Marc Erwin Babej
Marc Erwin Babej (* 1970 in Frankfurt am Main) ist ein deutsch-US-amerikanischer Fotograf.
Leben und Werk
Babej wurde 1970 in Frankfurt am Main als Sohn einer Psychiaterin und eines Kinderarztes jüdischer Abstammung geboren. Er studierte an der Brown University Geschichte (A.B.), dann an der Columbia University Graduate School of Journalism (M.Sc). Seine Laufbahn begann er als Reporter beim Forbes Magazine in New York. Gleichzeitig schrieb er für die Feuilletons von Corriere della Sera, Die Zeit, Die Weltwoche und The Guardian.
Arbeiten
Babejs Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld der Sozialwissenschaften, Massenpsychologie und Medien. Seine Arbeit Mask of Perfection (2013) thematisierte das Verhältnis zwischen natürlicher Schönheit und dem Schönheitsverständnis der plastischen Chirurgie.[1] Die darauffolgenden Arbeiten befassen sich mit den Nachwirkungen historischer Ereignisse auf die Gegenwart: dem Fall der Sowjetunion in Chernogirls, und dem römischen Erbe Tunesiens in Africanae.[2] Seine besonders in Deutschland und Israel[3] viel beachtete Arbeit Mischlinge befasst sich mit den Konsequenzen der NS-Zeit auf nationale Identität in der Bundesrepublik Deutschland.
Stil
Babej arbeitet ausschließlich mit der Schwarz-Weiß-Fotografie, in der sich seine Farbenblindheit als Vorteil auswirkt. Seine Ästhetik orientiert sich am Film der 1930er und 40er Jahre – insbesondere an Orson Welles, Jean Renoir, dem Kameramann Gregg Toland und deren Deep focus cinematography. Mischlinge (2015) thematisiert dagegen die Ästhetik von Leni Riefenstahl.
Yesterday – Tomorrow
Babejs jüngste Arbeit,Yesterday – Tomorrow: A Work in Aspective Realism (2017) übersetzt die auf zeitlose Dauer und Beständigkeit angelegte ägyptische Kunst in die Gegenwart. Mehr als 50 wissenschaftliche und technische Mitarbeiter waren an der Arbeit beteiligt. Ein 13-köpfiges Team von Ägyptologen konzipierte und gestaltete in Zusammenarbeit mit Babej die „fotografischen Reliefs“, welche den Kern der Arbeit bilden: Christian Bayer und Oliver Gauert (Roemer- und Pelizaeus Museum Hildesheim), Laurel Bestock (Brown University), Roxana Flammini (Pontifica Universidad Católica de Argentina/CONICET), Salima Ikram und Mariam Ayad (American University in Cairo), Christian Loeben (Museum August Kestner), Juan Carlos Moreno García (Université Paris IV-Sorbonne), Matthias Müller (Universität Basel) Thomas Schneider (University of British Columbia), Regine Schulz (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Steve Vinson (Indiana University).[4] Das Vorwort des Buches wurde von Babejs Mentor, Roger Ballen, verfasst.
Aspektivischer Realismus
Yesterday – Tomorrow nimmt die komplexe Bildsprache des antiken Ägypten auf und aktualisiert sie in fotorealistischen Medien. Dabei adaptiert Babej die auffälligste Besonderheit altägyptischer Kunst: die als „aspektivisch“ bezeichnete gleichzeitige Darstellung des menschlichen Körpers aus verschiedenen Perspektiven wie Frontal- und Seitenansicht. Der neu begründete Kunststil wird von Babej als aspektivischer Realismus bezeichnet und von den beteiligten Ägyptologen als „Wiedergeburt ägyptischer Kunst nach 2000 Jahren, und ihre Weiterentwicklung in fotorealistischen Medien“ betrachtet.[5]
Ausstellungen
- 2017: Yesterday – Tomorrow, Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim
- 2016: Paris Photo
- 2016: Mischlinge, Kreismuseum Wewelsburg
- 2015: Mischlinge, Historisch-Technisches Museum Peenemünde[6]
- 2015: Paris Photo
- 2015: Mischlinge, Galerie m2a, Dresden
- 2015: Chernogirls, AB Gallery, Luzern, Schweiz
- 2014: Paris Photo
- 2014: Mask of Perfection, Paris Photo, Paris, Frankreich[7]
- 2014: Mask of Perfection, Clarinda Carnegie Art Museum, Clarinda, Iowa[8]
- 2014: Körpereingriffe/Mask of Perfection, Lebensspuren Museum, Wels, Österreich[9]
Weblinks
- Offizielle Homepage (englisch)
- Yesterday – Tomorrow Buch (deutsch und englisch)
- Fotoserie über Deutsche: Wir sind Mischlinge. Essay, Fotos und Video auf Spiegel Online vom 11. November 2014
- “Wir sind alle Mischlinge”: Die provokanten Fotos von Marc Erwin Babej. Video in Aspekte vom 21. November 2014
- Fotograf Marc Erwin Babej „Wir setzen Pegida etwas entgegen“ Interview in Die Zeit vom 21. Januar 2015
Einzelnachweise
- Marc Erwin Babej’s Mask of Perfection. In: American Photo. (americanphotomag.com)., 10. November 2014
- Marc Erwin Babej's Cinematic Exploration of Tunisian Society, 15. September 2014
- Using Nazi Settings and DNA Tests, Jewish Photographer Quashes 'the Fiction of German Blood', 29. Dezember 2014
- Marc Erwin Babej Yesterday – Tomorrow A Work in Aspective Realism – Kehrer Verlag. Abgerufen am 19. März 2017.
- Roemer-Pelizaeus Museum: Yesterday – Tomorrow. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 11. März 2017. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Mitteilung zur Mischlinge-Ausstellung (Memento vom 19. Januar 2017 im Internet Archive)
- Profil Babejs auf parisphoto.com
- Mitteilung zur Mask of Perfection-Ausstellung, abgerufen am 13. August 2015.
- Mitteilung zur Körpereingriffe/Mask of Perfection-Ausstellung (Memento des Originals vom 9. Oktober 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 13. August 2015.