Michael Frotscher
Michael Frotscher (* 3. Juli 1947 in Dresden; † 27. Mai 2017[1][2] in Hamburg) war ein deutscher Neuroanatom und Neurowissenschaftler.
Leben
Frotscher, Sohn eines Kantors, wurde 1974 in Medizin an der Humboldt-Universität Berlin (Charité) promoviert.[3] Als Post-Doktorand war er 1974 an der Semmelweis-Universität in Budapest. Von 1974 bis 1979 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Anatomie der Humboldt-Universität. 1978 wurde er Facharzt für Anatomie. Nach seiner Flucht aus der DDR ging Frotscher im Jahre 1979 zum Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Dort habilitierte er sich 1981 in Neuroanatomie.[4] 1982 wurde er Assistenzprofessor (C2) an der Universität Heidelberg und 1983 Professor (C3) am Institut für Anatomie der Universität Frankfurt.[5] Zwischen 1984 und 1986 forschte er auch an der Yale University.
Von 1989 bis 2011 amtierte er als Professor und Vorstand des Instituts für Anatomie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 2006 bekleidete er dort das Amt des Prodekans für Forschung. 2008 erhielt Frotscher eine Hertie-Senior-Forschungsprofessur in Neurowissenschaften.[6]
Ab 2011 leitete Frotscher das Institut für Strukturelle Neurobiologie am Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH) des Universitätsklinikums Eppendorf.[7] In diesem Jahr überstand er eine schwere EHEC-Infektion.[8] Im Jahre 2015 wurde er auch Direktor des Zentrums.
Frotscher hinterlässt Frau und zwei Kinder.
Wirken
Frotscher untersuchte die Feinstruktur von Synapsen im Gehirn mit der Technik des Hochdruckgefrierens, die neuronale Verschaltung des Hippocampus, das Überleben von Nervenzellen nach Läsionen und die Rolle von Reelin, einem Protein der extrazellulären Matrix, bei der Ausrichtung und Wanderung von Nervenzellen zum Beispiel in deren Schichtenanordnung in der Gehirnrinde.
1993 wurde er Präsident der damals neu gegründeten Neurowissenschaftlichen Gesellschaft und 1999 Präsident der Anatomischen Gesellschaft. Er war Senator der Sektion Neurowissenschaften der Nationalen Akademie der Wissenschaften und Mitglied des DFG-Senates für die Sonderforschungsbereiche.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 1992 Wolfgang-Bargmann-Preis der Anatomischen Gesellschaft
- 1993 Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis
- 1995 Mitglied der Leopoldina[9]
- 1998 Preis der Feldberg Foundation
- 2000 Max-Planck-Forschungspreis für internationale Kooperation
- 2001 Landesforschungspreis Baden-Württemberg
- 2002 Ernst-Jung-Preis
- 2007 Hertie-Seniorforschungsprofessur
- 2009 Ehrendoktorat der Goethe-Universität Frankfurt am Main
- 2011 Fellow der American Association for the Advancement of Science
- 2013 Jacob-Henle-Medaille
Schriften (Auswahl)
- mit Werner Kahle: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, 11. Auflage 2013, ISBN 978-3134922110
- mit Mathias Bähr: Neurologisch-topische Diagnostik: Anatomie, Funktion, Klinik. Thieme, 10. Auflage 2014, ISBN 978-3135358109
Weblinks
Einzelnachweise
- UKE - Zentrum für Molekulare Neurobiologie Hamburg (ZMNH) - Aktuelles. In: uke.de. 27. Mai 2017, abgerufen am 31. Mai 2017.
- Ralf Mersmann: DGNN - In Memoriam - Michael Frotscher. In: dgnn.de. Abgerufen am 12. Januar 2018.
- Thema seiner Dissertation: Zur Entwicklung und Regeneration zentraler Neuronen im Cortrex Cerebri bei Rattus norvegicus. Eine Golgi- und elektronenmikroskopische Untersuchung.
- Michael Frotscher — Bernstein Center Freiburg. In: bcf.uni-freiburg.de. 9. Januar 2018, abgerufen am 12. Januar 2018.
- David Speck: NWG – Sectionssprecher "Entwicklungsneurobiologie/ Neurogenetik". In: nwg.glia.mdc-berlin.de. 5. August 2011, abgerufen am 12. Januar 2018.
- Hertie-Senior-Forschungsprofessur Neurowissenschaften: Gemeinnützige Hertie-Stiftung. In: ghst.de. 1. November 2016, abgerufen am 6. September 2016.
- http://www.zmnh.uni-hamburg.de/zmnh/institutes/frotscher/frotscher.html
- Britta Kollenbroich: Folgen einer Epidemie: Woran viele EHEC-Opfer heute noch leiden. In: welt.de. 14. Dezember 2011, abgerufen am 3. Oktober 2017.
- Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Michael Frotscher bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 23. September 2017.