Mariensymbol

Als Mariensymbole oder marianische Symbole bezeichnet man Sinnbilder, die sich auf Maria, die Mutter Jesu, beziehen. Zu den Mariensymbolen zählen Pflanzen, Tiere, Gestirne und Gegenstände, die dem Alten und Neuen Testament, den Apokryphen, den Schriften der Kirchenväter, der Lauretanischen Litanei sowie der geistlichen Dichtung oder den Visionen der Mystiker entlehnt sind und die in Bezug zur Jungfrau Maria stehen, z. B. ein Baum oder ein Brunnen. Wird ein Ereignis, wie die Szene mit Mose vor dem brennenden Dornbusch, mit Maria gleichgesetzt, sprechen wir von einer Allegorie. Manche Mariensymbole lassen sich auch archetypisch deuten.[1] Meistens werden Mariensymbole mit allegorischen Mariendarstellungen kombiniert, so dass eine begriffliche Unterscheidung in der Praxis wenig Sinn hat.

José de Ribera: Inmaculada Concepción, 1635, 502 cm × 329 cm (Convento de las Agustinas de Salamanca). Maria ist hier umgeben von verschiedenen Symbolen, wie Meerstern, Mond, Rosen und Lilien, Spiegel, Tempel, Pforte, Ölzweig, Turm und Brunnen.

Der blühende Stab Aarons, d​as Vlies Gideons, d​ie Porta clausa (das verschlossene Tor) d​es Propheten Ezechiel, Tiere w​ie das Einhorn, d​er Phönix o​der der Pelikan[2] u​nd Pflanzen w​ie Madonnenlilie, Gewöhnliche Akelei, d​ie dornenlose Rose, Walderdbeere, Schlüsselblume u​nd Maiglöckchen können marianische Symbole sein.

Porta clausa, Turris Davidica
Ianua caeli

Symbole nach Herkunftsbereichen

Die Symbole i​n den biblischen Schriften s​ind im ursprünglichen Kontext n​icht auf Maria bezogen, sondern wurden v​on einer späteren christlichen Theologie u​nd Spiritualität a​uf Maria angewendet u​nd etwa i​n der Liturgie d​er Marienfeste verwendet. Man spricht v​on einer „Akkommodation“, e​iner dogmatisch korrekten u​nd liturgisch verwertbaren Anwendung e​ines Schriftwortes a​uf eine heilige Person o​der Sache, d​ie aber i​m Text selbst k​eine Stütze findet.[3]

Quelle: Altes Testament

Quelle: Weisheitsliteratur: Hohes Lied, Buch d​er Weisheit, Jesus Sirach (Altes Testament)

Die folgenden Symbole werden i​m biblischen Text v​on der Weisheit (griechisch σοφία, lateinisch sapientia) ausgesagt u​nd wurden i​n der kirchlichen Tradition a​uf Maria angewendet.

  • Quasi cedrus (Sir 24,17) (wie eine Zeder) (Sir 24,13 )
  • Quasi cypressus (Sir 24,17) (wie eine Zypresse)
  • Quasi palma (Sir 24,18) (wie eine Palme) (Sir 24,14 )
  • Quasi plantatio rosae (Sir 24,18) (wie ein Rosenstock) (Sir 24,14 : Oleander)
  • Quasi oliva (Sir 24,19) (wie ein Ölbaum) (Sir 24,14 )
  • Quasi platanus (Sir 24,19) (wie eine Platane) (Sir 24,14 )

Quelle: Offenbarung d​es Johannes (Neues Testament)

  • Mulier amicta sole (Offb 12,1) (Frau mit der Sonne umkleidet) - Mulier amicta sole et luna sub pedibus eius et in capite eius corona stellarum duodecim (Offb 12,1) (Frau mit der Sonne umkleidet, der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt) (Offb 12,1 )
  • Mulier draconis victrix (Offb 12) (Frau als Siegerin über den Drachen) (Offb 12 )
  • Arca testamenti (Offb 11,19) (Arche des Bundes) (Offb 11,19 )
Gottesmutter, umgeben von marianischen Symbolen aus der Lauretanischen Litanei, Kathedrale von Bayeux

Quelle: Lauretanische Litanei

  • Sedes sapientiae (Sitz der Weisheit)
  • Refugium peccatorum (Zuflucht der Sünder)
  • Ianua caeli (Pforte des Himmels)
  • Speculum iustitiae (Spiegel der Gerechtigkeit)
  • Auxilium christianorum (Hilfe der Christen)
  • Foederis arca (Bundeslade)
  • Stella matutina (Morgenstern)
  • Domus aurea (goldenes Haus)
  • Rosa mystica (geheimnisvolle Rose)
  • Vas spirituale (geistliches Gefäß)
  • Vas honorabile (Ehrwürdiges Gefäß)
  • Vas insigne devotionis (vortreffliches Gefäß der Andacht)
  • Salus infirmorum (Heil der Kranken)
  • Consolatrix afflictorum (Trösterin der Betrübten)

Quelle: Verschiedene Bereiche

Heraldik

In d​er Heraldik[4] werden d​ie Schmerzen Marias d​urch ein Herz m​it sieben durchbohrenden Schwertern dargestellt. Die z​u den Wappenfiguren zählende Darstellung k​ommt in d​er kirchlichen u​nd Klosterheraldik vor, i​st aber n​icht häufig.

Literatur

  • Alfred Sirch: Bildsymbole in der Marienkirche auf dem Schönenberg. Schwabenverlag AG, Ellwangen 1997.
  • Kirchenverwaltung Wemding (Hrsg.): Wallfahrt Maria Brünnlein Wemding. Wemding (?)
  • Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie., acht Bände, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau u. a. 1968–1976. ISBN 3-451-22568-9.
  • Walter L. Strauss, John T. Spike (Hrsg.): The Illustrated Bartsch. NY: Abaris Books, New York 1978 -, Band 52

Zu einzelnen Symbolen

  • Romuald Bauerreiß, Arbor Vitae. Der „Lebensbaum“ und seine Verwendung in Liturgie, Kunst und Brauchtum des Abendlandes, München 1938.

Einzelnachweise

  1. Maria Kassel: Biblische Urbilder.Tiefenpsychologische Auslegung nach C.G. Jung, Freiburg, Basel, Wien 1992
  2. http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_5771.html
  3. Julius Tycziak: Die Weisheitsliteratur des Alten Testaments. Paderborn 1948, S. 136ff, bes. S. 137 Anm. - Die „Maria-sapientia-Akkommodation“ geht möglicherweise auf die frühmittelalterliche Schule von Chartres zurück; dazu: Karl Stackmann: Salomônes lêre. Spruchweisheit des Alten Testaments in der Sangspruchdichtung. In: Vestigia Bibliae 24/25, Bern 2004, ISBN 3-03910-347-4, S. 71, unter Verweis auf Michael Stolz.
  4. Gert Oswald: Lexikon der Heraldik. Bibliographisches Institut Leipzig, 1984, S. 264.
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