Massimo Rocchi
Leben und Wirken
Nach seinem Abitur am Gymnasium Vincenzo Monti in Cesena (1976) studierte Rocchi Theaterwissenschaften an der Universität Bologna. 1978 nahm er im französischen Boulogne-Billancourt bei Etienne Decroux am Unterricht Mime-Corporel teil. In den darauffolgenden drei Jahren besuchte er die École Internationale Marcel Marceau, wo er 1982 das Abschlussdiplom erhielt. Er schrieb Theaterproduktionen wie Spiagge Italiane, FACSIMILE, Auä, Circo Massimo, rocCHipedia. In 2003 war er in der Titelrolle im Jubiläumsprogramm des Schweizer Circus Knie "jeztz oder Knie" während das ganze Jahr. In 2012 gab er sein Debüt als Opera Buffa-Regisseur im Opera Theater Basel mit Joseph Haydns «Lo Speziale» 2012 und Gaetano Donizettis «Don Pasquale» in 2014. Anlässlich des Dies academicus 2011 der Universität Freiburg (Schweiz) verlieh ihm die Philosophische Fakultät die Ehrendoktorwürde.
Seine ersten Programme waren rein pantomimisch, bevor er sich zum sprechenden Pantomimen und zum Sprachakrobaten entwickelte. Immer noch spielt er nicht nur mit der Sprache, sondern beherrscht auch die Körpersprache. Massimo Rocchi karikiert in seinen Bühnenshows gerne Kulturarchetypen sowie sprachliche Eigenheiten und Absurditäten. Er benutzt dabei Deutsch (Hochsprache und Schweizer Dialekt), Französisch, Spanisch und Italienisch; oft wechselt er die Sprache innerhalb eines Programms.
2013 wurde Massimo Rocchi von Musiker David Klein wegen Verletzung der Schweizer Rassismus-Strafnorm angezeigt. In der Diskussionssendung Sternstunde Philosophie des Schweizer Fernsehens wurde Rocchi von Moderator Juri Steiner zum Begriff «Lustgewinn» aus dem Buch «Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten» des (jüdischen) Psychoanalytikers Sigmund Freud befragt. Rocchi antwortete mit dem antisemitischen Stereotyp des geldgierigen Juden: «Das ist also bei Freud sehr nah – ich entschuldige mich, aber ich sage das – an jüdischen Humor gibt es immer Zinsen, die (man) verdienen will. Der Jude macht oft Humor, um zu zeigen, dass er Jude ist und dass er Humor hat und dass er nahe bei Gott ist.» Rolf Bossart schrieb dazu in der linken WOZ: «Besser als Massimo Rocchi kann man nicht ausplaudern, worin das Spezifische im heutigen Antisemitismus besteht.»[1] Das Verfahren ist bei Staatsanwalt Jürg Boll in Zürich hängig.
Rocchi lebt in Basel.
Produktionen
- 1986: Spiagge Italiane
- 1989: Mamma Mia
- 1990: Plages italiennes
- 1991: Das Orakel in der Wüste
- 1993: Massimo & Rocchi
- 1994: äuä
- 1997: je viens de partir
- 1999: Adele!
- 2001: Circo Massimo (Fassung für Deutschland und Österreich)
- 2003: jetzt oder Knie (Jubiläumstour 200 Jahren Familien Knie mit dem Schweizer National Circus)
- 2005: Circo Massimo (Schweizer Fassung)
- 2009: rocCHipedia
- 2015: EUä
- 2017: 6zig
- 2018: Staunen in Wintergarten Varieté, Berlin, Deutschland
- 2019: Life
Auszeichnungen
- 1988: 1. Preis beim Wettbewerb Professione comico in Venedig, Italien
- 1990: 1. Preis beim Festival Européen d’Humour in Saint Gervais, Frankreich
- 1991: 1. Preis beim Festival International in Cannes, Frankreich
- 1993: 1. Preis beim Festival du Théâtre Comique in Lyon, Frankreich
- 1996: Salzburger Stier in Salzburg, Österreich
- 1997: Prix Walo in Zürich, Schweiz
- 1998: Deutscher Kleinkunstpreis in Mainz, Deutschland
- 1998: Kleinkunstpreis Wilhelmshavener Knurrhahn in Wilhelmshaven, Deutschland
- 1999: Paul Haupt Preis in Bern, Schweiz
- 2005: SwissAward 2005, Kategorie Showbusiness in Zürich, Schweiz
- 2007: Schweizer Kabarett-Preis Cornichon in Olten, Schweiz
- 2008: Schweizer KleinKunstPreis in Thun, Schweiz
- 2013: AZ Medien Kulturpreis in Baden, Schweiz
Literatur
- Judith Niethammer: Massimo Rocchi. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1508.
Weblinks
Einzelnachweise
- Programmierte Tragödie. Rolf Bossart über drei und mehr Fälle von Antisemitismus. In: WOZ. Nr. 13/2013 vom 28. März 2013, abgerufen am 24. November 2018.