Marcel Ospel
Marcel Louis Ospel (* 8. Februar 1950 in Basel; † 26. April 2020 in Wollerau[1]) war ein Schweizer Bankmanager und Verwaltungsratspräsident der UBS.
Leben
Ospel wuchs im Kleinbasel auf und absolvierte eine kaufmännische Berufslehre sowie die Höhere Wirtschafts- und Verwaltungsschule (HWV) in Basel. Er begann seine Laufbahn 27-jährig bei der Bank, der er bis 2008 treu geblieben ist, dem damaligen Schweizerischen Bankverein (SBV). Dort arbeitete er bis 1980 in der zentralen Abteilung «Planung und Marketing». Anschliessend wechselte er für vier Jahre ins Ausland und arbeitete für den SBV in London und New York im Geschäftsbereich «Capital Markets». Für drei Jahre unternahm er dann einen Abstecher zu Merrill Lynch, bevor er von 1987 bis 1990 beim SBV in Zürich für den Wertschriftenhandel verantwortlich zeichnete. 1990 wurde er in die Geschäftsleitung aufgenommen, ab 1995 leitete er SBC Warburg. Von 1996 bis 1998 war er Präsident der Konzernleitung des SBV, nach der Fusion zu einer Grossbank mit der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) wurde er Präsident der Konzernleitung der UBS.
Verwaltungsratspräsident UBS
Im April 2001 wurde er zum Verwaltungsratspräsidenten der UBS gewählt. Wenige Monate später, im Herbst, kam Ospel mit seiner Bank nach dem Grounding der Swissair ins Kreuzfeuer der Kritik.
Ospel war mitverantwortlich für die Milliardenverluste der UBS auf dem US-amerikanischen Markt 2007 und 2008, wie aus einem Bericht der Eidgenössischen Bankenkommission hervorgeht.[2] In Finanzkreisen und auch in der Öffentlichkeit wurde im Frühling 2008 der Ruf nach seinem Rücktritt laut. Nach Bekanntgabe eines erneuten massiven Abschreibungsbedarfes von 19 Mrd. Franken am 1. April 2008 für die UBS untragbar geworden, verzichtete er an der Generalversammlung vom 23. April 2008 auf die Kandidatur für eine Wiederwahl als Verwaltungsratspräsident.[3] Wie anlässlich der Veröffentlichung des Berichts «Finanzmarktkrise und Finanzmarktaufsicht» durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) am 14. September 2009 bekannt wurde, erfolgte der Rücktritt von Ospel auf den damaligen Generalversammlungstermin auf Veranlassung der Eidgenössischen Bankenkommission.[4]
Privat
Ab 2006 war Ospel in dritter Ehe mit Adriana Ospel-Bodmer, Tochter aus einer der ältesten Zürcher Familien und promovierte Ökonomin, verheiratet.[5] Mit ihr hatte er Zwillinge (* 2009). Aus erster und zweiter Ehe hatte Ospel je zwei weitere Kinder.[6] Sein Vermögen wurde 2018 vom Wirtschaftsmagazin Bilanz auf 175 Millionen Schweizer Franken geschätzt.[7]
Laut einem Artikel der Basler Zeitung war Ospel Mitglied der SVP.[8] Er war leidenschaftlicher Fasnachtstrommler in Basel.
Im April 2020 starb Ospel im Alter von 70 Jahren nach langem Krebsleiden in Wollerau im Kanton Schwyz, wo er zuletzt lebte.[9][1]
Auszeichnungen
- 1997: European Banker of the Year[10]
- Im Jahr 2005 bekam Ospel den Ehrendoktortitel der University of Rochester, Vereinigte Staaten. Die Auszeichnung wurde ihm aufgrund seiner strategischen Errungenschaften bei der Positionierung der UBS als globale Bank verliehen.
Literatur
- Dirk Schütz: Herr der UBS – Der unaufhaltsame Aufstieg des Marcel Ospel. Orell Füssli, Zürich 2007, ISBN 978-3-280-05261-7.[11]
- Claude Baumann: Ausgewaschen – Die Schweizer Banken am Wendepunkt. Xanthippe, Zürich 2006, ISBN 3-9522868-7-7, S. 57–70.
- Sebastian Borger: Ospels Welt der Gier. In: Verzockt. Kweku Adoboli und die UBS. Stämpfli, Bern 2013, ISBN 978-3-7272-1245-1.
- Georges Blum: Société de Banque Suisse – Union de Banques Suisses. La vérité et le pourquoi de cette fusion. Favre, Lausanne 2015, ISBN 978-2-8289-1548-3.[12]
- Marcel Ospel im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
- Literatur von und über Marcel Ospel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Marcel L. Ospel. (pdf; 59 kB) St. Gallen Symposium, 16. Mai 2003, archiviert vom Original am 20. November 2008 (deutsch, englisch, Lebenslauf).
- Rapport 2006: Marcel Ospel, président. In: USB.com. (französisch, Lebenslauf).
Einzelnachweise
- Stanley Reed: Marcel Ospel, Architect of the Swiss Bank UBS, Is Dead at 70. In: New York Times, 22. Mai 2020.
- Eidgenössischen Bankenkommission: Subprime-Krise: Untersuchung der EBK zu den Ursachen der Wertberichtigungen der UBS AG. (PDF; 286 kB) 30. September 2008, abgerufen am 3. April 2009.
- Marcel Ospel steht zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat nicht mehr zur Verfügung. In: UBS.com. 1. April 2008, archiviert vom Original am 4. Februar 2009; abgerufen am 27. April 2020.
Neue Schreckenszahlen fegen Marcel Ospel vom Stuhl. In: Tages-Anzeiger, 1. April 2008. - Finanzmarktkrise und Finanzmarktaufsicht. (pdf; 821 kB) Eidgenössische Finanzmarktaufsicht, 14. September 2009, S. 35, archiviert vom Original am 8. Juli 2010; abgerufen am 27. April 2020.
- Daniela Niederberger: Spitzenmanager: Blick für die Frau. In: Die Weltwoche 19/2003. Archiviert vom Original am 22. Februar 2013; abgerufen am 27. April 2020.
- Simone Matthieu: Ospels schüchterne Rückkehr aufs gesellschaftliche Parkett. In: Tages-Anzeiger. 24. April 2009, archiviert vom Original am 27. April 2009; abgerufen am 27. April 2020.
- Marcel Ospel. In: handelszeitung.ch. November 2019, abgerufen am 27. April 2020.
- Arthur Rutishauser: Blochers teuerste Mission. In: Basler Zeitung. 16. Dezember 2011, abgerufen am 27. April 2020.
- Erik Hasselberg: Frühere Galionsfigur der UBS – Marcel Ospel stirbt im Alter von 70 Jahren. In: Bernerzeitung.ch. 26. April 2020, abgerufen am 16. Juli 2020.Zoé Baches: Marcel Ospel ist tot. In: Neue Zürcher Zeitung. 26. April 2020, abgerufen am 16. Juli 2020.
- European Banker of the Year. In: malekigroup.com. Archiviert vom Original am 11. November 2011; abgerufen am 27. April 2020.
- Dirk Schütz: Buchvorabdruck Marcel Ospel: Das System Ospel. In: Bilanz. 11. Mai 2007, abgerufen am 27. April 2020 (Auszug).
- Robert U. Vogler: Abrechnung mit Marcel Ospel. In: finews.ch. 4. Dezember 2015, abgerufen am 27. April 2020.
Hansueli Schöchli: Die UBS-Fusion hing an einem dünnen Faden. In: nzz.ch. 16. Januar 2016, abgerufen am 16. Juli 2020.