Meir Zorea
Meir (Zarro) Zorea (hebräisch מאיר זורע; * 14. März 1923 als Meyer Zarodinsky in Chișinău, heute Moldawien; † 24. Juni 1995) war ein Generalmajor (Aluf) der israelischen Streitkräfte und Abgeordneter der Knesset. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Offizier der British Army hochdekoriert. Zorea zeichnete sich außerdem während des israelischen Unabhängigkeitskriegs aus. Er war einer der Gründer der Tnu’a Demokratit LeSchinui (bekannt unter dem hebräischen Akronym Dash), einer anfangs erfolgreichen Partei der Mitte, der auf Dauer kein langes Leben beschieden war.
Frühe Jahre
Meir Zorea wurde als Meyer Zarodinsky (hebräisch מאיר זארודינסקי) im damals zeitweilig zu Rumänien gehörenden Chișinău geboren. 1925 wanderte seine Familie in das damalige britische Völkerbundsmandat Palästina aus und ließ sich in Haifa nieder. Hier wurde sein Name in Meir Zorea verändert. In seinen Jugendjahren war er Mitglied der Pfadfinder. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges schloss sich Zorea im Alter von 16 Jahren der Hagana an. Außerdem trat er den Notrim, einer jüdischen Polizeieinheit in Palästina, deren Angehörige fast ausschließlich aus der Hagana rekrutiert wurden, als Kadett bei.
1942 trat Zorea in die durch den Buffs Regiment (Royal East Kent Regiment) der British Army aufgestellte jüdische palestinische Kompanie 20, und nach 1944 in die Jüdische Brigade ein. Im Winter 1944–45 nahm diese Brigade an schweren Kampfhandlungen gegen Wehrmachtstruppen am Fluss Senio bei Bologna im Norden Italiens teil, die nach zweimonatiger Dauer siegreich abgeschlossen wurden. Zorea, der zu diesem Zeitpunkt im Rang eines Second Lieutenant (Leutnant, niedrigster Offiziersrang der British Army) stand, wurde das Military Cross verliehen, als Anerkennung dafür, dass er seine Truppe durch heftigstes Feuer geführt hatte. Zum Zeitpunkt der Auflösung der Jüdischen Brigade 1946 stand Zorea im Rang eines Captains (Hauptmann).
Nach dem Kriegsende wurde die Jüdische Brigade als Fassade zum Schmuggeln von Waffen für verschiedene jüdische Untergrundorganisationen im damaligen Völkerbundsmandat Palästina benutzt. Angehörige der Jüdischen Brigade waren an verschiedenen Vergeltungsaktionen gegen Nazis und deren Kollaborateuren beteiligt. Um diese Aktionen zu ermöglichen reisten Angehörige der Jüdischen Brigade in Gruppen von drei oder vier kreuz und quer durch das Europa der unmittelbaren Nachkriegszeit. Mit Bezug auf diese Racheaktionen, stellte Zorea fest, sie hätten nur diejenigen, die direkt an der Ermordung von Juden beteiligt waren, liquidiert. Außerdem nahm die Jüdische Brigade aktiv an Bemühungen zur illegalen Einwanderung von Überlebenden des Völkermords, besonders der aus Polen (Beriha), nach Palästina teil. Hierüber bemerkte Zorea später, dass sie ein Netz über ganz Europa, welches zu diesem Zeitpunkt von fünf Millionen herumirrenden Menschen aller Länder und Glaubensrichtungen bevölkert war, ausgeworfen, und sie den Strom in Richtung Palästina gelenkt hätten. Zorea war an all diesen Aktionen beteiligt.
Militärische Karriere in Israel
Die meisten Angehörigen der Jüdischen Brigade wurden vor der Gründung des Staates Israel in leitende militärische Funktionen zu den Waffen gerufen. Zu diesem Zeitpunkt waren die ehemaligen Angehörige der Jüdischen Brigade die einzigen, die eine formale militärische Ausbildung erhalten hatten. Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges war Zorea Bataillonskommandeur. Später wurde er in den Generalstab als Chef der Ausbildungsabteilung berufen. Außerdem diente er als Kommandeur der Offiziersschule der israelischen Streitkräfte.
1953 nahm Zorea seinen Abschied, kehrte aber schon drei Jahre später wieder zur Armee zurück. Er wurde erst zum Stellvertretenden Kommandeur des Panzerkorps ernannt, später zu dessen Kommandeur. Danach wurde er wieder in den Generalstab berufen, musste aber schon 1959 als Folge der so genannten Nacht der Enten, einer in einem Debakel endenden Mobilisierungsübung, zurücktreten und den Generalstab verlassen. Am 1. April 1959 sollte eine Überraschungsübung zur Mobilisierung der Reserve stattfinden. Das radioübertragene Kodewort des Mobilisierungsaufrufs war „Wasservogel“, weshalb der darauffolgende Skandal als „Nacht der Enten“ in die Geschichte eingegangen ist. Die Überraschung war so vollkommen, dass das ganze Land in Panik geriet und die Streitkräfte der benachbarten arabischen Länder in höchste Alarmbereitschaft versetzt wurden. Ein Untersuchungsausschuss hatte Zorea als einen der Hauptschuldigen ausgemacht. Er wurde zum israelischen Nordkommando versetzt, dessen Kommandeur er bis 1962 war. Während seines Dienstes im Norden des Landes, jetzt im Range eines Generalmajors, befahl er, dass die Golani-Brigade zum ersten Mal außerhalb der Grenzen Israels operierte, eine Rolle, die bis zu diesem Zeitpunkt nur der Fallschirmjägerbrigade zuteilgeworden war.
Zivilleben
Nachdem Zorea 1962 seinen endgültigen Abschied genommen hatte, zog er sich in den von ihm mitbegründeten Kibbuz Ma’agan Micha’el zurück, wo er sein Leben als Bauer mit weiteren öffentlichen Aktivitäten kombinieren konnte.
Politisches Wirken
Zorea nahm weiterhin am öffentlichen Leben des Staates Israel teil. In den Jahren 1973 und 1974 war er der Ombudsmann für israelische Soldaten. Er war der Direktor der Israelischen Landbehörde in den Jahren 1976 und 1977. Obwohl ursprünglich Mitglied der linken Partei Mapam gründete er zusammen mit unter anderem Jigael Jadin, Amnon Rubinstein, Shmuel Tamir, Meir Amit, die Tnu’a Demokratit LeSchinui (Dash), eine säkulare Partei im Zentrum des politischen Spektrums, die sich vor allem aus ehemaligen Mitgliedern der Israelischen Arbeitspartei und des Likuds zusammensetzte.
Im Zuge der Wahlen 1977, in der Dash 15 Sitze gewann und damit zur drittstärksten Fraktion avancierte, wurde Zorea in die Knesset gewählt. Dash wurde ein Teil der Koalitionsregierung unter Menachem Begin und Zorea war Mitglied in mehreren parlamentarischen Ausschüssen. Kurz nach der Regierungsbildung begann Dash erste Auflösungserscheinungen zu zeigen und schon ein Jahr später, 1978, trat Zorea von seinem Sitz in der Knesset zurück.
Mitte der 80er Jahre war er Mitglied der Untersuchungskommission, die den Auftrag hatte, die Vorwürfe gegen israelische Soldaten zu untersuchen, sie hätten zwei gefangengenommene Terroristen im Überlandbus 300 rechtswidrig getötet.
Zorea starb 1995 im Alter von 72 Jahren.