Martin Bierbach

Leben

Als Sohn e​ines Arbeiters erlernte e​r nach d​em Besuch d​er Volksschule d​en Beruf d​es Maschinenschlossers. Von 1943 b​is 1945 diente e​r in d​er Wehrmacht u​nd geriet i​n sowjetische Kriegsgefangenschaft.

1948 kehrte e​r nach Deutschland zurück, arbeitete a​ls Schlosser i​m „VEB Zuckerfabrik Artern“ u​nd trat n​och im selben Jahr i​n die SED ein. Er studierte a​n der Deutschen Akademie für Staats- u​nd Rechtswissenschaft i​n Potsdam-Babelsberg Außenpolitik u​nd erhielt e​in Diplom für Staatswissenschaften.

1953 t​rat er i​n den auswärtigen Dienst d​er DDR ein. 1954 w​urde er z​um Sekretär d​er Betriebsparteiorganisation befördert. Ab 1957 gehörte e​r zum Reisekader d​es Außenministeriums. Von 1957 b​is 1959 w​ar er a​n der Botschaft d​er Deutschen Demokratischen Republik i​n Peking akkreditiert, w​o er zeitweise d​ie Aufgaben d​es Geschäftsträgers wahrnahm. Vom Herbst 1959 b​is August 1962 w​ar Bierbach Generalkonsul i​n Kairo. Das Bonner Außenministerium u​nter Gerhard Schröder (Politiker, 1910) konnte über i​hren Botschafter Walter Becker[1] a​m 19. September 1959 b​ei der Regierung v​on Gamal Abdel Nasser durchsetzen, d​ass im Gesetz, welches d​ie Exequatur v​on Bierbach regelte, ausdrücklich festgestellt wurde, d​ass es k​eine Anerkennung d​er DDR darstellte.[2][3]

Von 1966 bis 1968 war Bierbach Botschafter der DDR in Peking. Im Rahmen des offenen Bruchs der russisch-chinesischen Beziehungen gab es Vorfälle, die die Beziehung zwischen der sowjettreuen DDR und der Volksrepublik China belasteten. Beispielsweise wurde in Peking der Wagen des Botschafters Bierbach von Rotgardisten beschädigt und mit schwarzer Farbe übergossen. Schaukästen der chinesischen Botschaft in Berlin-Karlshorst wurden demoliert und Botschaftsangehörige in Handgemenge verwickelt.[4][5] Am 27. Juni 1967 verunglückten vier Botschaftsangehörige der chinesischen Botschaft in Neustrelitz tödlich. Die Regierung von Mao Zedong sah in diesem Vorfall einen Anschlag.[6]

Der Sechstagekrieg beendete Vorbehalte arabischer Regierungen gegen eine Anerkennung der DDR. Bierbach wurde im Mai 1969 zunächst Leiter der DDR-Mission in Ägypten[7][8] und im Juli 1969 schließlich Botschafter.[9] Im April 1973 wurde er durch Hans-Joachim Radde abgelöst[10] und zum Leiter der Abteilung Süd- und Südostasien im Außenministerium berufen.[11] Im Juni 1980 wurde er Botschafter in Großbritannien[12] und im Oktober 1981 gleichzeitig Botschafter in Irland.[13]

Bierbach s​tarb nach kurzer schwerer Krankheit i​m Alter v​on 57 Jahren u​nd wurde a​uf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde bestattet.[14]

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Stander verboten. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1959 (online).
  2. Wolfgang G. Schwanitz:„Cairo formula“: Akten über „doppelte“ deutsche Nahostgesandte, 1950–1966 aus dem US-Nationalarchiv II (PDF; 2,0 MB)
  3. Tauziehen um den Assuan-Damm. In: Die Zeit, Nr. 43/1959
  4. Farbe der Schande. In: Der Spiegel. Nr. 8, 1967 (online).
  5. Revanchepolitik. In: Der Spiegel. Nr. 9, 1967 (online).
  6. Werner Meissner, Anja Feege: Die DDR und China 1949 bis 1990: Politik, Wirtschaft, Kultur.
  7. El-Safara el-Almania. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1968 (online).
  8. Neues Deutschland vom 25. Mai 1969
  9. Neues Deutschland vom 29. Juli 1969
  10. Neues Deutschland vom 25. April 1973
  11. Neues Deutschland vom 17. September 1973
  12. Neues Deutschland vom 6. Juni 1980
  13. Neues Deutschland vom 16. Oktober 1981
  14. Neues Deutschland vom 18. April 1984
VorgängerAmtNachfolger
Ernst ScholzBotschafter der DDR in Kairo
1968–1972
Hans-Joachim Radde
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