Melolontha pectoralis
Melolontha pectoralis (auch Kaukasischer Maikäfer) ist ein Käfer aus der Gattung der Maikäfer, die innerhalb der Blatthornkäfer (Scarabaeidae) zur Unterfamilie Melolonthinae gehört.[1] Die Gattung Melolontha ist in Europa mit sechs Arten vertreten, von denen drei auch in Mitteleuropa vorkommen.[2] Melolontha pectoralis ist in Mitteleuropa im Unterschied zum Feldmaikäfer und zum Waldmaikäfer sehr selten, anderswo kann er jedoch stellenweise durchaus häufig sein.
Melolontha pectoralis | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Melolontha pectoralis, Weibchen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Melolontha pectoralis | ||||||||||||
(Megerle, 1812) |
Der Artname pectoralis von lat. péctus = Brust bedeutet durch die Brust ausgezeichnet.[3] Der Gattungsname Melolontha (altgr. μελολόντη melolónthe) bezeichnete im antiken Griechenland ein Insekt, mit dem die Kinder spielten.[4] Die Art ist wegen der Variationsbreite nicht leicht abzugrenzen, weshalb es siebzehn Synonyme gibt.[5]
Merkmale des Käfers
Der Käfer hat die Form eines typischen Maikäfers, allerdings ist die Spitze des Hinterleibs (Telson) beim Weibchen kaum verlängert. Auch die Körperlänge von 20 bis 28 Millimeter deckt sich ungefähr mit den Körperlängen von Feldmaikäfer und Waldmaikäfer.
Der Kopf und der Halsschild kann sehr unterschiedlich gefärbt sein, von schwarz bis braunrot. Oberlippe und Oberkiefer sind unter dem Kopfschild verborgen. Die Oberlippe ist für die Nahrungsaufnahme mittig schlitzartig eingedrückt. Die Facettenaugen sind rundlich, groß und stark gewölbt. Die zehngliedrigen Fühler bestehen aus einer Geißel und einem Fühlerfächer. Dem kräftigen Basalglied folgt ein kleines zweites und ein gestrecktes drittes Fühlerglied. Beim Weibchen ist das folgende Glied zwar auch schon etwas erweitert, aber erst die Glieder fünf bis zehn sind wie beim Männchen die Glieder vier bis zehn nach vorn blattartig vergrößert und gegeneinander beweglich und bilden den Fühlerfächer. Beim Männchen besteht dieser also aus sieben Gliedern und ist deutlich länger als die übrigen Glieder der Geißel zusammen, beim Weibchen besteht der Fühlerfächer nur aus sechs Gliedern, und er ist nur etwa halb so lang wie der der Männchen.
Der breite Halsschild ist gerandet und unregelmäßig hell behaart. Er ist in der Mitte zerstreut, an den Seiten dichter punktiert.
Die rotbraunen und unregelmäßig behaarten Flügeldecken haben vier zerstreut punktierte Rippen, die parallel zur Flügeldeckennaht verlaufen. Die Bereiche zwischen der Rippen sind dicht und fein punktiert, gröbere Punkte sind eingestreut.
Am Hinterleib sind von unten betrachtet sechs Bauchplatten (Sternite) sichtbar. Deren Hinterränder sind in der Mitte mit den Vorderrändern des jeweils folgenden Sternits verwachsen. Die Atemöffnungen des Hinterleibs liegen in den seitlich hochgezogenen Teilen der Sternite. Jedes Hinterleibssegment hat auf der Seite ein dicht weiß behaartes und scharf begrenztes Dreieck. Eine Ecke zeigt jeweils nach hinten unten, sodass die Gesamtheit der Dreiecke eine Sägezahnkurve bildet (Abb. 1). Das Telson ist beim Weibchen kurz und abgerundet oder abgestutzt (Abb. 2), beim Männchen ist es langgezogen, aber kürzer und schwächer als beim Feldmaikäfer (Abb. 3). Das Telson ist dicht und fein, stellenweise ungleich punktiert und doppelt behaart, mit schuppenähnlichen kurzen Haaren und langen Haaren.
Die Vorderhüften sind walzenförmig und weitgehend in die Vorderbrust eingesenkt, die Vorderhüfthöhlen sind geschlossen. Die Mittelhüften bilden zur Körperachse fast einen rechten Winkel. Die Vorderbeine sind durch die Verbreiterung und zahnartige Fortsätze am Außenrand der Schiene zu Grabbeinen umgebildet. Ein beweglicher Dorn auf dem Innenrand der Vorderschiene befindet sich nicht am Ende der Schiene, sondern gegenüber dem zweiten Zahn von vorn am Außenrand. Die Hinterschienen haben am Hinterrand oberseits eine Aussparung, die in eine rinnenartige Vertiefung für die Tarsen einleitet. Neben dieser Aussparung liegen innen direkt nebeneinander zwei Enddornen. Die Tarsen sind fünfgliedrig, die beiden Klauen des Klauenglieds sind gleich lang.
Abb. 1: Männchen aus Reitter, Fauna germanica |
Abb. 2: Seitenansicht Abb. 3: Telson Weibchen |
Larve
Die Larven der Gattung Melolontha unterscheiden sich von anderen engerlingsähnlichen Larven durch das Borstenmuster auf der Ventralseite des letzten Abdominalsegments. Im dritten Larvenstadium verläuft in der Mitte eines Borstenfeldes längs eine paarige Borstenreihe, die nach vorn das Borstenfeld deutlich überragt. Jede Reihe besteht aus 21 bis dreißig eng stehenden, kurzen, kräftigen und dunklen Borsten. Sie verlaufen über zwei Drittel der Länge des Abdominalsegments und sind dabei annähernd parallel, nur im Bereich des Borstenfeldes divergieren sie leicht. Innerhalb der Gattung ist die Art dadurch ausgezeichnet, dass die drei letzten (nicht die letzten vier) Stigmen kleiner sind als die vorhergehenden. Die Larven des ersten Stadiums messen durchschnittlich 2,5 Zentimeter, die des zweiten etwa 4,5 Zentimeter und die Larven des dritten Stadium erreichen eine Länge von durchschnittlich 6,5 Zentimeter.[6]
Biologie
Die wärmeliebende Art kommt in Mitteleuropa hauptsächlich an bewaldeten, trockenen Südhängen vor. Das Weibchen legt die Eier in den Boden. Die Larven ernähren sich von Wurzeln. Für die Entwicklung brauchen sie drei bis vier Jahre. Die adulten Käfer erscheinen im späten Frühjahr, später als Feld- und Waldmaikäfer. Frisch geschlüpfte Exemplare sind weiß bestäubt, der Staub verliert sich jedoch schnell. Für den Reifungsfraß bevorzugen die Käfer den Wipfelbereich junger Eichen, die nicht direkt am Waldrand, aber in der Nähe davon stehen.[7]
Verbreitung
Das Verbreitungsgebiet der thermophilen Art ist unzusammenhängend. Die westliche Grenze liegt in Frankreich, die südliche in Italien und Griechenland, als nordöstlichste Grenze wird Südrussland angegeben. Außerdem werden Deutschland, Österreich, Albanien, Ungarn, Rumänien und das ehemalige Jugoslawien genannt, nicht aber beispielsweise die Schweiz oder Bulgarien. Bei den Funden in Deutschland handelt es sich um isolierte Vorkommen in Südwestdeutschland.[5]
Literatur
- Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 8. Teredilia Heteromera Lamellicornia. Elsevier, Spektrum, Akademischer Verlag, München 1969, ISBN 3-8274-0682-X.
- Gustav Adolf Lohse, Wilhelm H. Lucht: Die Käfer Mitteleuropas. Band 13, 2. Supplementband mit Katalogteil. Goecke&Evers, Krefeld 1992, ISBN 3-87263-043-1.
- Klaus Koch: Die Käfer Mitteleuropas Ökologie. 1. Auflage. Band 2. Goecke & Evers, Krefeld 1989, ISBN 3-87263-040-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Systematik der Käfer in Wikipedia
- Melolontha bei Fauna Europaea. Abgerufen am 9. Februar 2013
- Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
- Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
- Melolontha pectoralis bei Fauna Europaea. Abgerufen am 9. Februar 2013
- F-Th. Krell: "Bestimmung von Larven und Imagines der mitteleuropäischen Melolontha-Arten (Coleoptera: Scarabaeoidea)." Laimburg Journal Vol. 1 (2), S. 211–219, 2004 ISSN 1616-8577 als PDF (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Fleischer: Biologische Notiz über Melolontha pectoralis (PDF)