Mejillonesit
Mejillonesit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung NaMg2(PO3OH)(PO4)(OH)⋅H5O2[3], ist also chemisch gesehen ein Natrium-Magnesium-Phosphat mit der Besonderheit, dass sein Kristallwasser in Form von Zundel-Kationen (H5O2+) gebunden ist. Neben Mejillonesit sind bisher nur noch die Minerale Afwillit und Rhomboklas bekannt, die ihr Kristallwasser in dieser Weise gebunden haben.
Mejillonesit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 2010-068 |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m |
Raumgruppe | Pbca (Nr. 61) |
Gitterparameter | a = 16,295(1) Å; b = 13,009(2) Å; c = 8,434(1) Å Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen |
Formeleinheiten | Z = 8 Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen |
Häufige Kristallflächen | {100} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,36; berechnet: 2,367 |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100}, gut nach {010} und {001} |
Bruch; Tenazität | uneben; spröde |
Farbe | farblos |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,507(2) nβ = 1,531(2) nγ = 1,531(2) |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 15° (gemessen); 0° (berechnet); bei 589 nm |
Der farblose und durchsichtige Mejillonesit entwickelt dicktafelige bis prismatische Kristalle mit glasglänzenden Oberflächen von maximal einigen Millimetern Größe, die meist in radialstrahligen Mineral-Aggregaten angeordnet sind.
Etymologie und Geschichte
Die Entdeckung von Mejillonesit erfolgte 2010 eher zufällig im Rahmen einer internationalen Kooperation von Wissenschaftlern aus Brasilien (Daniel Atencio, José M. V. Coutinho, Reynaldo R. Contreira Filho), Deutschland (Thomas Witzke, Gunnar Färber), Italien (Fabrizio Nestola) und Russland (Nikita V. Chukanov, Aleksandr E. Zadov).
Thomas Witzke und Gunnar Färber analysierten diverse Mineralproben aus chilenischen Guano-Fundstellen entlang der Küste, als bei einer der Proben vom Cerro Mejillones festgestellt wurde, dass dessen vom Röntgen-Diffraktometer erstellte Strukturmuster keine Übereinstimmung mit Mustern bereits bekannter Minerale zeigte. Nachdem eindeutig feststand, dass es sich bei der Mineralprobe aus Mejillones um ein neues Mineral handelte, legte Witzke auch den Namen nach dessen Typlokalität fest.[4] Die vollständige Mineralbeschreibung und der gewählte Name wurde bei der International Mineralogical Association (IMA) zur Prüfung eingereicht (Eingangs-Nr. der IMA: 2010-068) und im selben Jahr anerkannt.
Typmaterial des Minerals wurde einerseits im „Museu de Geociências“ der Universität von São Paulo in Brasilien (Katalog-Nr. DR712) und andererseits im Fersman Mineralogical Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau hinterlegt (Katalog-Nr. 4043/1; Fragment vom Holotyp).
Klassifikation
Mejillonesit wurde erst 2010 als eigenständiges Mineral von der IMA anerkannt bzw. die Entdeckung erst 2012 publiziert. Eine genaue Gruppen-Zuordnung in der 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ist daher bisher nicht bekannt, da die Systematik von der IMA zuletzt 2009 aktualisiert wurde[5].
Da das Mineral allerdings ein wasserhaltiges Phosphat mit zusätzlichen Anionen (OH etc.) sowie mit großen und mittelgroßen Kationen (Na, Mg) und einem Stoffmengenverhältnis von (OH etc.) : RO4 = 2 : 1 ist, wird es voraussichtlich in die Unterabteilung Phosphate mit weiteren Anionen, mit H2O, mit großen und mittelgroßen Kationen, (OH etc.) : RO4 = 2 : 1 (System-Nr. 8.DL.) einsortiert.
Kristallstruktur
Mejillonesit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbca (Raumgruppen-Nr. 61) mit den Gitterparametern a = 16,295(1) Å; b = 13,009(2) Å und c = 8,434(1) Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.
Bildung und Fundorte
Mejillonesit fand sich in Form isolierter Kristallaggregate in dünnen Zonen innerhalb von feinkörnigem Opal-Zeolith am Nordhang des Cerro Mejillones in Chile.[6] Seine Typlokalität ist auch der bisher einzige bekannte Fundort für Mejillonesit, wo das Mineral neben Opal und Zeolith noch mit Bobierrit, Gips, Klinoptilolith-Na und -K vergesellschaftet auftrat.
Siehe auch
Literatur
- Peter A. Williams, Frédéric Hatert, Marco Pasero, Stuart Mills: New Minerals approved in 2010, nomenclature modifications approved in 2010 by the Commission on new minerals, nomenclature and classification International Mineralogical Association (PDF 277,4 kB)
- Daniel Atencio, Nikita V. Chukanov, Fabrizio Nestola, Thomas Witzke, José M. V. Coutinho, Aleksandr E. Zadov, Reynaldo R. Contreira Filho, Gunnar Färber: Mejillonesite, a new acid sodium, magnesium phosphate mineral, from Mejillones, Antofagasta, Chile, In: American Mineralogist, Band 97 (2012), S. 19–25, doi:10.2138/am.2012.3867 (PDF 147,9 kB)
Weblinks
- Mineralienatlas:Mejillonesit (Wiki)
- DRadio Wissen – Mineralogie: Entdeckungen im Labor von Susanne Arlt am 13. Mai 2011 (Memento vom 29. April 2013 im Webarchiv archive.today) (Interview mit Thomas Witzke unter anderem zur Entdeckung von Mejillonesit)
Einzelnachweise
- Originalbeschreibung, siehe Literatur
- IMA/CNMNC List of Mineral Names, Feb. 2013 – Mejillonesite (PDF; 1,4 MB)
- Originalbeschreibung, siehe Literatur
- DRadio Wissen – Mineralogie: Entdeckungen im Labor von Susanne Arlt am 13. Mai 2011 (Memento vom 29. April 2013 im Webarchiv archive.today) (Interview mit Thomas Witzke unter anderem zur Entdeckung von Mejillonesit)
- IMA/CNMNC List of Mineral Names, 2009 (PDF; 1,9 MB)
- Mindat – Mejillonesite