Melchior Kling
Melchior Kling (* 1. Dezember 1504 in Steinau an der Straße; † 21. Februar 1571 in Halle) war ein deutscher Jurist und Rechtswissenschaftler.
Leben
Als Kind des Hinz Kling und seiner Frau Else, die aus ärmlichen Verhältnissen stammten, geboren, verbrachte Melchior Kling seine Jugend als Kurrendesänger in Halle (Saale) und schlug sich kümmerlich durch. Nachdem man bei ihm eine gute Auffassungsgabe festgestellt hatte, konnte er sich an der nach Jena ausgelagerten Universität Wittenberg im 4. September 1527 immatrikulieren. Als Schüler Philipp Melanchthons, Johann Apels und Hieronymus Schurffs wurde er 1533 zum Doktor der Rechte promoviert, übernahm 1534 Vorlesungen an der Juristischen Fakultät der Universität über den Liber Sextus und 1535 Aufträge des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen.
1536 erhielt er die kanonische Professur an der Wittenberger Universität, welche verbunden war mit einem Beisitz am Wittenberger Hofgericht, und nachdem er im Sommersemester 1539 Rektor der Universität war, wurde er 1541 zum kurfürstlichen Rat ernannt. Als solcher nahm er am Reichstag in Regensburg teil und fungierte bei den Visitationen des Kammergerichtes von 1543 bis 1544. 1536 wurde er in Haft genommen, lehnte aber, so gemaßregelt, das Angebot eines Kanzlers am sächsischen Hof 1537 ab. Angeboten am Hof von Joachim II. von Brandenburg und als Syndikus in Lüneburg konnte er nicht nachgehen, da ihn sein sächsischer Kurfürst nicht freigab.
1544 fiel er in Ungnade am sächsischen Hof, da er an anderen Fürstenhöfen, darunter auch beim Kardinal Albrecht von Brandenburg, ohne Erlaubnis des Kurfürsten Beratungen durchgeführt hatte. Nachdem sich die Vertreter der Universität für ihn eingesetzt hatten, kam es am 11. Februar 1545 zu einer Einigung, wonach sich Kling für drei weitere Jahre am kurfürstlichen Hof verpflichtete. Während dieser Zeit stand er auch den Theologen in Angelegenheiten Eherechts zur Seite und übertrug dabei die wissenschaftlichen Grundsätze des Humanismus auf die Rechtswissenschaft. Seine Überarbeitung des Sachsenspiegels, womit sich das Oberhofgericht am Anfang Johann Friedrichs I. Amtszeit beschäftigte, wurde durch den Schmalkaldischen Krieg nicht mehr vollendet. Vielmehr fungierte Kling während der Zeit des Krieges als Gesandter in Dänemark, ließ sich danach in Halle als Rechtskonsulent nieder, diente einigen Fürsten als Rat und fungierte als Beisitzer des Schöppenstuhls in Halle, Beisitzer des Oberhofgerichts in Leipzig und des Hofgerichts in Jena. Er starb als vermögender Mann.
Kling ist ein Vertreter einer systematischen Richtung unter den deutschen Juristen seiner Zeit, wie seine „Enarrationes in libros IV Institutionum“ (1542) und seine systematische Bearbeitung des sächsischen Landrechts („Das ganze sächsische Landrecht mit Text und Gloß in eine richtige Ordnung gebracht…“, Leipzig 1572) zeigen. Für die Entwicklung des protestantischen Eherechts ist von Bedeutung „Matrimonialium causam tractatus methodico ordine scriptus“ (Frankfurt 1553), eine erneute Bearbeitung des Exkursus über das Eherecht in den „Enarrationes zum Tit. Just. 1, 10 de nuptiis“.
Familie
Kling war zweimal verheiratet. Seine erste Frau Barbara Marschall von Bieberstein heiratete er zwischen 1533 und 1535 (sie war geb. um 1515 und starb 1541 in Wittenberg; ihr mutmaßlicher Neffe Nikolaus d. J. Marschall von Bieberstein ehelichte 1584 eine Enkelin Martin Luthers, sie war die Witwe des Amtmannes in Sachsenburg Andreas Gentzel † 1514). Der Name von Klings zweiter Frau ist nicht bekannt, jedoch überliefern Briefe das Datum seiner Hochzeit am 30. November 1541. Aus beiden Ehen sind zehn Kinder bekannt.
- Hans Kling, 1567 verh. mit Brigitte von Alnpeck aus Tulckwitz
- Heinrich
- Melchior, Jurist und Assessor des Schöppenstuhls († 31. August 1594 in Halle), war verh. mit Katharina, Tochter des Stephan Uden
- Georg (verh. 1571 mit Anna, der Tochter des Kilian Goldstein der Ältere)
- Katharina verh. 1554 mit Wolff Holzwirth, Apotheker in Halle (Saale)
- Magaretha verh. 1563 mit Dr. Johann Dumerich
- eine Tochter verh. mit David Petersen, Pfänner in Halle
- eine Tochter verh. mit Hans von Alnpeck
- Marie verh. mit Paul von Jena, Pfänner zu Halle
- eine Tochter verh. mit Hans Niclas von Wyhe, Pfänner in Halle
Werkauswahl
- Enarrationes in quatuor Institutionum libros, Frankfurt a. M. 1542, 1543, 1545, Lyon u. Löwen 1546, 1556, 1673
- In praecipuos, & eos qui ad usum forensem prae caeteris faciunt, secundi libri, antiquarum Decretalium titulos, commentaria, Frankfurt a. M. 1550, 1606
- Matrimonialium causarum tractatus methodico ordine scriptus, Frankfurt a. M. 1553, 1559;
- Das Gantze Sechsisch Landrecht mit Text und Gloß in eine richtige Ordnung gebracht, Leipzig 1572, 1577, 1600
Literatur
- Roderich von Stintzing: Kling, Melchior. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 185 f.
- Christof Römer: Kling, Melchior. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 76 f. (Digitalisat).
- Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917
- Rolf Lieberwirth: Melchior Kling (1504–1571) – Lehrer und Praktiker des Rechts in Jahrbuch für hallischen Stadtgeschichte 2004 ISBN 3-89923-088-4
- Johann Christoph von Dreyhaupt: Beschreibung des Saalkreises. Emanuel Schneider, Halle 1750, S. 649
- Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel Personen 12 Stuttgart-Bad Cannstatt 2005 ISBN 3-7728-2258-4
- Heiner Lück: Martin Luther und seine Universität, 1998, Böhlau Verlag Köln – Weimar – Wien ISBN 3-412-14696-X.
- Heiner Lück: Zu den Anfängen des evangelischen Eherechts in Wittenberg, FamRZ 1999, S. 1549, 1554
- Bernhard Pahlmann: Melchior Kling (1504–1571), in Gerd Kleinheyer/Jan Schröder (Hg.) Deutsche und Europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, Heidelberg 1996, S. 231–234
- Ralf Frassek: Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit; 2005 Mohr Siebeck ISBN 3-16-148685-4 Leseprobe online
- Theodor Muther: Zur Geschichte der Rechtswissenschaften in Deutschland, Amsterdam 1961 Online Leseprobe
- H. Dieterich: Das protestantische Eherecht in Deutschland bis zur Mitte des 17. Jhs. = Jus Ecclesiasticum, Bd. 10 München 1970, S. 114
- Hiram Kümper: KLING, Melchior. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 940–942.
Weblinks
- Druckschriften von und über Melchior Kling im VD 17.
- Theodor Muther: Die Gewissensvertretung im gemeinen Deutschen Recht,.., Erlangen 1860