May Hofer
May Hofer (* 8. September 1896 in Chybi, Schlesien als May Ottawa; † 3. Mai 2000 in Bozen, Südtirol) war eine Südtiroler Textil- und Emaillekünstlerin.
Leben
Die aus einer galizischen Industriellenfamilie stammende May Ottawa kam nach dem frühen Tod ihres Vaters 1909 nach Pola zu den Brüdern ihrer Mutter, die dort als Offiziere der k.u.k. Kriegsmarine stationiert waren. Von 1914 bis 1918 besuchte sie die Kunstgewerbeschule Wien und belegte Kurse bei Rosalia Rothansl (Gewebe) und Eduard Josef Wimmer-Wisgrill (Modeskizzen). Dort lernte sie den Südtiroler Maler und Architekten Anton Hofer kennen, den sie 1919 heiratete. 1920 zog sie mit ihm in dessen Heimatstadt Bozen. Einige Jahre lang führte das Paar ein Hotel in Miramare bei Rimini, das Anton Hofer entworfen hatte. Nach ihrer Rückkehr nach Bozen hatte May Hofer ein Atelier in der Leonardo-da-Vinci-Straße.
Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte sie als Gasthörerin erneut die Akademie für angewandte Kunst in Wien und studierte in der Klasse Emaille bei Otto Nedbal. Von dessen Frau Marika Nedbal-Dolnizka lernte sie die Technik des russischen Netz-Emailles. May Hofer schuf Bildteppiche und Emailarbeiten, in denen sie Elemente des Jugendstils, der Wiener Werkstätte sowie der slawisch-orthodoxen und jüdischen Kultur Osteuropas verband.
Ab 1964 hatte May Hofer zahlreiche Ausstellungen in Italien und anderen Ländern. Sie unternahm Reisen unter anderem nach Thailand, Russland, Israel und Indien. Sie starb 2000 im Alter von 103 Jahren in Bozen.
Werke May Hofers finden sich in der Sammlung des Museums Eccel Kreuzer in Bozen.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1988
- Benennung der May-Hofer-Passage in Bozen, 2013[1]
Werke
- Dorf meiner Heimat, Paneel aus Stoffmosaik, 1950
- Hahn kündigt den Morgen an, Paneel aus Stoffmosaik, 1961
- Versunkene Stadt, Paneel aus Stoffmosaik, 1968 (angekauft von der Bozner Sparkasse)
- Schöpfungszyklus, textiles Mosaik in drei Abschnitten, 1969, Museum für angewandte Kunst, Wien
- Der Fund der Dame von Elche, Bildteppich, 1990
- Die Königin von Saba, Bildteppich, 1990
- Der Turm von Babel, Bildteppich, 1995
- Tabernakel, Emaille, Jesuheim Girlan
- Tabernakel und Pietà, Altenheim in Kastelruth
- Der gute Hirte, Emaillebild, Schwesternheim Völs am Schlern
Literatur
- May Hofer (Monographien Südtiroler Künstler 15). Bozen: Athesia 1988 (ohne ISBN).
- Hofer May. In: Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1: A–H. Böhlau Verlag, Wien 2016. ISBN 978-3-205-79590-2, S. 1323 (PDF; 10,1 MB)
- Sylvia Hofer: May Hofer. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
Einzelnachweise
- Passage zum Museion nach May Hofer benannt. Stadt Bozen, Pressemitteilung vom 13. Juni 2013