rhar
Mädchenieksá:'a
Mannrón:kwe
Wolfohkwaho[4]

Dialekte

Mohawk besteht a​us drei Dialekten: Westliches Mohawk (Ohswé:ken u​nd Kenhté:ke), Zentrales Mohawk (Ahkwesáhsne) u​nd Östliches Mohawk (Kahnawà:ke u​nd Kanehsatà:ke); d​ie Unterschiede s​ind weitgehend phonologisch aufgrund d​er Wohngebiete d​es Stammes i​m 18. Jahrhundert. Die Aussprache v​on /r/ u​nd anderen Konsonantenclustern variiert i​n den Dialekten.

Sprachtypologie

Grundlage d​es Mohawk i​st ein polysynthetischer Sprachbau m​it Vokalen unterschiedlicher Tonhöhe.

Betonung, Länge und Tonhöhe von Vokalen

Betonung, Vokallänge u​nd Tonhöhen werden i​m Mohawk miteinander verbunden. Es g​ibt drei Arten v​on betonten Vokalen: d​er kurze-hohe Ton, d​er lang-steigende Ton u​nd der lang-fallende Ton. Tonhöhen werden i​mmer verschriftlicht u​nd nur einmal i​m Wort markiert.

  • Der kurze-hohe Ton wird meist in geschlossenen Silben oder vor /h/ verwendet. Er wird mit einem Akut geschrieben: Frucht káhi, Straße oháha.
  • Der lang-steigende Ton kommt meist in offenen Silben vor. Er wird aus einer Kombination von Akutakzent und Doppelpunkt geschrieben: Stadt kaná:ta, Mann rón:kwe. Folgt ihm ein langer Nasallaut, erscheint der Doppelpunkt nach dem n.
  • Der lang-fallende Ton ist das Ergebnis der Wortbetonung auf einen Vokal, der vor /ʔ/ oder /h/ + einem Konsonanten steht. Allerdings gibt es hierfür Ausnahmen. Der zugrundeliegende Knacklaut /ʔ/ oder /h/ wird wieder benutzt, wenn die Betonung an anderer Stelle gesetzt wird. Dieses Phänomen wird dann durch einen Gravis mit Doppelpunkt gekennzeichnet: Magen onekwèn:ta (von /onekwʌ̃ʔta/).[5][6]

Orthografie

Dreisprachiges Schild auf Englisch, Mohawk und Französisch, das den Grand River beschreibt, aufgestellt in Galt, Cambridge, Ontario

Das Alphabet d​er Mohawk besteht aus: a e h i k n o r s t w y zusammen m​it u​nd :. Die Rechtschreibung w​urde 1993 standardisiert.[7] Der Standard erlaubt Schreibvarianten j​e nach Dialekt, besonders d​ie Konsonantencluster /ts(i)/, /tj/ u​nd /ky/ können i​n jedem Dialekt gemäß d​er dort geltenden Aussprache anders realisiert werden.

  • Der Knacklaut /ʔ/ wird mit einem Apostroph geschrieben und am Ende von Wörtern meist vermieden, besonders im östlichen Dialekt, wo er nicht ausgesprochen wird.
  • /dʒ/
    • /dʒ/ wird ts im östlichen Dialekt (die Schreibung spiegelt die Aussprache wider). Sieben ist tsá:ta [dzaːda].
    • /dʒ/ wird tsi im zentralen Dialekt geschrieben. Sieben ist tsiá:ta [dʒaːda].
    • /dʒ/ wird tsy im westlichen Dialekt geschrieben. Sieben ist tsyá:ta [dʒaːda].
  • /j/
    • /j/ wird normalerweise i im zentralen und östlichen Dialekt geschrieben. Sechs ist ià:ia’k [jàːjaʔk].
    • /j/ wird gewöhnlich y im westlichen Dialekt geschrieben. Sechs ist yà:ya’k [jàːjaʔk].
  • Der Vokal /ʌ̃/ wird en, wie im Englischen one geschrieben, also énska [ʌ̃ska].
  • Der Vokal /ũ/ wird on geschrieben, z. B. sha’té:kon [shaʔdɛːɡũ].
  • In den Fällen, in denen der Vokal /e/ oder /o/ ist und von einem /n/ in derselben Silbe gefolgt wird, wird das /n/ mit einem Unterstrich geschrieben: keṉhó:tons (Ich schließe gerade die Tür). Wenn das nicht den Unterstrich hätte, würde der Laut [en] [ʌ̃] ausgesprochen werden.

The Unterstrich ist nicht Teil der Standardorthografie und wird nicht im zentralen und östlichen Dialekt benutzt. In der Standardorthografie wird ein /h/ vor dem /n/ eingefügt, um [en] oder [on] zu schreiben: kehnhó:tons (Ich schließe gerade die Tür).

  Standard Phonologie Westliches Zentrales Östliches
sieben /tsjáːta/ [ˈd͡ʒaːda] [ˈd͡ʒaːda] [ˈd͡zaːda]
neun /tjóhton/ [ˈdjɔhdũ] [ˈɡjɔhdũ] [ˈd͡ʒɔhdũ]
Ich falle /kjaʔtʌʔs/ [ˈɡjàːdʌ̃ʔs] [ˈɡjàːdʌ̃ʔs] [ˈd͡ʒàːdʌ̃ʔs]
Hund /érhar/ [ˈɛrhar] [ˈɛlhal] [ˈɛːɽhaɽ]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Laurie Bauer: The Linguistics Student's Handbook, Edinburgh 2007
  2. Mohawk. Ethnologue. Abgerufen am 8. April 2016.
  3. Mohawk language at Ethnologue (18. Ausgabe 2015)
  4. Bedrohte Sprachen – Gefahr für Minderheiten weltweit (PDF) gfbv.de. März 2010. Abgerufen am 8. April 2016.
  5. Laurie Bauer: The Linguistics Student's Handbook, Edinburgh 2007
  6. Bonvillain, Nancy: A Grammar Of Akwesasne Mohawk. National Museum of Man, National Museums of Canada 1973
  7. „Mohawk Language Standardization Project“ (Memento vom 8. April 2005 im Internet Archive), Conference Report, August 9–10, 1993.
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