Magdalenerinnen
Die Magdalenerinnen, Schwestern vom Orden der heiligen Maria Magdalena zur Buße, lat.: Ordo Sanctae Mariae Magdalenae de poenitentia (Ordenskürzel: OSMM), auch Sorores poenitentes, Büßerinnen genannt, sind eine katholische Ordensgemeinschaft.
Entstehung
Der Orden entstand um das Jahr 1230 im deutschen Sprachgebiet, gestiftet 1224 durch den Priester Rudolf von Worms in Worms und gilt als der älteste reine Frauenorden der katholischen Kirche. Er hatte zahlreiche Klöster in allen Teilen des Heiligen Römischen Reiches sowie in Ungarn und Polen. Patronin war Maria Magdalena, die bekehrte Sünderin aus dem Neuen Testament (Lk 8,3 ).
Getreu dem Vorbild ihrer Patronin war der Ordenszweck zunächst ein gemeinsames klösterliches Leben bußfertiger Straßendirnen und gefährdeter Frauen, ab ca. 1250 auch die Versorgung unverheirateter Angehöriger der bürgerlichen Familien. Zunehmend traten freiwillig büßende Frauen an die Stelle bekehrter Frauen.[1]
Die Magdalenerinnen lebten nach der Augustinusregel. Sie trugen weiße, einfache Kleider, schliefen bekleidet und gegürtet auf Stroh und einem wollenen Tuch und durften niemals Müßiggang pflegen. Wegen ihrer weißen Ordenstracht wurden sie auch „Weißfrauen“ genannt. Aufgrund der Umkehr und der Aufgabe ihres alten Lebenswandels nannten sich die Schwestern auch „Reuerinnen“ (poenitentes) oder „Büßerinnen“. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts gehörten etwa 70 Klöster zum Orden, der in vier Ordensprovinzen gegliedert war. Jedes Kloster war selbständig, der Gesamtorden wurde von einem Generalpropst (praepositus generalis) geleitet. Einige Klöster schlossen sich im Lauf der Zeit anderen Orden an, z. B. den Zisterziensern. Ende des 15. Jahrhunderts gab es noch etwa 40 Klöster.[1]
Geschichte
Deutscher Zweig
Durch die Reformation wurden die meisten Magdalenerinnenklöster bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts säkularisiert. Übrig blieben zwei in Schlesien gelegene Ordenshäuser in Naumburg am Queis und in Sprottau, dazu eines in Lauban (Oberlausitz) sowie eines im heute niedersächsischen Hildesheim. Nach der Gegenreformation gab es nach 1700 im schlesischen Neiße noch eine Neugründung.[2] Da es im Kloster Sprottau Probleme mit dem Unterhalt gab, wurde Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg um Erlaubnis gebeten, in Neiße ein neues Kloster errichten zu dürfen.[3] Dies wurde im Aufnahmebrief 1711 bestätigt. Vollkommen eingeführt wurden die Magdalenerinnen in Neiße im Jahre 1726. Mit Ausnahme des Klosters in Lauban wurden 1810 im Rahmen der Säkularisation alle Magdalenerinnenklöster zwangsweise vom preußischen Staat und im Falle von Hildesheim dem Königreich Westphalen aufgehoben und das Klostergut eingezogen.
Bis 2004 existierte noch ein letztes Kloster der deutschen Magdalenerinnen in Seyboldsdorf im niederbayerischen Landkreis Landshut, das auf Schwestern zurückgeht, die 1945 aus dem Magdalenerinnenkloster Lauban vertrieben wurden. Das Kloster wurde schließlich wegen Überalterung des Konvents und mangelnde Aussichten auf Ordensnachwuchs aufgegeben. Die verbliebenen Schwestern lebten von da an in einer Altenpflegeeinrichtung in Obernzell an der Donau. Die letzte Magdalenerin des deutschen Ordenszweiges verstarb im Juli 2016.[4] Am 31. März 2017 wurde das Kloster auch als Körperschaft des öffentlichen Rechts aufgelöst.[5]
Polnischer Zweig
Es existiert heute noch der polnische Zweig der Magdalenerinnen, denen das gleiche Statut wie einst den deutschen Schwestern zugrunde liegt. Da das Gebäude der Schwestern 1945 im Kampf um Lauban ausgebombt und nach dem Krieg abgetragen wurde, übernahmen die Magdalenki dort das ehemalige Antoniusstift. Seit den 1990er Jahren existiert ein Filialkloster in Bayreuth, das auf Initiative von Dekan Siegbert Keiling, einem gebürtigen Laubaner, unter dem Patronat des hl. Benedikt gegründet wurde. Seit 2009 haben die polnischen Magdalenerinnen eine Niederlassung in Erfurt. Sie sind mit der Versorgung der Theologiestudenten im dortigen Priesterseminar betraut.
Trivia
In der ARD-Fernsehserie Um Himmels Willen sind die „Nonnen“ des „Klosters Kaltenthal“ Magdalenerinnen. Den Habit der Magdalenerinnen tragen sie jedoch nicht, sondern einen fiktiven.
Siehe auch
Literatur
- Karl Suso Frank: Magdalenerinnen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, Sp. 1182.
- Kurt Köster: Mainz in der Geschichte des Reuerinnen-Ordens. In: Jahrbuch für das Bistum Mainz, Jg. 3 (1948), S. 243–272.
- Paul Skobel: Das Jungfräuliche Klosterstift zur Heiligen Maria Magdalena von der Buße zu Lauban in Schlesien von 1320–1821. Hrsg. und ergänzt bis zur Gegenwart von Edmund Piekorz. Konrad Theiss, Aalen und Stuttgart 1970.
- Jörg Voigt: Beginen im Spätmittelalter. Frauenfrömmigkeit in Thüringen und im Reich. Böhlau, Köln 2012, ISBN 978-3-412-20668-0 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe, Band 32; Dissertation Uni Jena 2009).
Weblinks
- Martin Armgart: Reuerinnen. In: Historisches Lexikon Bayerns. 19. Februar 2018, abgerufen am 21. Februar 2018.
Anmerkungen
- Karl Suso Frank: Magdalenerinnen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997, Sp. 1182.
- Anton Rathsmann: Fragmente aus der Geschichte der Klöster und Stiftungen Schlesiens von ihrer Entstehung bis zur Zeit ihrer Aufhebung im November 1810. Graß & Barth, Breslau 1811.
- Ferdinand Minsberg: Geschichtliche Darstellung der merkwürdigen Ereignisse in der Fürstenthums-Stadt Neisse. Hennings, Neiße 1834. S. 173–174.
- Rudolf Lehner: Die letzte Schwester vom Orden der Magdalenerinnen. In: Landshuter Zeitung vom 15. Juli 2016, S. 21.
- Orden und kirchliche Vereinigungen mit der Eigenschaft einer Körperschaft des öffentlichen Rechts - Bürgerservice. Abgerufen am 24. März 2018.