Maschinenfabrik Carl Goldeband
Die Maschinenfabrik Carl Goldeband war ein österreichischer Hersteller von Fahrrädern, Nähmaschinen, Draisinen, Feldbahnloks und Ausrüstungsgegenständen für elektrische Bahnen aus Wien.
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1883 in der Siebenbrunnengasse in Wien-Margareten von Carl Goldeband als Fahrradfabrik gegründet. Die Erzeugnisse der Firma fanden sehr bald großen Absatz und es wurde begonnen, auch Nähmaschinen – unter anderem in Lizenz von Singer – zu erzeugen.[1][2][3] 1896 verstarb der Firmengründer Goldeband, seine Witwe verkaufte das florierende Unternehmen an Gaston Bodart und Isidor Tobisch. Diese vergrößerten den Betrieb unter dem bisherigen Firmennamen weiter, so dass 1898 in ein größeres Fabriksareal im 10. Wiener Gemeindebezirk (Gudrunstraße 172) umgesiedelt werden musste. Durch einen Preissturz am inflationären Fahrradmarkt musste die Erzeugung von Fahrrädern vorübergehend eingestellt werden, dafür wurde aber die Fertigung von Maschinen aufgenommen.[1]
Nach 1904 übernahm Isidor Tobisch die alleinige Leitung der Firma, welche fortan als Familienunternehmen geführt wurde.[4] Im Jahre 1912 wurden unter anderem elektrische Lokomotiven, „Eisenbahndraisinen aller Art“, „Hohe Maste für drahtlose Telegrafie“, „Dampframmen besonderer Konstruktion“ und „Diverse Ausrüstungsgegenstände für elektrische Bahnen“ erzeugt.[1] 1907 lieferte die Firma gemeinsam mit den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken drei elektrische Feldbahn-Lokomotiven für die mittels Oberleitung betriebene Anstaltsbahn Steinhof.
Das Unternehmen erzeugte auch Stromabnehmer für die Wiener Straßenbahn, ebenso Sandstreuapparate und Schutzvorrichtungen (Fangkörbe).[5][6][7] In den 1930er Jahren baute die Firma auch dieselelektrische Motorturmwagen für die BBÖ sowie elektrische Grubenloks u. a. für den Bergbau am Erzberg.[8] Auch ein Autobus der Marke Perl wurde von Goldeband in einen Eisenbahntriebwagen VT 60 umgebaut. Daneben wurden weiterhin Fahrräder und Nähmaschinen erzeugt.[9] 1929 verstarb der Seniorchef Isidor Tobisch im 68. Lebensjahr und wurde am Friedhof Tullnerbach beerdigt, wo er in den 1920er Jahren auch Bürgermeister war.[10][11] Seine Nachkommen führten das Unternehmen, welches 1928 in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt worden war, erfolgreich weiter.[12] 1939 wurden in Lohnarbeit auch Eisendreharbeiten angeboten, ebenso versuchte man damit nach Kriegsende 1945 wieder Fuß zu fassen.[13][14] Im selben Jahr inserierte die Firma als „Mittlere Maschinenfabrik (mit wichtigen Arbeiten beschäftigt)“.[15] In den ersten Nachkriegsjahren im Besetzten Österreich stand das Unternehmen unter öffentlicher Verwaltung.[16]
In den 1950er Jahren konnte das Unternehmen teilweise wieder an frühere Erfolge anknüpfen und lieferte z. B. wieder Grubenlokomotiven für den steirischen Erzberg.[8] Auch Maschinen zur Fleischverarbeitung wurden erzeugt.[17]
Ab den 1960er Jahren firmierte das Unternehmen unter Maschinenfabrik Tobisch KG.[18] Unter diesem Namen wurden weiterhin Bahnerhaltungsfahrzeuge für die ÖBB gebaut, wie z. B. die schmalspurigen Motorturmwagen ÖBB X532S der Mariazellerbahn. Auch die gelbe Diesellok D4 der Liliputbahn im Prater stammte von Tobisch vormals Goldeband.
Einzelnachweise
- ÖNB-ANNO - Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Der Bote aus dem Waldviertel, 1891-05-15, Seite 7. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Deutsches Volksblatt, 1890-10-03, Seite 12. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- ANNO, Wiener Zeitung, 1928-06-06, Seite 20. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- Type Goldeband LM 32 – Straßenbahnjournal-Wiki. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ÖNB-ANNO - Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- ÖNB-ANNO - Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- Tramways.at. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Österreichische Nähmaschinen- und Fahrrad-Zeitung, 1937-05-10, Seite 12. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Neues Wiener Journal, 1929-10-05, Seite 9. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, St. Pöltner Bote, 1929-10-17, Seite 16. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- ANNO, Wiener Zeitung, 1928-06-06, Seite 20. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1939-02-12, Seite 28. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Neues Österreich, 1945-10-09, Seite 4. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Neues Österreich, 1945-05-08, Seite 4. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Wiener Zeitung, 1946-07-13, Seite 4. Abgerufen am 11. Januar 2022.
- ANNO, Vorarlberger Nachrichten, 1950-08-04, Seite 4. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- Industrie-Compass 1968 - Seite 227 | ZEDHIA - Onlineportal für historische Wirtschaftsinformationen von 1812 bis 2003. Abgerufen am 12. Januar 2022.