Max Haarich
Max Haarich (* 1983 in Aachen) ist ein deutscher Konzeptkünstler, künstlerischer Forscher und Gründer der Münchner Botschaft der Republik Užupis.[1] Er befasst sich vorrangig mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Non-fungible Tokens sowie deren ethischen Implikationen.[2] Mit seiner Kunst und seiner Forschung stellt er vorherrschende Denkparadigmen in Frage, um bisher „undenkbare“ Ideen und Perspektiven zu entwickeln.[3] Seine Kunstwerke wurden bei internationalen Festivals ausgestellt wie z. B. Ars Electronica.[4]
Max Haarich ist außerdem KI-Verantwortlicher der Gesellschaft für Digitale Ethik e. V.[5], Gastdozent an der University of the Underground[6] und Direktor des Užupis University Institute for Applied Paradox[7]. Er ist Mitglied mehrerer Gremien im Bereich KI und Kunst wie z. B. der European AI Alliance[8], AI4EU[9], der Goethe A(I)lliance[10] und dem Bosch Cultural Managers Network[11].
Münchner Botschaft der Republik Užupis
Am ersten April 2017 wurde Max Haarich durch den Außenminister der litauischen Künstlerrepublik Užupis Tomas Čepaitis und deren Präsidenten Romas Lileikis zum Botschafter für München ernannt. Als Botschafter hat er die Aufgabe, Brücken zwischen Kunst und Technologie zu bauen, damit technologischer Fortschritt noch stärker die gesamte Gesellschaft voranbringt.[12] Die Münchner Botschaft hat sechs Konsuln inklusive dem Humanoiden Roboy.[13] Sie wurde als „Ort der Zukunft“[14] durch das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft der deutschen Bundesregierung ausgezeichnet und hat mit internationalen Partnern kooperiert wie z. B. den Vereinten Nationen,[15] der Universität Harvard[16] und Ars Electronica[17] Die Botschaft von Užupis ist insbesondere bekannt für ihren Verfassungsartikel zu KI[18], ihre „Principles for Trustworthy AI“[19] und für die Erfindung des viralen Graffito.
Užupis University Institute for Applied Paradox
2020 hat Max Haarich das Užupis University Institute for Applied Paradox gegründet.[7] Das Institut erkundet alternative Denkarten jenseits des rationale Denkens im Kartesianischen Sinne.[20][21] Es betreibt künstlerische Forschung und organisiert Vorlesungen und Symposien zur Untersuchung des Potenzials von Paradoxie zur Bewältigung von Krisen wie dem Klimawandel und zunehmender sozialer Ungleichheit.[22]
Non-Fungible-Token-Kunst (NFT-Kunst)
Seit 2020 experimentiert Max Haarich mit Kryptokunst und NFTs. Aufgrund des ökologischen Fußabdrucks von NFT-Kunst beschränkt er sich auf wenige Werke, die den Hype um NFT-Kunst und deren unverhältnismäßigen Energieverbrauch kritisieren.[23] Seine vorrangig paradoxen NFT-Werke umfassen einen einzelnen transparenten Pixel,[24] eine Kopie seiner Užupis-Verfassungsversion, die für die nicht-existierende Summe von π Billionen ETH Münzen angeboten wird, sowie eine Serie von NFT-Zertifikaten, mit denen er sich gegen potenzielle Auktionsgewinne absichert.[25] Anfang 2022 kuratierte er gemeinsam mit dem russischen Kuratorw Gleb Divov eine internationale Ausstellung von Teletext-Kunst, die im deutschen Teletext gesendet wurde und mittels NFT-Technologie auf einer Blockchain gespeichert wurde.[26]
Ausgewählte Publikationen
- Max Haarich, Melanie Henke: Das Potenzial von Kunst und Kultur für eine nachhaltige Digitalisierung. In: Fabienne Huguenin, Matthias Goeggerle (Hrsg.): Deutsches Museum Studies. München 2021.
- Max Haarich, Tomas Čepaitis (Hrsg.): Explore The Unthinkable. Proceedings of the Užupis University Symposium on Applied Paradox. Arkadien, Berlin 2021, ISBN 978-3-940863-49-2.
- Max Haarich, David Lipgens, Ruslan Goryanyy: Universität Užupis: Vorlesungen über angewandte Paradoxie, freundliche Online-Communities und die Schöpfungskraft der Gemeinschaft. In: Peter Kees (Hrsg.): Aktionsraum 2. OPEN SPACE zum gesellschaftlichen Wandel. Arkadien, Berlin 2020, ISBN 978-3-940863-47-8, S. 38–42.
- Max Haarich, Ingo Leisten, Frank Hees, Sabina Jeschke: Langfristiges Verstehen durch kurzfristiges Missverstehen. In: Sabina Jeschke, Ingrid Isenhardt, Frank Hees, Klaus Henning (Hrsg.): Automation, Communication and Cybernetics in Science and Engineering 2011/2012. Springer, Berlin 2016, ISBN 978-3-662-51132-9, S. 45–61.
- Max Haarich, Sylvia Sparschuh, Claudio Zettel, Sven Trantow, Frank Hees: Innovative Capability – Learning Capability – Transfer Capability. Promoting Innovation systematically. In: Sabina Jeschke, Ingrid Isenhardt, Frank Hees, Sven Trantow (Hrsg.): Enabling Innovation. Springer, ISBN 978-3-642-24502-2, S. 417–433.
Einzelnachweise
- Christian Schlodder: Rudi Dutschke und der Minister für Faulheit. Süddeutsche Zeitung, 18. Januar 2019, abgerufen am 12. März 2021.
- Daisy Alioto: Užupis Utopia. US Playboy, 17. Dezember 2019, abgerufen am 12. März 2021.
- Max Haarich, Tomas Čepaitis (Hrsg.): Explore The Unthinkable. Proceedings of the Užupis University Symposium on Applied Paradox. Arkadien, Berlin 2021, ISBN 978-3-940863-49-2.
- Republik Užupis. In: Ars Electronica. Abgerufen am 14. März 2021 (deutsch).
- Wer, wenn nicht wir. In: Gesellschaft für digitale Ethik. Abgerufen am 14. März 2021 (deutsch).
- Associate Lecturers/New Politics and Afrofuturisms 2020. Abgerufen am 14. März 2021 (amerikanisches Englisch).
- Institute for Applied Paradox. In: Užupis University. Abgerufen am 14. März 2021 (amerikanisches Englisch).
- Stephanie WEISER: Stakeholders participating in piloting process. 25. Juni 2019, abgerufen am 14. März 2021 (englisch).
- AI4EU Webcafés | AI4EU. Abgerufen am 14. März 2021.
- Expert*innen. Goethe-Institut, abgerufen am 14. März 2021.
- Max Haarich. In: Robert Bosch Cultural Mangers Network. Abgerufen am 14. März 2021 (amerikanisches Englisch).
- Susanne Hermanski: München soll schräger werden. Süddeutsche Zeitung, 29. Juli 2019, abgerufen am 12. März 2021.
- Embassy to Munich and Among Blowballs, auf uzhupisembassy.eu
- Björn Lüdtke: Münchner Botschaft von Užupis: Kunst als Immunsystem. Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft, 16. Oktober 2019, abgerufen am 12. März 2021.
- Das digitale Objekt II, auf deutsches-museum.de
- Algorithm Inventarium: methoda-thon, auf ars.electronica.art
- Ars Electronica Garden of … Knowledge for Humanity Algorithm Inventarium: The Greater Good Ethics Canvas, auf ars.electronica.art
- Ulrike Inntaler: Ars Electronica - KI in Verfassung der Künstlerrepublik Uzupis. 6. September 2019, abgerufen am 12. März 2021.
- The Užupis Republic’s Principles for Trustworthy Artificial Intelligence, auf schloss-post.com
- Monika Ziegler: Aktionsraum 2 beschreibt gesellschaftlichen Wandel. 2. Januar 2020, abgerufen am 12. März 2021.
- Max Haarich, David Lipgens, Ruslan Goryanyy: Universität Užupis: Vorlesungen über angewandte Paradoxie, freundliche Online-Communities und die Schöpfungskraft der Gemeinschaft. In: Peter Kees (Hrsg.): Aktionsraum 2. OPEN SPACE zum gesellschaftlichen Wandel. Arkadien, Berlin 2020, ISBN 978-3-940863-47-8, S. 38–42.
- Max Haarich, Tomas Čepaitis: Explore The Unthinkable. Proceedings of the Užupis University Symposium on Applied Paradox. Arkadien, 2021, ISBN 978-3-940863-49-2.
- Karen Fuhrmann: Voll verpixelt - der Kunstmarkt in der Krise. hr2, 22. April 2021, abgerufen am 6. Mai 2021.
- Lukas Hellbrügge: NFT: Was steckt hinter der digitalen Kunst? Bayerischer Rundfunk, 21. April 2021, abgerufen am 6. Mai 2021.
- Max Haarich: NFT Certificates from Užupis. Medium, 5. März 2021, abgerufen am 12. März 2021.
- Wolfgang Kerler: TeleNFT: Als Pixelkunst erobern NFTs jetzt auch den Teletext. 1E9, 19. Januar 2022, abgerufen am 31. Januar 2022.